Kolumne

Falsche Einschätzungen in Buchholz? Falsche Worte in Meiendorf!

Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

12. August 2019, 16:11 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

In unserer Kolumne „Abpfiff“ greifen wir die wichtigsten Themen der vergangenen Woche im Hamburger Amateur-Fußball auf und kommentieren diese. In dieser Woche geht es um den bislang missglückten Start des TSV Buchholz 08 sowie Misstöne am Rande des Platzes beim Spiel zwischen dem Meiendorfer SV und dem FC Süderelbe.

Er hat große Ziele: Einen Platz unter den ersten Sechs will Marinus Bester erreichen, so hat der Neu-Coach des TSV Buchholz es vor der Saison angekündigt. Ebenso wie Bester schon im Februar 2019, als feststand, dass er ab dem Sommer den Trainerposten in der Nordheide übernehmen würde, im FussiFreunde-Video-Interview verkündet hatte, dass er über die Oberliga bestens im Bilde sei. Nun ist es ein leichtes, zu sagen: Das war dann wohl nichts. Denn: Zwei Unentschieden und eine Pleite stehen für die „08er“ bislang zu Buche. Aber: Die Niederlage gegen den TSV Sasel kann man kassieren, denn schließlich ist das Team von Danny Zankl eines, das man für ober(st)e Tabellenregionen auf dem Zettel haben muss. Die Remis gegen Bramfeld (2:2) nach einer eigenen 2:0-Führung (!) und zum Auftakt gegen den FC Süderelbe (4:4) sind hingegen schon Resultate, bei denen man sich wundern darf.

Buchholz muss Bester besser begreifen – und der Coach die Liga besser kennenlernen

Noch läuft's für Marinus Bester (re.) und den TSV Buchholz 08 nicht wirklich rund. Foto: Balle

Nun ist es nach drei gespielten Matches wahrlich zu früh, das Projekt Bester in Buchholz bereits als gescheitert oder als Fehleinschätzung abzustrafen, aber dennoch muss man sich an der „OKK“ die Frage gefallen lassen: Dauert es vielleicht doch länger, bist Bester sich in der Oberliga richtig auskennt? Hat er die Fähigkeiten seiner Mannschaft im Vergleich zu anderen vielleicht etwas zu optimistisch eingeschätzt? Gehen wir mal systematisch vor: Teutonia und Dassendorf sind die beiden Top-Favoriten, Vicky hat Ansprüche, BU ebenfalls. Sasel und Niendorf zählen auch zum erlauchten Kreis derer, die man in den Top Sechs ansiedeln kann. Curslack will im Idealfall mindestens Siebter werden. Nicht zu vergessen Concordia. Am Bekkamp schlummern immer noch leise Regionalliga-Gedanken. 

Nun haben fast all diese Vereine gegenüber dem TSV einen Vorteil: „T05“ und „Dasse“ sind individuell deutlich besser besetzt, Vicky ebenso – hier kennt Marius Ebbers, der zwar erst seit zwei Monaten Chefcoach ist, das Team aus der Vorsaison als „Co“. Sasel ist zwar eine junge Truppe, aber enorm eingespielt – und hat mit Danny Zankl einen der taktisch besten Trainer an der Linie. Niendorf ist im Gros ebenso bereits länger zusammen und hat seit Jahren die Philosophie ein und desselben Trainers verinnerlicht. Bei Cordi muss man Abstriche machen – Stichwort Umbruch. In Curslack ist man in der Entwicklung unter Trainer Matthias Wulff auch schon im zweiten Jahr und damit um eines weiter, als der TSV unter Marinus Bester. Hier müssen die Rädchen erst noch im Detail und besser ineinandergreifen, der Coach die Liga (noch) besser kennenlernen. Beides kann dauern – und am Ende einen Platz unter den ersten Sechs kosten.  

In der Flens-Arena wurde auf den Rängen eine Grenze überschritten

Wurde nach seinem Platzverweis von der tribüne aus verbal attackiert: Isaak Hoeling (Mitte). Foto: Both

Kommen wir damit zu etwas, auf das man nicht nur an dieser Stelle, sondern auch an dem Ort, wo es passierte und ebenso auf allen anderen Plätzen dieser und jeder anderen Stadt verzichten kann, soll und muss (!): Rassismus und solche sinnfreien Äußerungen wie denen desjenigen Zuschauers, der am Samstag Süderelbes Isaak Hoeling nach dessen Gelb-Roter Karte von der Tribüne aus entgegenrief, er solle „in seinen Käfig zurückgehen.“ Man sollte an dieser Stelle zwar die Contenance wahren und sich in dieser Kolumne nicht in falschen Worten verlieren, mit Verlaub sei aber der Hinweis erlaubt: Dümmer geht‘s nimmer! Egal, ob nun mit oder ohne die Geschichte des abgebrochenen Meiendorf-Spiels bei BU, als es um eine verbale Attacke auf Meiendorfs Kevin Heitbrock ging, zur Argumentation mit heranzuziehen. Ebenso wie Hoeling ist Heitbrock bekanntlich dunkelhäutig.

Allein schon, dass man dies überhaupt – hier um das Geschehen zu erklären – erwähnen muss, ist eigentlich schlimm. Hoeling ist, genau wie Heitbrock und jeder andere auch, in erster Linie ein Mensch. Da spielt es keinerlei Rolle, welche Farbe seine Haut hat. Und in einen Käfig gehört er schon gar nicht, geschweige denn, dass er in einen solchen zurückgehen muss. Hier wurde am Samstag aus den hinteren Reihen der Tribünen in der Flens-Arena eindeutig eine Grenze überschritten. Wer solch Sätze sagt, der ist mit seinem Gedankengut nicht nur ewig gestrig, sondern hat auf keinem Fußballplatz (!) irgendetwas zu suchen, und einen solchen geistigen Müll abzusondern. Dass der MSV den Rufer nicht identifizieren kann, weil keiner der beiden berichtenden Journalisten gesehen hat, von wem der Ausruf kam, sondern dieser nur gehört wurde, schmerzt. Diejenigen, die daneben saßen oder gesehen haben, wer es war, sollten dem Verein bei der Aufklärung helfen. So jemand verdient nur eines: Stadionverbot! Sofort! Und möglichst lange! 

Jan Knötzsch