Oberliga

Geführt, bitter bestraft – und ein Standard zieht endgültig den Stecker

Rugenbergen muss sich Sasel nach 1:0 mit 1:4 geschlagen geben

31. Oktober 2019, 19:11 Uhr

Gleich zappelt die Kugel im Netz: Sasels Stefan Winkel (re.) bezwingt Patrick Hartmann zum 2:1. Foto: KBS-Picture.de

Einen Moment lang sah es so aus, als läge die Überraschung in der Luft. Doch dann war es wirklich so, dass dieser Augenblick nur ein kurzer blieb: Nach 42 Minuten ging der SV Rugenbergen in seinem Heimspiel gegen den TSV Sasel in Führung. Der immer wieder gern genommene psychologisch wichtige Zeitpunkt kurz vor der Pause. Die Mannschaft von Andelko Ivanko hätte mit der Führung im Rücken in die zweite Halbzeit gehen und dort vielleicht nachlegen können. Wie gesagt: hätte – tat sie aber nicht. Denn es sollte alles ganz anders kommen.

Denn kaum hatte Rugenbergen nach dem Treffer durch Patrick Hoppe, der nach einer scharfen Hereingabe im Zentrum einen Haken schlug und mit seinem Schuss zum 1:0 erfolgreich war, das Jubeln eingestellt, da machte sich auf Seiten der Gastgeber Trauerstimmung breit. Denn die Ivanko-Kicker erwischte es bitter: Die Uhr zeigte die 45. Minute an, als eine Rechtsflanke in den SVR-Strafraum geschlagen wurde. Sven Worthmann versuchte, mit dem Kopf zu klären, doch das misslang. Die Nummer 14 der Haushgerren touchierte die Kugel, wodurch Teamkollege Jan Schrage nicht mehr verteidigen konnte und Lukas-Gabriel Kourkis zum Ausgleich traf.

Doppelschlag noch vor der Pause egalisiert SVR-Fühung

Proteste: KIlian Utcke (vo.) will nicht wahrhaben, dass sein Treffer wegen einer Abseitsstellung nicht zählt. Foto: KBS-Picture.de

Wie gewonnen, so zerronnen also aus SVR-Sicht. Doch es sollte noch eine Spur schlimmer für die Hausherren kommen – in der zweiten Minute der Nachspielzeit, um genau zu sein. Stefan Winkel hielt nach einer Hereingabe am zweiten Pfosten seinen Schädel hin – drin, 2:1 für die Mannschaft von Trainer Danny Zankl, die damit binnen zwei Zeigerumdrehungen das Match gedreht hatte. Sasel fiel zuvor zunächst nicht viel ein, doch dann brachte der Gast eben einfach zwei Mal Tempo ins Spiel – und schon funktionierte es in einer Partie, die bis dahin wenig Torgefahr von beiden Seiten gesehen hatte.

Das sollte sich ändern: Die Menge der Toraktionen nahm nach dem Seitenwechsel auf beiden Seiten zu, die größeren Chancen hatte weiterhin Rugenbergen (siehe Live-Ticker). Der Ivanko-Equipe wurde zwischenzeitlich sogar ein Treffer von Kilian Utcke, der nach einem Schuss von Jaques Rodrigues de Oliveira im Abseits stand, zu Recht nicht anerkannt. Nikolaj Rörström traf überdies den Pfosten. Und Sasel? Nun, der TSV machte das, was eine Spitzenmannschaft auszeichnet: die Ruhe bewahren, sich nicht aus dem Konzept bringen lassen – und die Tore erzielen. So zum Beispiel durch eine Standardsituation, die dem SVR endgültig den Stecker zog: Jean-Lucas Gerken verlängerte einen Freistoß nach 73 Minuten zum 3:1 für die Zankl-Elf per Kopf ins Netz. Winkel ließ anschließend nach 81 Minuten zwei Mann stehen, und traf aus halblinker Position mit rechts ins lange Eck zum Endstand.

Rugenbergen-Coach Ivanko schiebt Frust und „verliert langsam den Glauben“

Taänzchen an der Seitenlinie: Jaques Rodrigues de Oliveira gegen Daniel Lichy (li.). Foto: KBS-Picture.de

„Es ist wie immer bei uns, mir fällt nichts mehr ein. Es läuft alles gegen uns, das habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt“, erklärte Rugenbergens Coach Andelko Ivanko nach dem Match gegenüber „amateur-fussball-hamburg.de“ und ergänzte: „Ausgerechnet kurz vor der Halbzeit kassieren wir den Doppelschlag. Das Tor von Kilian zählt in der zweiten Halbzeit nicht, Nikolaj trifft nur die Latte und auf der Gegenseite geht eine Murmel rein. Vielleicht sollten wir zu Hause auf dem Sofa sitzen und der Ball fliegt dann mit dem Wind rein.“ Er verliere, so Ivanko weiter „langsam den Glauben. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Der Frust bei uns ist sehr groß.“ Sasel-Übungsleiter Danny Zankl konstatierte derweil: „Wir sind der verdiente Sieger, auch wegen der Kaltschnäuzigkeit. Zunächst laufen wir in einen ganz dummen Konter, kommen dann aber überragend zurück. Auch wenn die Tore knapp waren, führen wir dann verdient zur Halbzeit. Unter den Bedingungen war es nicht selbstverständlich, dass wir bei Rugenbergen gewinnen.“


Jan Knötzsch