Oberliga

Fix! A(h)l(ter) Schwede, „Ahli“ - Dassendorf holt Drittliga-Spieler!

28. August 2020, 05:24 Uhr

Ein prominenter Neuzugang am Wendelweg: Dassendorf-Sportchef Jan Schönteich (li.) freut sich über die Verpflichtung von Maximilian Ahlschwede. Foto: Knull

Er sei „eine echte Identifikationsfigur“. Ein Spieler, der „sich auf dem Platz immer voll reinhaut und nie an Einsatzbereitschaft vermissen lässt“, freute sich Martin Pieckenhagen, ehemaliger Bundesliga-Torwart des HSV und aktueller Sportvorstand beim FC Hansa Rostock, Ende Mai des Jahres darüber, dass er mit Maximilian Ahlschwede einen absoluten Leistungsträger für ein weiteres Jahr an den Drittliga-Sechsten binden konnte. Der 30-Jährige, gebürtig aus Bad Oldesloe, führte die „Kogge“ zwischenzeitlich sogar als Kapitän aufs Feld und kam in der gerade zu Ende gegangenen Saison in 32 Partien (vier Tore/zwei Vorlagen) zum Einsatz.

Bei der TuS Dassendorf wird Maximilian Ahlschwede das Trikot mit der Nummer 33 überstreifen. Foto: Bode

Doch am 29. Juli ließ Hansa Rostock die Katze aus dem Sack: „Abschied aus dem Profifußball: Maximilian Ahlschwede geht von Bord der Kogge“, verkündete der Drittligist, dass der ehemalige Akteur von Arminia Bielefeld, Kickers Offenbach, Wehen Wiesbaden und den Würzburger Kickers „seine Profikariere beenden und in seine Heimat Hamburg zurückkehren wird, um in den Familienbetrieb seiner Eltern einzusteigen“. Weiter hieß es auf der Homepage der Rostocker dazu: „Ursprünglich wollten der F.C. Hansa und der 30-jährige Routinier gemeinsam in die neue Saison gehen und hatten die Zusammenarbeit vorzeitig bis zum 30.06.2021 verlängert. Der Verein ist nun dem Wunsch des Verteidigers nachgekommen, den Vertrag aufzulösen.“ 


Martin Pieckenhagen, Vorstand Sport beim F.C. Hansa Rostock, sagte zum Abschied von Ahlschwede: „Wir bedauern es sehr, ‚Ahli‘ ziehen lassen zu müssen. Mit ihm geht einer unserer Leistungsträger, der bei den Fans, Mitarbeitern und innerhalb der Mannschaft gleichermaßen beliebt und anerkannt war und auf dem Platz immer alles für den FCH gegeben hat. Wir wissen, dass ihm diese Entscheidung alles andere als leicht gefallen ist. Seine Beweggründe sind allerdings absolut nachvollziehbar. Es gibt Situationen im Leben, in denen sich Prioritäten verschieben und die Familie über dem Fußball steht. Wir wünschen ihm für seinen neuen beruflichen Weg und natürlich auch privat alles Gute und danken ihm für seinen Einsatz an Bord unserer Kogge“, sprach er in den höchsten Tönen von Ahlschwede.

"Mir ist dieser Schritt sehr schwer gefallen"

Am Wendelweg soll Ahlschwede seine Erfahrung von über 230 Drittliga-Einsätzen einbringen. Foto: Bode

Dieser erklärte selbst zu seinem Abschied: „Zuerst möchte ich mich bei der Vereinsführung für die Reaktion auf meine Entscheidung bedanken. Mir ist dieser Schritt sehr schwer gefallen und ich hätte mir gerade nach unserer starken Rückrunde und den aktuellen Umständen einen anderen Abschied gewünscht. Ich bin unheimlich stolz, das Trikot der Kogge über so viele Jahre getragen zu haben. Ich bedanke mich bei allen rund um den Verein für die Unterstützung in der gemeinsamen Zeit. Hoffentlich sehen wir uns bald im Ostseestadion wieder!“


Manchmal sorgt das Leben dafür, dass sich gewisse Prioritäten verändern und verschieben. Ahlschwede hat dem Profi-Fußball „goodbye“ gesagt, doch so ganz kann er auch nicht ohne das runde Leder. Und deshalb wird er auch weiter die Buffer schnüren – und das im Hamburger Amateurfußball. Denn: „Ahli“ schlägt seine Zelte am Wendelweg auf!

Fix: "Ahli" schlägt in Dassendorf auf!

Am Donnerstagabend kam Ahlschwede bereits zu seinem ersten Einsatz für die TuS im Testspiel gegen Regionalligist Holstein Kiel II. Foto: Bode

Man sei „sehr stolz" so die Offiziellen der TuS Dassendorf über die Verpflichtung von Ahlschwede, der über reichlich Erfahrung aus 233 Einsätzen in der Dritten Liga für Arminia Bielefeld, Kickers Offenbach, Wehen Wiesbaden, Würzburger Kickers und vor allem für Hansa Rostock, wo er insgesamt fünf Spielzeiten zu Hause war und zeitweise auch als Kapitän auflief, verfügt". Der Neuzugang werde "zunächst bis 2023 für unsere Farben auflaufen, ist im gesamten Defensivverbund einsetzbar und somit sicher eine riesige Verstärkung. Wir sind hocherfreut, dass sich ein Spieler seiner Güte für unsere TuS entschieden hat", strahlt man am Wendelweg. Auch Trainer Jean-Pierre Richter zeigt sich begeistert: „Ich freue mich ganz besonders auf Maximilian, der bis vor einigen Wochen noch im Profifußball seine Qualitäten gezeigt hat. Wir werden sportlich und menschlich einen herausragenden Spieler mit seiner Erfahrung dazu bekommen, der dem Team, dem Verein und der Liga einen tollen Impuls bringen wird.“ Liga-Manager Alexander Knull springt in eine ähnliche Kerbe: „Mit Ahli konnten wir einen Spieler verpflichten, der seine Klasse seit Jahren höherklassig unter Beweis gestellt hat. Demnach sind wir extrem glücklich, dass so ein Spieler ab sofort in unserem Trikot aufläuft!“

Wir haben mit Maximilian Ahlschwede über seine Zeit beim VfL Wolfsburg, prominente Mitspieler, Erfolge, das besondere Verhältnis zu Hansa Rostock sowie seinen Wechsel zur TuS Dassendorf gesprochen...

