Fünf neue „Highflyer“ für Haimerl

BU II will „kein gefundenes Fressen“ sein

03. Juli 2018, 10:03 Uhr

Benjamin Cordes (re.) - hier mit Trainer Jan Haimerl - wechselt von Landesliga-Aufsteiger Düneberger SV zum Nord-Bezirksligisten BU II. Foto: Verein

„Wenn am Ende der vierte Tabellenplatz zu Buche steht, dann wird natürlich erstmal gesagt: ‚Guck mal, wen die alles neu dazu holen. ‘ Das bedeutet für viele automatisch: Es kann nur nach oben gehen. Aber genauso schnell kann es natürlich auch in die andere Richtung gehen“, versucht Jan Haimerl, Trainer des HSV Barmbek-Uhlenhorst II, die Erwartungshaltung ein wenig zu dämpfen. „Auch wenn ich es dieses Jahr nicht vorhatte, haben wir mit elf Neuen wieder einen kleinen Umbruch hinter uns. Das ist sicherlich nicht vorteilhaft. Unsere Mannschaft hat zwar ein Talent dafür, neue Spieler aufzunehmen – aber das muss sich auch erstmal finden“, fügt er an – und verkündet das nächste Quintett, das in der kommenden Saison seine sportlichen Zelte an der Dieselstraße aufschlagen wird.

Frisches Blut für die Defensive: Jan Carlo Wieland (li.) und Daniel Schöppner (re.). Foto: Verein

Dabei handelt es sich um Torhüter Pascal Marquardt (Rahlstedter SC), Benjamin Cordes (Düneberger SV), Alex Hooge (pausierte zuletzt, davor FC Voran Ohe), Jan Carlo Wieland (Heikendorfer SV) und Daniel Schlöppner (zuletzt vereinslos). Zu den genannten fünf Akteuren gesellen sich noch Hannes Mittig (WSV Tangstedt), Paul Greiner, Jorrit Krehut (beide eigene A-Jugend), Jonas Wesemann (SV Beckum, Maximilian Reckendorf (SC Vlotho) und Timo Stark (Düneberger SV). Speziell in der Defensive war Haimerl zum Handeln gezwungen. Denn: Vereins-„Urgestein“ Marco Hirsch wird die Barmbeker „spätestens ab Dezember“ in Richtung USA verlassen, Lukas Müller zieht’s ab „Ende August für zwölf Monate nach Lissabon und Anthony Erhijakpor hört mit dem Fußball auf. Zudem wird der offensivere Juri Fritze, ebenfalls ab Ende August, für sechs Monate auf Asienreise gehen. „Christophe Mandji ist der einzige, der von den Leuten hinten in der Kette, in der Vorsaison schon dabei war“, so Haimerl, der daraufhin mit Jan Carlo Wieland und Daniel Schlöppner zwei Neue für die Defensive gewinnen konnte. „Das sind zwei Kanten, die wissen, wie der Hase läuft. Beide haben in ihrer Heimat mindestens Bezirks- oder Landesliga gespielt haben. Carlo war sogar in der Oberliga Schleswig-Holstein aktiv, dort Kapitän und kommt mit Führungsspieler-Erfahrung.“

