„Es sollte keiner auf die Idee kommen, sich auf dem Vorsprung auszuruhen“
SVNA-Coach Daniel Andrade-Granados im FussiFreunde-Interview
Nachdenklicher Coach: Reichen Daniel Andrade-Granados und dem SVNA elf Punkte Vorsprung zum Klassenerhalt? Archivfoto: noveski.com
FussiFreunde: Daniel, Du bist jetzt seit der Winterpause Trainer des SVNA. Wie sind Deine bisherigen Eindrücke von der Mannschaft?
Daniel Andrade-Granados: Die hoffnungsvollen Eindrücke haben sich bestätigt. Es ist definitiv so, dass ich eine positive Truppe habe, in der hoch veranlagte Kicker stehen. Das Umfeld der Mannschaft ist unheimlich stabil und top. Ich kann mit Fug' und Recht sagen: Es ist alles alles im grünen Bereich.
Mit elf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge ist Deine Mannschaft derzeit Zwölfter. Was ist unter Deinen beiden Vorgängern Mirko Petersen und Andreas Ferentinos falsch gelaufen, dass der SVNA so weit unten steht?
Andrade-Granados: Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Meine neue Aufgabe ist es, mit der Mannschaft nach vorne zu schauen und nicht zurück. Unabhängig davon, wer auf der Trainerbank gesessen hat, kann ich sagen, dass das Fußballjahr 2017 für den SV Nettelnburg-Allermöhe kein gutes war.
„Von Neid auf Bergedorf 85 kann ich nicht sprechen“
Ausblick: Am vorletzten Spieltag trifft Andrade-Granados mit dem SVNA auf seinen Ex-Club Altengamme. Archivfoto: Bode
Reichen die elf Punkte Vorsprung, um die Klasse zu halten?
Andrade-Granados: Das es noch genügend Spiele gibt, in denen andere Mannschaften diesen Vorsprung noch aufholen können, lautet die Antwort eindeutig nein. Wir müssen auf jeden Fall in der Restsaison noch Punkte einheimsen, damit uns der Klassenerhalt gelingt. Es sollte keiner auf die Idee kommen, sich auf dem Vorsprung auszuruhen.
Welche Mannschaften, die hinter dem SVNA stehen, muss man im Kampf um den Klassenerhalt auf der Rechnung haben?
Andrade-Granados: Für uns ist es wichtig, dass wir uns – unabhängig davon, dass wir, so wie es aufgrund der Witterungsverhältnisse aussieht, gegen den SC Condor II starten – alle Teams unter uns im Blick haben. Dabei ist es natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass der FC Bergedorf 85 aufgrund seiner Transfers in der Winterpause für Furore gesorgt hat.
Wie sehr wurmt es einen, dass ein Konkurrent wie Bergedorf 85 in der Winterpause personell noch einmal stark aufgerüstet hat und man selbst nicht?
Andrade-Granados: Zunächst kann ich sagen, dass es nicht so ist, dass wir die Leute, die Bergedorf geholt hat, nicht hätten holen können. Wir haben sie nur nicht angesprochen (lacht). Mich freut es für meine beiden Trainer-Kollegen Dennis Kreutzer und Gökhan Acar, dass sie ihre Wunschspieler bekommen haben. Klar sorgen solche Transferaktivitäten für Bewegung im unteren Drittel der Tabelle. Aber von Neid auf Bergedorf kann ich nicht sprechen, weil mich der Kader und die Perspektive von Bergedorf 85 wenig beschäftigt.
„Stand jetzt hat das Spiel beim SVA für mich keine sonderliche Bedeutung“
Auf die Dienste von Muizz Saqib kann Andrade-Granados nur noch bis zum Ende der Saison zurückgreifen. Archivfoto: noveski.com
Im Sommer wechselt mit Muizz Saqib ein wichtiger Spieler des SVNA zur TuS Dassendorf. Wie lebt es sich – wie schon in Altengamme – als Trainer eines „Ausbildungsvereins“, dem die stärksten Akteure weggenommen werden?
Andrade-Granados: Da muss ich überlegen, was ich jetzt sage. Ich habe Muizz ja nicht ausgebildet... (lacht). Dahingehend gilt es, meine Vorgänger zu loben. Ich persönlich finde es spannend, junge Leute zu entwickeln. Es ist immer ein Lob für einen Trainer, wenn junge Spieler sich so gut entwickelt haben, dass sie weggehen, um höherklassig den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen zu können. Natürlich ist es aber angenehmer, nicht nur Spieler auszubilden, sondern ausgebildeten Spielern selbst den nächsten Schritt anbieten zu können.
Am vorletzten Spieltag tritt der SVNA auswärts beim SV Altengamme an. Ist das Spiel gegen Deinen Ex-Club am Gammer Weg für Dich ein Match wie jedes andere oder doch ein besonderes?
Andrade-Granados: Ich bin gespannt, wie es ist, eine Saisonabschlussfeier beim SV Altengamme mal nicht als Beteiligter, sondern als Außenstehender zu erleben. Was das Spiel angeht, so hoffe ich – nein, besser: ich gehe davon aus –, dass das kein entscheidendes Spiel mehr sein wird. Stand jetzt hat das Spiel beim SVA für mich keine sonderliche Bedeutung. Aber natürlich ist es etwas anderes, bei seinem Ex-Verein anzutreten, als gegen einen anderen Widersacher...
Hand aufs Herz: Wie oft hast Du schon davon geträumt, mit dem SVNA ausgerechnet durch einen Erfolg in Altengamme den Ligaverbleib klarzumachen?
Andrade-Granados: Tatsächlich habe ich davon bisher kein einziges Mal geträumt, weil das ja hieße, dass wir uns ziemlich viel Zeit gelassen hätten, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln.
Abschließend: Wie beurteilst Du die Entwicklung in Altengamme seit Deinem Rücktritt im November des vergangenen Jahres?
Andrade-Granados: Da kann ich herzlich wenig zu sagen. Sofern es dort eine Entwicklung gibt, möchte ich die aus der Ferne nicht bewerten.
Interview: Jan Knötzsch