Regionalliga Nord

Fionouke wieder fit – „Durfte schon bei den Profis mittrainieren“

23. April 2021, 14:28 Uhr

Nach langer Leidenszeit ist Manasse Fionouke zurück auf dem Platz und will bei Werder II wieder angreifen. Foto: Werder Bremen

Über die Jugendstationen Concordia Hamburg, Holstein Kiel und Niendorfer TSV zog es ihn in den Herrenbereich zum SC Victoria Hamburg. Unter der Regie des damaligen Vicky-Trainers Jean-Pierre Richter machte er gleich in seinem ersten Jahr in der Oberliga derart auf sich aufmerksam, dass unter anderem die Verantwortlichen des SV Werder Bremen auf ihn aufmerksam wurden und Manasse Fionouke im Sommer 2019 unter Vertrag nahmen. In der U23 des Bundesligisten entwickelte sich der Innenverteidiger auf Anhieb zum Stammspieler, stand in 13 von 17 Partien auf dem Platz – elfmal über 90 Minuten. „Ich war selbst überrascht, dass ich so viel gespielt habe“, gibt sich Fionouke ganz bescheiden.

Beim SC Victoria ging der Stern von Manasse Fionouke (li.) im Herrenbereich auf. Foto: Bode

03.11.2019: Vor fast 1000 Zuschauern auf der alt-ehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn kehrte Manasse Fionouke in die Hansestadt zurück. Mit der U23 von Werder Bremen gastierte das Abwehr-Talent bei Altona 93, wurde in der 78. Spielminute eingewechselt – und sollte seinen Teil dazu beitragen, die 2:0-Führung über die Runden zu schaukeln. Mit Erfolg. Zwar fingen sich Fionoukes Werderaner noch den Anschlusstreffer ein, verließen die „AJK“ aber als Sieger. Für den inzwischen 21-Jährigen, der in einigen Tagen seinen 22. Geburtstag feiert, ein besonderer Erfolg – aber zugleich auch der letzte Auftritt bis heute. Denn nur einige Tage später riss sich Fionouke im Training das Kreuzband. „Am Anfang war es schwer für mich“, erinnert er sich im Gespräch mit uns an den Moment zurück. „Es war nicht nur meine allererste schwere Verletzung, sondern hat auch zur ersten Operation geführt, die ich bisher hatte.“

„Aus der schwierigen Lage positive Dinge rausgezogen“

In seiner ersten Saison spielte sich Fionouke (2. v. re.) gleich in den Fokus von Werder Bremen. Foto: Bode

So hart die ersten Tage, Wochen und Monate auch waren, so sehr hat sich „Mana“ in der Zeit auch mit sich selbst beschäftigt und Kraft daraus gezogen. „Die Phase hat mir in dem Sinne geholfen, über gewisse Dinge nachzudenken. Ich habe mir die Zeit genommen, um aus der schwierigen Lage doch irgendetwas Positives rauszuziehen und Defizite zu verbessern“, erzählt er uns. Schnell habe ihn jedoch wieder der Ehrgeiz gepackt, „mein Bestes zu geben, um gesund und fit zurückzukommen“, sprühte er sofort wieder vor Tatendrang. „Andererseits kam mir Corona insofern entgegen, das ich dadurch nicht allzu viel verpasst habe.“

„Hat mich sehr gefreut, dass der Verein mit mir verlängert hat“

Für seinen früh verstorbenen Bruder will Fionouke das Ziel vom Sprung zum Profi weiter verfolgen. Foto: KBS-Picture.de

