„Es muss schon sonst was passieren, dass ich hier weggehe“

Norderstedt-Kapitän Marin Mandic im FussiFreunde-Gespräch

19. September 2017, 14:33 Uhr

Derzeit hat Marin Mandic (Mitte) mit seinen Teamkollegen von Eintracht Norderstedt allen Grund zur Freude. Foto: KBS-Picture

Vier Jahre trägt er mittlerweile schon das Trikot des FC Eintracht Norderstedt. Drei weitere werden noch dazu kommen – für diesen Zeitraum hat Marin Mandic seinen Vertrag beim Nord-Regionalligisten verlängert. Vermutlich aber könnte es auch eine noch längere Zeitspanne werden, in der der 29-Jährige noch für den Verein aus dem Edmund-Plambeck-Stadion aufläuft. Wir haben mit dem Kapitän der Eintracht über Vereinstreue, Vereinswechsel, seine bisherige Karriere, verpasste Chancen und die Höhepunkte seiner Laufbahn gesprochen. 

Es war ein kleines Jubiläum. Wenn man das in diesem Fall denn überhaupt so sagen darf. Anfang Juli 2017 jährte sich der Zeitpunkt zum zehnten Mal. Der Zeitpunkt, an dem Marin Mandic den Weg heraus aus Hamburg machte und den großen Sprung wagte. Nicht geographisch gesehen, aber fußballerisch betrachtet. Am 1. Juli 2007 trat der Vertrag in Kraft, den Mandic damals beim SV Werder Bremen unterschrieb – bei der „Zweiten“ des Clubs von der Weser. Dennoch ein bemerkenswerter Schritt. „Ich habe damals als A-Jugendlicher bei Cordi alle 34 Spiele von Anfang an gemacht“, erinnert sich Mandic an die Saison 2006/2007, in der Cordi in der Verbandsliga Hamburg spielte, „das hat sich offenbar bis nach Bremen herumgesprochen. Werder hat dann einen Scout geschickt, der mich gesichtet hat.“ Mandic überzeugte – und der Weg in führte ihn in die Regionalliga Nord.

„Das ganze Jahr bei Werder II lief nicht gut – bis auf die Vorbereitung“

In der Ersten Runde des DFB-Pokals traf Marin Mandic (re.) in dieser Saison mit der Eintracht auf Mario Gomez und den VfL Wolfsburg. Foto: KBS-Picture

Dort stand der heute 29-Jährige, der seine Karriere bei Croatia begann und anschließend für den VfL Lohbrügge und Cordi in der Jugend spielte, mit Akteuren wie Florian Mohr (später SC Paderborn, FC St. Pauli, SpVgg Greuther Fürth), Dominic Peitz (Holstein Kiel), Marc Heider (Holstein Kiel, jetzt VfL Osnabrück) oder Dominik Schmidt (12 Bundesliga-Spiele für Werder, unter anderem auch bei Eintracht Frankfurt, Preußen Münster und derzeit bei Holstein Kiel aktiv) in einer Mannschaft. „Also mit einigen, die es zum Zweitliga-Spieler geschafft haben“, so Mandic. Es folgte allerdings die Ernüchterung. Ein einziges Spiel bestritt er für die Werder-Reserve. „Das ganze Jahr lief nicht gut – bis auf die Vorbereitung“, sagt Mandic rückblickend. „Es kamen zwei, drei Faktoren zusammen. Im Endeffekt habe ich es nicht gepackt und den Vertrag nach einem Jahr aufgelöst, obwohl er noch lief“, erklärt der Abwehrspieler, sagt aber klipp und klar: „Natürlich ist es schön, zu sehen, was man als Profi an Geld verdienen kann und dass man im TV ist. Aber: Ich bin gesund, verheiratet und habe einen Job. Ich bin glücklich und trauere dem nicht nach. Die Spieler in Bremen und die Erfahrungen die man gesammelt hat, machen einen besser. Auch charakterlich habe ich einiges mitgenommen und gelernt.“

