Fairplay-Jadidi: „Der Fußballgott wollte das so und hat sich bedankt!“

Schiri Stello nimmt Rote Karte nach Jadidis Ehrlichkeit zurück

25. März 2017, 18:21 Uhr

Die Szene des Spiels: Referee Stello zeigt SCALAs Friedsam Rot. Vickys Danial Jadidi (2. v. li.) interveniert, woraufhin der Referee den Karton zurücknimmt. Foto: Hanno Bode

Es war eine Szene, die im Sport Seltenheitswert hat und dementsprechend große Anerkennung verdient: Beim Stand von 1:0 für den SC Victoria II gegen SCALA waren exakt 50 Minuten vorüber, als Danial Jadidi im Laufduell mit Christian Friedsam zu Boden ging und Schiedsrichter Benjamin Stello nicht lange zögerte, um dem Alstertaler, der zudem letzter Mann war, aufgrund dieser vermeintlichen Notbremse glatt Rot zu zeigen. Und was machte Jadidi – wohlgemerkt zu einem immens wichtigen Zeitpunkt des Spiels und obwohl sich sein Team mitten im Abstiegsstrudel befindet?

Jadidi erwiderte auf Nachfrage von Stello: „Ich habe direkt gesagt, dass es nichts war und ich selbst ins Straucheln gekommen bin.“ Ganz großes Fairplay! Schiri Stello nahm die Rote Karte daraufhin zurück, SCALA durfte zu elft weiterspielen, spendierte für die Ehrlichkeit reichlich Applaus und für Victoria II war die riesengroße Chance, auf 2:0 zu erhöhen, dahin! „Das gibt‘s wirklich nicht oft. Aber das ist auch eine Szene, die mir wichtig ist – dieser Fairplay-Gedanke. Wenn er wirklich nicht berührt wurde, dann muss er das auch zugeben. Das hat er gut gemacht“, lobte auch Gody Hoedoafia seinen Schützling hinterher und fügte an: „Ich habe auch im Kreis gesagt, dass wir Elf gegen Elf spielen und kein Schmu machen wollen.“

Nach Jadidis Fairplay-Geste: "Der Fußballgott wollte das so!"

Hier erzielt Jadidi (re.) unbedrängt das 3:0 für sein Team. Foto: Hanno Bode

Die Belohnung für den 19-Jährigen, der in der Hinrunde fünf Tore für die Liga-Mannschaft des SCV erzielte, folgte auf dem Fuße. Denn wenige Augenblicke nach jener Aktion bereitete Jadidi mit einem Pfostenschuss das 2:0 durch Philipp Wolpers vor (52.), ehe er das 3:0 höchstselbst markierte, als Angelo Diekmann vom rechten Flügel eine perfekt getimte Hereingabe ins Zentrum schlug (60.)! „Der Fußballgott wollte das so und hat sich auf seine Weise bedankt“, befand Hoedoafia, dessen Elf den Gästen in Halbzeit zwei überhaupt keine Chance ließ. Nachdem der erste Abschnitt noch weitestgehend ausgeglichen war und beide Teams zu je einer Großchance kamen – Moritz Peckmann (13.) köpfte auf der einen, Ata Yamrali (21.) auf der anderen Seite freistehend am Gehäuse vorbei – dauerte es in Hälfte zwei keine 100 Sekunden, bis Torjäger Daniel Tramm nach einem herrlichen Doppelpass mit Tim Renfordt aus halbrechter Position ins lange Eck zur Führung einschoss (47.)!

"Wollten den Gegner unbedingt mit unten reinziehen"

Nach dem 0:3 wachte der SC Alstertal-Langenhorn plötzlich wieder auf. Erst verpasste Florian Kurzberg nach uneigennützigem Querpass von Maikel Papke den Anschluss (70.). Doch wenig später konnte der eingewechselte Papke – in Folge einer präzisen Yasini-Flanke von rechts – zum 1:3 abstauben, nachdem Christoph Gehr an Vicky-Schlussmann Tim Schulze scheiterte (72.)! Spannend wurde es aber nicht mehr. Denn die Mannen vom Lokstedter Steindamm vergaben nun einige Möglichkeiten, ehe Luca Ernst in der Schlussminute mit einer ganz edlen Körpertäuschung ein erneutes Diekmann-Zuspiel zum Endstand einschoss (90. +1)! „Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden. Denn wir haben das Spiel dominiert und den Ball gut laufen lassen. Der Gegner hatte wenig Zugriff, was nicht despektierlich gemeint ist, sondern einfach nur heißen soll, dass wir es gut gemacht haben“, zeigte sich Hoedoafia hochzufrieden. Vor allem, weil es „uns sehr wichtig war, den Gegner unbedingt mit unten reinzuziehen. Für uns stehen jetzt nur noch Endspiele an.“

"Wer keine 36 Punkte hat, der ist Absteiger Nummer eins!"

Verhinderte in der Schlussphase eine noch deutlichere Niederlage: SCALA-Fänger Christian Hillmer. Foto: Hanno Bode

SCALA-Coach Holger Hanssen fand hingegen gewohnt deutliche Worte – zunächst gar nicht zum Spiel, sondern zur „scheiß Winterpause!“ Denn: „Jetzt tritt genau das ein, wovor ich schon vor vier, fünf Wochen gewarnt habe. So viel Erfahrung habe ich mittlerweile.“ Die Gründe für das aktuelle Formtief: „Zu wenig Trainingsbeteiligung. Eine Grippewelle, die ich so noch nicht erlebt habe. Und wir sind einfach nicht in der Form der Hinrunde, uns fehlt mal ein Erfolgserlebnis. Wenn du hier einen Dreier geholt hättest, dann gehst du locker zum Training, hast richtig Bock und holst noch neun Punkte. Aber so musst du zusehen, überhaupt einen zu holen. Denn irgendwann wird es auch eine Kopfgeschichte.“ Da es gegen einen „Mit-Konkurrenten“ ging, schmerzt die Pleite umso mehr. „Es war ganz wichtig, dass Victoria die Punkte nicht alle hierbehält – aber genau so ist es gekommen. Allerdings ist es auch immer eine Wundertüte gegen zweite Mannschaften, die mal eben vier, fünf Spieler von oben runter schicken. Aber wer keine 36 Punkte hat, der ist Absteiger Nummer eins – ganz egal wie er heißt und wo er steht. Das spielt überhaupt keine Rolle. Ich bin mir total sicher, dass Victoria weg gewesen wäre, wenn sie verloren hätten. So sind sie aber wieder dabei. Auch Sternschanze haben wir wieder zum Leben erweckt. Die Kontrahenten tun momentan mehr dafür und spielen einfacher. Deshalb brauchen wir ein Erfolgserlebnis!“ Dennoch bleibt Hanssen optimistisch: „Es sind noch neun Spiele und die Jungs sind ja nicht schlechter geworden.“

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel

Autor: Dennis Kormanjos