Oberliga-Abstiegsrunde
„Es wäre auch für die Oberliga sehr traurig, wenn dieser Traditionsverein absteigt“
BU-Coach Jan Haimerl macht keinen Hehl aus seiner Gefühlswelt und nimmt seine Spieler in die Pflicht. Foto: noveski.com
Droht dem Hamburger Traditionsverein, einem der größten Schwergewichte in der Hansestadt, tatsächlich der Absturz in die Landesliga? Fakt ist, dass die Formkurve alles andere als für BU spricht. Und das nicht erst seit vergangenem Sommer. „Da hat man sich ja schon über uns lustig gemacht, ob BU nun 100 oder 200 Gegentore kriegt und schon im Winter abgestiegen ist“, blickt der Chefcoach auf die damals dramatische Lage, als nicht nur die Corona-Krise für massive Einschränkungen im finanziellen Bereich sorgte, sondern auch zahlreiche Spieler und Leistungsträger das Weite suchten, zurück.
BU überrascht in der Hinrunde
BU stand mit dem Rücken zur Wand. Gerüchte um eine Abmeldung, die zwischenzeitlich sogar die Runde machten, erstickte der Verein aber im Keime. Und Haimerl? Der musste binnen kürzester Zeit eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen. Eine Equipe, die zumindest in der Oberliga bestehen und mithalten kann. Nicht wenige Beobachter beäugten die Situation überaus skeptisch, hatten in BU bereits einen sicheren Absteiger ausgemacht. Aber: Überraschend schnell fand die neu zusammengewürfelte Mannschaft zueinander – und sorgte für den einen oder anderen Coup. Ob nun der 4:1-Triumph schon im zweiten Saisonspiel in Meiendorf, die beiden Siege gegen Hamm United oder aber der 1:0-Erfolg bei Regionalliga-ambitionierten Concorden: Der Traditionsclub hielt im Konzert der Großen mit.
"Keiner setzt mehr auch nur einen Pfifferling auf uns"
Doch nun ist der Druck groß. Immens groß sogar. „Jetzt steht wieder eine Woche an, in der du sehr viel aufarbeiten und Gespräche führen musst, dich mit Dingen beschäftigst, die eigentlich nichts mit der Trainingsarbeit zu tun haben, weil es um das Wunden lecken geht“, so Haimerl nach der Rugenbergen-Schlappe. „Jetzt haben wir noch sieben Spiele vor der Brust – fünf davon auswärts. Am Ende des Tages setzt keiner mehr auch nur einen Pfifferling auf uns. Das muss die Chance sein, den Bock doch noch irgendwie umzustoßen.“
"Mir blutet das Herz, wenn ich auf die Tabelle gucke"
Haimerl nimmt seine Spieler im Saison-Endspurt in die Pflicht, sich der Verantwortung bewusst zu sein. Foto: noveski.com
Kaum einer lebt den Verein so sehr wie Haimerl. Viele Jahre coachte er die Zweitvertretung und verhalf der Reserve-Mannschaft zu Höhenflügen. Nun soll, will und muss er die Liga retten. „Die Situation ist schwierig und nagt an mir. Mir blutet das Herz, wenn ich auf die Tabelle gucke. Und mir tut es auch einfach für die Zuschauer leid, dass sie nicht mit den gewünschten Ergebnissen belohnt und verwöhnt werden. Das ist eine ganz schwierige Situation, aus der wir nur gemeinsam als Mannschaft herauskommen können und Einzelschicksale keine Rolle mehr spielen“, nimmt er vor allem die Spieler in die Pflicht, sich der Situation und der Verantwortung bewusst zu sein, dass BU eben nicht irgendein x-beliebiger Verein in der Hansestadt ist.
"Manchmal das Gefühl, dass das nicht bei allen Spielern angekommen ist"
„Es geht ums große Ganze! Und ich habe manchmal das Gefühl, dass das nicht bei allen Spielern angekommen ist. Und weiß auch nicht, ob das da jemals ankommt“, will er die richtigen Schlüsse aus dieser Spielzeit ziehen – und hofft, dass sich seine Mannen im Saison-Endspurt für den Verein zusammenreißen und an einem Strang ziehen. Denn: „Ich glaube, dass es auch für die Oberliga etwas ganz Trauriges wäre, wenn dieser Traditionsverein absteigt! Noch ist es aber nicht so weit, es sind noch sieben Spiele zu spielen und in diesen werden wir alles reinhauen was geht, um drin zu bleiben.“