Interview

„Es steigt jeweils ein weiterer Verein zusätzlich auf – und da gilt die Quotienten-Regelung“

Der HFV-Spielausschuss-Vorsitzende Joachim Dipner bezieht Stellung

05. Juni 2019, 18:02 Uhr

Joachim Dipner stellte sich als Spielausschuss-Vorsitzender des HFV den FussiFreunde-Fragen. Foto: Gettschat

Die Entscheidung fiel am vergangenen Wochenende einen Tag, nachdem die Nichtmeldung des Wedeler TSV für die kommende Oberliga-Saison offiziell war: Es wird ein Aufstiegsspiel der beiden Landesliga-Dritten aus Tornesch und Lohbrügge um den letzten freien Platz in der Oberliga geben. Wir haben mit Joachim Dipner darüber gesprochen, warum es dieses Spiel geben muss, warum der letzte künftige Oberligist nicht über die Quotienten-Regelung ermittelt werden kann und wie die Folgen für die Aufstiege in den Klassen unterhalb der Landesliga sind.

Joachim, am Sonntag hat der Verband die Entscheidung getroffen, dass die beiden Landesliga-Dritten den letzten freien Oberliga-Platz in einem Aufstiegsspiel ermitteln. Was entgegnest du denjenigen, die sagen, man hätte diesen letzten Aufsteiger auch über die Quotienten-Regelung ermitteln können?

Joachim Dipner: Die Quotienten-Regelung gilt laut der Durchführungsbestimmungen des Hamburger Fußball-Verbandes nur für Ligen, in denen es mehr als zwei Staffeln gibt. In Hamburg also ab der Bezirksliga abwärts. Damit kann der Fall in der Landesliga, in der es eben nur zwei Staffeln gibt, nicht anders geregelt werden, als über einen weiteren Aufsteiger in die Oberliga in einem Entscheidungsspiel zwischen dem FC Union Tornesch und dem VfL Lohbrügge zu entscheiden.

Das heißt also, dass genau das die Grundlage eurer Entscheidung vom Samstag war und ihr keine andere Möglichkeit hattet?

Dipner: Genau, das ist richtig. Das ist zum Beispiel etwas ganz anderes als beim Fall SC Victoria, mit dem viele das Ganze ja jetzt vergleichen...

Warum war es keine Option, dass der HEBC als Team auf dem ersten Abstiegsplatz in der Oberliga bleibt? Es gab doch auch schon den SC Paderborn, der in der Dritten Liga blieb, weil 1860 München keine Lizenz bekam. Oder eben den SC Victoria, der in der Regionalliga profitierte…

Dipner: Die Durchführungsbestimmungen im Norddeutschen Fußballverband, in dessen Zuständigkeit die Regionalliga Nord ja fällt, sehen ganz anderes aus. Nämlich dass es gegebenenfalls nur zwei Absteiger geben kann. Von diesen Durchführungsbestimmungen hat Vicky profitiert. Bei Paderborn und 1860 ist das Ganze dann schon DFB-Recht – da will ich mich jetzt gar nicht so reinknien, aber das ist sicherlich ähnlich zu sehen. Wir sagen bei uns im HFV: Es gibt drei Regelabsteiger. Wir haben keinen Zusatz, dass sich – aus was für einem Grund auch immer – die Zahl der Absteiger verringert. 

Mit dem Buxtehuder SV und dem Wedeler TSV gibt es zwei Teams, die in den letzten Wochen mit Nichtantritt, Rückzug oder Nichtmeldung Schlagzeilen machten. Beunruhigt diese Entwicklung den Verband?

Dipner bezog unter anderem auch zur Aufstiegs-Nachrücker-Frage in den Ligen unterhalb der Landesliga Stellung. Foto: Gettschat

Dipner: Das sind zunächst einmal ja grundsätzlich zwei verschiedene Sachen. Der BSV hat seine Mannschaft während der laufenden Saison zurückgezogen. Wedel hat nicht zurückgezogen, sondern einfach nur seine Mannschaft für die neue Saison in der Oberliga nicht gemeldet. Das ist in der Satzung ein Unterschied. Was die Beunruhigung angeht: Es geht in beiden Fällen, soweit ich das von außen beurteilen kann, um das liebe Geld. Das wird in den Vereinen offenbar immer weniger und die Clubs sind wohl gezwungen, Konsequenzen zu ziehen. 

Was gibt es für den Verband denn an Mitteln und Wegen, solchen Entwicklungen im Saisonfinale den Riegel vorzuschieben, um – wie im Falle von Buxtehude – zu verhindern, dass plötzlich andere Clubs benachteiligt sind oder muss man das so hinnehmen?

Dipner: Das müssen wir in der Tat so hinnehmen. Es bedürfte einer Ordnungsänderung, wie wir bei Zurückziehungen in den letzten Spielen mit so etwas umgehen können. Derzeit sind wir an die Satzung so gebunden, wie sie uns von den Vereinen auf dem Verbandstag vorgegeben wird. Wir sind ja nur ein ausführendes Organ.

Abschließend eine derzeit von den Fußballern unterhalb der Landesliga oft gestellte Frage: Was bedeutet der Aufstieg eines weiteren Landesligisten in die Oberliga für die unteren Klassen bei deren Aufstiegsregelung?

Dipner: Es steigt jeweils ein weiterer Verein zusätzlich auf. Und da greift dann die Quotienten-Regelung, sofern es sich um eine Liga mit mehr als zwei Staffeln handelt. Das wären in dem Fall die Bezirks- und Kreisligen sowie die Kreisklassen. 

Interview: Jan Knötzsch