Unter anderem eben, dass so eine Profikarriere am Ende vielleicht doch nicht alles ist. Damals aber sah das noch anders aus. „Mit Anfang 20 hast du einiges versucht. Du hast immer gehofft, dass da noch was passiert, was dich in den Profibereich bringt“, stellt Mandic fest, „daraus kamen dann auch die Wechsel in ihrer Häufigkeit zustande.“ Nachdem er Werder II verlassen hatte, zog es Mandic erst einmal zurück nach Hamburg. Er heuerte bei Altona 93 an, um anschließend doch noch einmal gen Bremen zu gehen. Zum FC Oberneuland. Wieder folgte eine Rückkehr nach Hamburg, Dieses Mal zu Germania Schnelsen und dann ein Transfer zur Zweitvertretung des FC St. Pauli. Von der Reserve der Kiezkicker verschlug es Mandic schließlich im Sommer 2013 zu seinem jetzigen Club Eintracht Norderstedt. „Ich bin eigentlich ein Typ, der es nicht mag, so oft zu wechseln“, gibt Mandic zu verstehen und sagt dann einen Satz, den sie in und um Norderstedt gerne hören dürften: „Ich bin jetzt seit vier Jahren hier und habe meinen Vertrag noch einmal um drei Jahre verlängert. Ich fühle mich sehr wohl hier. Es muss schon sonstwas passieren, dass ich hier weggehe.“

„Wenn es so weiter geht und wir am Ende oben stehen, werden wir Spieler nicht nein sagen“

Seine guten Leistungen brachten Marin Mandic (re.) eine Nominierung bei der Wahl zu Hamburgs „Fußballer des Jahres“ ein. Foto: KBS-Picture

Warum auch!? Schließlich läuft es für Mandic und die Garstedter. Und so geht der Kapitän des Nord-Regionalligisten  sogar soweit, dass er zwei Partie mit seinem derzeitigen Verein als bisherige Highlights seiner Fußballer-Laufbahn aufzählt. „Natürlich sind DFB-Pokalspiele wie zuletzt gegen Wolfsburg, die wir hätten schlagen können, toll. Aber die Höhepunkte waren für mich die Pokal-Endspiele. Die sind das größte. Da kommen 5000 Leute, die der Hamburger Amateurfußball interessiert. Auch die Zeitpunkte, zu denen wir die Tore geschossen und wie wir die Spiele gewonnen haben, sind besondere Momente“, konstatiert Mandic mit Blick auf das Finale gegen Altona, in dem Deran Toksöz in der 90. Minute die Führung durch Ricardo Balzis egalisierte und Jan Lüneburg, Philipp Koch und Marco Schultz in der Verlängerung den Sieg klar machten, sowie auf das Endspiel gegen Halstenbek-Rellingen, in dem Linus Meyer nach einem Foul von Jan Lüneburg an HR-Keeper Mirko Oest in der Nachspielzeit zum umstrittenen Ausgleich traf und Jan-Philipp Rose in der Verlängerung schließlich für den Triumph sorgte.

Ein anderer Erfolg blieb Mandic zuletzt verwehrt: Er zählte zu den Kandidaten, die für die Wahl zu  Hamburgs „Fußballer des Jahres“ zur Wahl standen, landete dabei aber nicht auf dem ersten Platz. „Glückwunsch an Nick Brisevac, dass er gewonnen hat“, sagt Mandic, erklärt aber auch: „Man darf das nicht falsch verstehen: „Es macht mich stolz, dass ich zur Wahl stand, aber für mich ist ein Kritikpunkt, dass da zum Beispiel auch Leute abstimmen können, die aus Süddeutschland kommen und kein Oberliga-Spiel in Hamburg gesehen haben. Ich habe gesehen, dass Vereine und Spieler Aufrufe gestartet hatten, sie zu wählen. Aus meiner Sicht muss da mehr Kompetenz rein.“ Doch da wäre ja noch ein anderer Freudenmoment, den den Mandic und die Eintracht bei idealem Verlauf am Saisonende feiern könnten: den Aufstieg in die Dritte Liga. Ist „EN“ reif dafür? „Das ist eine Frage, die man unserem Präsidenten Reenald Koch oder Julia Karsten-Plambeck als Vizepräsidentin stellen müsste. Für uns Spieler kann ich sagen: Wenn es so weiter geht und wir am Ende oben stehen, werden wir nicht nein sagen. Ob das finanziell zu stemmen ist, muss der Verein sagen“, konstatiert Mandic.

Jan Knötzsch