Ein weiterer nicht unwesentlicher Aspekt: Die Unterstützung von Seiten des Vereins. „Ich wurde so gut behandelt, dass ich schnellstmöglich fit auf den Platz zurückkehren kann.“ Und weiter: „Das Feedback war unheimlich positiv, damit hätte ich in der Form auch nicht gerechnet.“ So positiv, dass Werder den Kontrakt mit dem Verteidiger vorzeitig verlängert hat. „Es hat mich natürlich sehr gefreut, dass die Leistungen, die ich bis zu meiner Verletzung gebracht habe, den Verein überzeugt haben, den Vertrag mit mir zu verlängern – trotz meiner schwierigen Situation.“ Letzteres ist nach wie vor der Fall. Zwar ist Fionouke inzwischen wieder vollständig genesen – doch Corona verhindert eine Rückkehr in den regelmäßigen Spielbetrieb. Deshalb meint „Mana“ auch: „In der augenblicklichen Situation ist es schwer, wieder Fuß zu fassen – vor allem nach der langen Verletzung. Trotz alledem mache ich – zusammen mit der Mannschaft – das Beste aus der Situation.“

„Man bekommt die Chance, bei den Profis reinzuschnuppern“

Nicht nur in der Luft ist Fionouke (re.), der auch schon bei den Profis von Werder Bremen reinschnuppern durfte, kaum zu stoppen. Foto: KBS-Picture.de

Eine Situation, die durchaus bescheiden ist. Allein schon aufgrund der unklaren Lage und der ungewissen Zukunft. Dennoch ist Fionouke „überglücklich“, in Bremen gelandet zu sein. „Ich habe mich gut eingelebt und einen Kumpel wieder getroffen, mit dem ich damals schon in Niendorf zusammengespielt habe“, spricht er auf das Wiedersehen mit Torjäger Kebba Badjie an, der in acht Spielen bis zur Saison-Unterbrechung in der Regionalliga Nord fünf Treffer erzielte. Generell sei „das Leistungsniveau“ innerhalb der Mannschaft „sehr hoch“, so Fionouke. „Man wird gefordert und bekommt auch die Chance, mal bei den Profis reinzuschnuppern. Das ist natürlich eine super Sache und ich kann es nur jedem jungen Spieler nur empfehlen.“ Auch der ehemalige Victorianer durfte im vergangenen Jahr bereits das eine oder andere Mal beim Bundesliga-Team der Bremer mittrainieren. Und auch wenn Corona die Pläne aktuell ein Stück weit durchkreuzt, werden „Traum von Wunsch immer bleiben“, betont Fionouke. „Ein Freund hat mal zu mir gesagt: ‚Es gibt immer einen Weg nach oben.‘ Man hat immer mal schlechte Tage, aber ich bin gläubig und weiß: Es gibt für alles einen Grund und ein Ziel.“

„Verfolge das Geschehen in Hamburg noch“

Im November 2019 zog sich Fionouke (Mi.) im Training einen Kreuzbandriss zu - nun ist er zurück auf dem Platz. Foto: Werder Bremen

Und dieses Ziel verfolgt er – allein schon für seinen verstorbenen Bruder (HIER mehr dazu) – weiterhin mit vollem Ehrgeiz. Seine Rolle in der U23 schätzt der wiedergenesene Fionouke wie folgt ein: „Einerseits sehe ich mich als erfahrenen Spieler, gleichzeitig aber auch als jungen und willigen Spieler, der noch dazu lernen will.“ Denn auch der Deutsch-Togolese weiß: „Man kann von jedem Spieler etwas lernen – ganz egal, ob jung oder alt.“ Und auch seine Wurzeln hat er keineswegs vergessen: „Ich verfolge das Geschehen in Hamburg schon noch und habe dort auch einige Freunde in der Oberliga oder aus der Niendorf-Zeit. Wenn ich mal Zeit habe und in Hamburg bin, gucke ich mir auch das eine oder andere Spiel an“, verrät er uns – und möchte möglichst schnell mit seinen Bremern auf den Rasen zurückkehren, um seine ehrgeizigen Ziele weiter zu verfolgen. Und wer weiß – vielleicht wird Manasse Fionouke eines Tages das wohninvest WESERSTADION zu seinem sportlichen Zuhause machen…

Autor: Dennis Kormanjos