Hooge-Wechsel: „Liebe auf den zweiten Blick“

Bei der Verpflichtung von Alex Hooge ist hingegen eher von „Liebe auf den zweiten Blick“ zu sprechen. „Der Kontakt kam über unseren Spieler Nico Hofmann, der mit ihm in Trittau zusammengespielt hat, zustande“, verrät Haimerl und präzisiert dann: „Er hat auch den Kontakt zu Alex Beis hergestellt, der bei Eintracht Lüneburg spielt und dort die letzten fünf, sechs Jahre Kapitän der Ersten Mannschaft war, zu dieser Saison aber etwas kürzer treten wollte. Er war einer der Stürmertypen, auf den ich Bock hatte.“ Sowohl Beis als auch Hooge schauten sich daraufhin das Spiel von BU II gegen Falke an. „Da haben wir kurz gesprochen – aber dann hat sich von beiden eigentlich nur Alex Beis im Nachgang gemeldet.“ Allerdings: Nachdem Mike Borkowski etwas kürzer treten wollte und nun in die eigene Dritte wechselt, „kam Alex Hooge wieder ins Spiel“, so Haimerl. „Man hat bei den Trainingseinheiten, die er vor der Entscheidung mitgemacht hat, schon gesehen: Der hinterläuft sofort, ist defensiv orientiert, schnell und fit. Aber es war halt schwierig, da man schon drei Jungs auf der Position hatte.“ Schlussendlich kam es dann so, dass „Beis beruflich nach Stuttgart geht und Alex Hooge zu uns kommt. Man hat schon in der Vorbereitung gesehen, dass er von seinem Fitnesslevel in den vorderen Regionen anzusiedeln ist und zudem auf beiden Seiten spielen kann – ob nun hinten links, rechts oder auch auf der Sechs.“

„Vince wollte einen Konkurrenten, der besser ist“

Alex Hooge (li.) kickte vor seiner Pause beim FC Voran Ohe. Foto: Verein

Eine für Bezirksliga- und BU II-Verhältnisse „bombastische Verpflichtung“ ist Jung-Keeper Pascal Marquardt, der am Wochenende beim „Battle of Barmbek“ bereits sein Debüt zwischen den Pfosten gab und den Kasten im ersten Spiel standesgemäß sauber hielt. „Den Kontakt hat Louis Mandel, der mit ihm in Rahlstedt zusammengespielt und nun zu uns in die Liga gewechselt ist, hergestellt. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar“, erklärt Haimerl. „Man darf nicht vergessen, dass wir mit Stephan Hölscher jahrelang einen regelrechten Platzhirsch hatten, wo auch kein Keeper Bock hatte, an ihm vorbeizukommen. Letztes Jahr hat da ein kleiner Umbruch auf der Position stattgefunden – und den hat Vincent Driessen für sich genutzt. Ich wollte einen Keeper haben, der mindestens auf Augenhöhe mit ihm ist“, gibt der Coach zu Protokoll, „und ob man es glaubt oder nicht, es war auch der Wunsch von Vince selbst. Er hat mir gesagt, dass er am liebsten einen hätte, der besser ist als er, damit er ihn ‚jagen‘ kann.“ Zu Marquardt sagt Haimerl: „Er hatte auch einige Anfragen aus der Landesliga und ist allein schon von der Körpergröße her eine Erscheinung. Aber er muss bis Anfang September mit der Bundeswehr ein Truppenpraktikum an der polnischen Grenze machen und steht uns im Trainingsbetrieb aktuell nicht zu Verfügung, ist aber an einigen Wochenenden trotzdem da. Aktuell haben wir es mit dem Torwart unserer Dritten aufgefangen.“

„Es ist unsere Aufgabe, Spieler hochzugeben, wenn sie sich zu Highflyern entwickeln“

