Oberliga

Gebrochen, gegipst, getroffen - und seinen TuS "gerettet": Elf Grünewalds müsst ihr sein!

19. November 2022, 18:19 Uhr

Christopher Grünewald (re.) - hier im Duell mit Curslack-Torschütze Louis Jacobs - war der überragende Mann auf dem Platz und an ALLEN Situationen der Gäste direkt beteiligt. Foto: Kormanjos

Es lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, als ein in der ersten Halbzeit bereits gänzlich abgeschriebener, unterirdisch auftretender und ohne jegliche Körperspannung sowie Leidenschaft über den Platz wankender TuS Osdorf urplötzlich die ganz dicke Chance auf den siegbringenden "Lucky Punch" hatte (alle Highlights im LIVE-Ticker zum Nachlesen). Ein sensationeller Außenrist-Pass von Robin Schmidt brachte den überragenden Christopher Grünewald auf dessen rechter Seite in Aktion. Die folgende flache und unheimlich scharfe sowie präzise Hereingabe fand den Fuß des eingerückten Papa Ndiaye. Dieser kam innerhalb des "Fünfers" komplett unbedrängt zum Abschluss, jagte das Spielgerät aber über das Quergebälk. Schluss!

Robin Schmidt (li.) im Kampf um den Ball mit SVCN-Akteur Frank Donkor Marfo. Foto: Kormanjos

Auch zwei Minuten später, kurz bevor Referee Kevin Rosin dem Treiben ein Ende setzte, raufte sich Antonio Ude, Co-Trainer der "Blomkampler", noch die Haare. Der einstige Top-Stürmer konnte es immer noch nicht fassen, dass das Runde nicht den Weg ins Eckige fand. "Den mach' ich mit 50 noch im Rollstuhl!", haderte Ude an der Seitenlinie - während Ndiaye selbst genau wusste, dass er den Ball unter normalen Umständen vermutlich im Schlaf ins gegnerische Gehäuse befördert. Aber: Was ist in der aktuellen Konstellation schon normal? Denn: Normalerweise hätte das Oberliga-Schlusslicht dem Vorletzten schon im ersten Abschnitt den Garaus machen müssen!

Curslack spielt Osdorf an die Wand - Hadj überbietet sich im Unvermögen

BIs zur 73. Minute verfolgte SVCN-Spielertrainer Marcello Meyer (li.) das Geschehen von der Bank aus, dann wechselte er sich selbst ein. Foto: Kormanjos

Luca Winterfeld, der ein kapitales Rückpass-Geschenk von Felix Woldt dankend annahm und bestrafte (6.), sowie Louis Jacobs, der eine scharfe Hereingabe von Moritz Kühn mit dem langen Bein in die Maschen drückte (21.), sorgten für eine scheinbar beruhigende 2:0-Führung. Von Osdorf kam lange Zeit gar nichts. Erschreckend, angesichts der Ausgangslage und Bedeutung des Spiels! Die Gäste waren mit dem Ergebnis sogar noch bestens bedient, weil insbesondere Fares Hadj zwischen Unvermögen und purem Unglück kaum zu überbieten war: Auf der Linie gerettet (10.), Pfosten (15.), Latte (16.), freistehend an Tjark Grundmann gescheitert (39.)! Hadj allein hätte eine Vorentscheidung herbeiführen müssen!

"Geflickter" Grünewald geht voran

Osdorfs starker Antreiber Mehmet Eren (re.) bekommt Druck von "Geburtstagskind" Stjepan Brkic. Foto: Kormanjos

Stattdessen kam es so, wie es fast schon kommen musste, eigentlich aber gar nicht kommen konnte. Nach einem ruhenden Ball beförderte Christopher Grünewald die Kugel irgendwie aus dem Gewühl heraus ins Osdorfer Glück. Jacobs' Rettungsversuch war vergeblich - der TuS war aus dem Nichts zurück im Spiel (43.)! Und der 20-jährige Außenverteidiger avancierte auch in der Folge zum Blomkamp-Garanten für etwas Zählbares. Grünewald lebte auf und auch abseits des Platzes das vor, wofür Osdorf lange Zeit stand. Wie Chefcoach Bennet Krause im Nachgang verriet, brach sich der "Blondschopf" am Montag im Training einen Finger und ließ sich den Gips unmittelbar vorher abnehmen, um in diesem so immens wichtigen Spiel auflaufen und sein Team unterstützen zu können.

Brkic kontert Ausgleichstreffer

Vor allem in den zweiten 45 Minuten war es lange ein zäher Kampf - aber mit einem fulminanten Ende. Foto: Kormanjos

Nicht nur von der Einstellung, auch leistungstechnisch ging Grünewald voran - und stellte die eigentlich schon verloren geglaubte Partie nahezu im Alleingang auf den Kopf! Einen Chip-Pass von Georg Demircan über die Kette veredelte der robuste "Flügelflitzer" mit einem herrlichen Heber aus 16 Metern über den etwas zu zögerlich aus seinen Tor herausstürzenden Leon Giese hinweg - 2:2 (62.)! Die Antwort der Hausherren ließ aber nicht lange auf sich warten: Keine 120 Sekunden später war "Geburtstagskind" Stjepan Brkic nach Rogges Freistoß-Flanke fast von Höhe der Mittellinie zur Stelle, weil sich Osdorf defensiv einmal mehr dilettantisch anstellte (64.)!

Grünewald krönt Leistung - beinahe dreifach

Curslack-Verteidiger Hendrik Bombek (li.) steigt gegen Robin Schmidt in die zweite Etage. Foto: Kormanjos

Aber: Der TuS hatte ja einen unermüdlich ackernden und laufenden Christopher Grünewald. Acht Zeigerumdrehungen vor Ultimo, nachdem sein Kopfball von Witalij Wilhelm noch von der Linie gekratzt wurde, brachte ihn eben jener Curslack-Captain im eigenen Sechzehner ziemlich plump, ungestüm und unnötig zu Fall. Den fälligen Strafstoß verwandelte Mehmet Eren ganz sicher zum 3:3 (83.)! Und in den Schlusssequenzen des Oberliga-Keller-Gipfels war es zunächst abermals Grünewald, dessen Dropkick-Kracher am Außenpfosten landete (89.), und dann der eingangs schon erwähnte Ndiaye (90. +3), die noch die finale Pointe auf die Partie hätten setzen können. So blieb es aber beim Unentschieden, das keinem wirklich weiterhilft - oder um es mit den Worten eines SVCN-Offiziellen nach gut einer Stunde zu sagen: "Da hilft nur Saufen!"

Wie sah Osdorf-Trainer Bennet Krause die Partie, den Auftritt seiner Elf und die Punkteteilung?

SVCN-Spielertrainer Marcello Meyer im Interview:

Autor: Dennis Kormanjos