Maximilian Ahlschwede über…

Eine gute Stunde war gespielt, als TuS-Trainer Jean-Pierre Richter (li.) seinen Neuzugang Maximilian Ahlschwede ins Rennen schickte. Foto: Bode

… seine Zeit in der Jugend beim VfL Wolfsburg: „Das liegt wirklich schon eine ganze Weile zurück (lacht). Aber zu der Zeit war der VfL Wolfsburg im Norden schon eine absolute Top-Adresse in der Jugend, die Strukturen waren aber noch nicht so gewachsen. Im ersten Jahr waren wir noch in Wohnungen untergebracht, im zweiten Jahr haben wir das erste VfL-Internat bezogen. Das war eine coole Zeit – nicht nur sportlich. Es war natürlich auch für mich der nächste Schritt – mit viel intensiverem und professionellerem Training und hin zu großer individueller Qualität. Das hat damals gut gepasst und ist hängengeblieben. Wenn ich heute zurückschaue, sind das Drumherum, die Erinnerungen an die Jungs und die Zeit, die wir da hatten, fast präsenter als der Fußball.“


… den Wechsel und die Zeit bei Arminia Bielefeld: „Ich bin damals mit Fabian Klos zusammen aus Wolfsburg zu Bielefeld gegangen. Er hat’s ganz gut hingekriegt (lacht). Wir sind mit Bielefeld aus der Zweiten Liga abgestiegen, hatten eine komplett neue Truppe und sind katastrophal gestartet. Stefan Krämer hat damals als Co-Trainer übernommen, ich war der jüngste Spieler in der Startelf und zu der Zeit noch sehr ungeduldig. Im Winter hat sich eine gute Möglichkeit aufgetan, nach Offenbach zu gehen, wo ich auch schon im Sommer hätte hinwechseln können. Das habe ich dann ein halbes Jahr später getan. Offenbach war zu der Zeit eher im Aufstiegsrennen als im Kampf gegen den Abstieg. Aber Arminia hat sich natürlich super entwickelt! All das sind Erfahrungen, die man macht. Ich bin mir eigentlich sicher, dass während meines Zwei-Jahres-Vertrages, den ich damals hatte, meine Chance sicherlich wieder gekommen wäre. Aber ich habe nach einem halben Jahr gesagt: Ich gehe nach Offenbach. Es gibt immer Gründe, warum man sich so entscheidet – und es ist müßig, irgendwelchen Entscheidungen hinterher zu trauern. Deshalb habe ich im Fußball gar nicht damit angefangen, etwas zu bereuen.“

In Wolfsburg und Bielefeld spielte Ahlschwede unter anderem mit dem jetzigen Arminia-Torjäger Fabian Klos zusammen. Foto: Bode

… seine Highlights bei Kickers Offenbach: „Ein Höhepunkt war sicherlich, dass wir mit Offenbach im DFB-Pokal ziemlich weit gekommen sind. Wir haben drei Runden überstanden und sind erst im Viertelfinale gegen Wolfsburg (1:2, der heutige Dassendorfer Marcel Lenz erzielte den Offenbacher Anschlusstreffer; Anm. d. Red.) ausgeschieden. KO-Spiele sind für einen Underdog einfach immer etwas Besonderes.“


… seinen größten sportlichen Erfolg: „Ich habe so viele Jahre in der Dritten Liga gespielt, ohne auf-oder abgestiegen zu sein. Ich bin mit Vielem wirklich ganz zufrieden – aber der große Coup ist ausgeblieben.“

… die prominentesten Mitspieler: „Bei Fabian Klos gucke ich gerne zu. Das freut mich einfach für ihn, dass er solch einen Weg hingelegt hat. In Wolfsburg war der Kader zu Magath-Zeiten noch relativ aufgebläht. Da kamen einige richtig gute Jungs runter. Es gab auch ein paar Trainingseinheiten, die ich bei den Profis mitmachen durfte, wo ich unter anderem mit einem Edin Dzeko trainiert habe. In Bielefeld habe ich noch mit Diego Demme zusammengespielt. Im ersten halben Jahr haben wir beide nicht so viel gespielt. Heute ist er bei Napoli und war Kapitän bei RB Leipzig. Ich durfte mit einigen richtig guten Jungs auf dem Platz stehen – und da gehören zum Teil auch richtig gute Drittliga-Spieler zu. Viele hätten es von den Anlagen her schaffen können, aber es hat immer ein gewisses Quäntchen gefehlt.“

… Hansa Rostock: „Viel Leidenschaft und eine sehr ausgeprägte Vereinsliebe. Das habe ich als ganz besonders empfunden! Egal wo man in der Region hinfährt, man trifft überall Leute, die mit Hansa verbunden sind, weil sie entweder aus der Region kommen oder Hansa-Sympathisant sind. Wenn ich daran denke, kriege ich wirklich Gänsehaut. Ich habe wahnsinnig gerne für den Verein gespielt. Vor allem im Ostsee-Stadion hatten wir einige richtig coole Spiele dabei.“

Autor: Dennis Kormanjos

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