Eine nicht minder bemerkenswerte Verpflichtung ist Benjamin Cordes, der von Landesliga-Aufsteiger Düneberger SV zum Nord-Bezirksligisten stößt und auch etliche höherklassige Angebote hatte. „Da freue ich mich wirklich wahnsinnig drüber!“, schwärmt Haimerl und meint auf Nachfrage, ob Cordes einer der Spieler werden könne, der nach der Saison zu den positiven Erscheinungen der Liga gehöre: „Das könnte passieren, ja. Aber auch er muss sich hier erstmal zurechtfinden.“ Und weiter: „Er hat einmal bei uns mittrainiert, das hat mir gereicht. Der Junge hat in der Bezirksliga eigentlich nichts zu suchen. Der gehört mindestens in eine Top-Mannschaft der Landesliga. Er ist ein Spieler, dem man viel Vertrauen schenken muss – das bekommt er auch. Und er ist so ein ähnlicher Kandidat wie Paul Smit (hat gerade den Sprung aus der Zweiten in die Liga geschafft; Anm. d. Red.). Das ist unsere Aufgabe, die Spieler irgendwann hochzugeben, wenn sie sich zu ‚Highflyern‘ entwickeln.“ Apropos „Highflyer“: Wer könnten denn die nächsten Paul Smits werden? „Da sind zwei, drei Spieler, denen ich das zutraue, die vielleicht aber gar nicht immer zwingend wollen. Für mich ist Louis Rytina seit Jahren ein Typ, der da hingehört und es von seiner Art her auf jeden Fall spielen könnte, wenn es denn auch beruflich bei ihm passen würde. Auch Christoph Olbrich traue ich das durchaus zu, weil er ein richtig guter Linksfuß ist, und Vincent Driessen, bei dem es aber wegen Studium und Job schwierig ist. Klar kann man bei ihm sagen, dass er ein paar Zentimeter zu klein ist, aber er hat das Potenzial.“

„Die Mannschaft ist in allen Bereichen besser“

Der hoch veranlagte Pascal Marquardt (li.) soll sich mit Vincent Driessen um den Platz zwischen den Pfosten duellieren. Foto: Verein

Und dann wäre da auch noch ein Hannes Mittig, der mit Driessen zusammen in Tangstedt kickte. „Hannes ist eine Vollrakete. Er hat sich am Ende in Tangstedt unwohl gefühlt. Er ist das Pendant zu Christoph Olbrich. Ich plane ihn auf der rechten Seite ein. Auch er ist längst noch nicht am Ende seiner Entwicklungsfähigkeit angekommen.“ Ein gutes Stichwort. Denn auch die Mannschaft hat in diese Richtung noch reichlich Potenzial. „Ich glaube, wenn wir letztes Jahr nicht so einen bescheidenen Start gehabt hätten, dann hätte es vielleicht am Ende auch ein wenig anders ausgesehen und wir wären etwas näher dran gewesen – zumindest Dritter. Es ist natürlich so, dass die Jungs da oben – in die Tabellenregion von Platz eins bis Platz fünf – auch hinwollen. Und ich glaube auch, dass die Mannschaft in allen Bereichen besser ist als in der Vorsaison – auch wenn uns ganz vorne noch immer etwas fehlt.“ Realistisch betrachtet sieht Haimerl für seine Mannen eine Platzierung zwischen „Eins und Sechs“ – wenngleich er anfügt: „Ich bin keiner, der da jetzt irgendwie den Mund aufmacht und sagt: ‚So, jetzt greifen wir an. ‘ Das ist dann immer auch ein gefundenes Fressen für die Gegner. Es wird schwer, denn die Staffel ist stark…“


„Der ETV ist Favorit“

Besser als letzte Saison? „Ja, ich finde schon. Vicky hat richtig gute Leute geholt. Bei Sperber sollen zwei gute Jungs aus höheren Ligen dazu gekommen sein. Falke wird definitiv oben mitspielen. Alsterbrüder ist für mich der Geheimfavorit. Auch wenn Sasel II auf Understatement macht, wenn sie zehn Spieler aus einer sehr guten A-Oberliga, die gerade aufgestiegen ist, hochziehen, die unter Nico Zankl viel gelernt haben, wird auch ein Schritt nach vorne gemacht werden. Hinzu kommt immer die eine oder andere Überraschung. Der ETV ist und bleibt aber der Favorit.“

Abgänge: Mike Borkowski (eigene Dritte), Anthony Erhijakpor (Karriereende), Rene Schümann (E. Lokstedt II), David Finke (GW Eimsbüttel), Jan Sell, Yannick Wrage, David Thüning (alle Ziel unbekannt), Dominique Kottke (Alte Herren),
Paul Smit (eigene Liga)

Autor: Dennis Kormanjos