Oberliga
Erst ein dolles Dogic-Ding, doch dann hat Teutonia den „Winning-Vincent“
Trainer Sören Titze und sein Team durften sich an der Ellernreihe letztlich über drei Treffer und drei Punkte freuen. Foto: Knötzsch
Vor allem, weil „wir relativ gut ins Spiel reingekommen sind und die Mannschaft genau das umgesetzt hat, was wir ihr gesagt haben. Der Plan ist eigentlich aufgegangen. Teutonia war davon überrascht, dass wir sie hoch angreifen“, befand Mirko Schulz nach dem Abpfiff treffend. Auf dem Kunstrasen an der Ellernreihe sah das dann so aus: In den ersten 20 Minuten merkte man nicht, dass der BSV das Team war, das unten im Keller der Tabelle mit dem Rücken zur Wand steht. Der Lohn der Mühen? Ein wundervoller Treffer nach neun Minuten, als Bramfelds Neuzugang Selmin Dogic aus rund 20 Metern einfach mal abzog und es oben im Netz von „T05“ hinter Keeper Yannick Zummack einmal „Ding-Dong“ – eine enthusiastische Verkündung des Treffers und des Schützen durch Stadionsprecher „Rob“ Kruber inklusive.
Schulz: „Auch in der zweiten Halbzeit war nicht alles verkehrt“
Hör mir gut zu: BSV-Trainer Mirko Schulz (li.) gibt an der Seitenlinie Instruktionen. Foto: Knötzsch
Und es schien, als sei Teutonia durch den Treffer – und die Feierlichkeiten anschließend – nun geweckt, nachdem „wir die erste Viertelstunde verpennt und schlecht angefangen haben. So ehrlich muss man sein, dass man das feststellt“, bekannte Sören Titze. „Wir haben zurecht das Tor zum 0:1 kassiert. Bramfeld hat das gut gemacht, sie haben sich diesen Treffer erarbeitet und erkämpft. Erst dann sind wir ein bisschen aufgewacht, aber haben trotzdem nicht richtig in unser Spiel gekommen. Wir haben sicher zwei, drei Chancen, die man halt mal hat – aber ohne, dass wir die mit Bravour oder viel Ballbesitz herausgespielt haben“, bilanzierte der Teutonen-Trainer. Oder anders gesagt: „Wir haben viele lange Bälle gespielt und nicht das, was uns auszeichnet. Dafür gibt's diesmal auch keine Ausrede mit einem hügeligen Rasen oder Wind. Das habe ich meinen Jungs auch in der Kabine gesagt.“ Er habe, so Titze weiter, „mehr Ballkontakte erwartet, auch mal einen Kurz- oder einen Doppelpass. Dass das dann am Ende so eintritt, ist schön.“
Nun, aber selbst, wenn „T05“ mit zunehmender Spielzeit mehr in Tritt kam und ein optisches Übergewicht besaß: Mirko Schulz lag mit seiner Einschätzung nicht daneben. „Auch in der zweiten Halbzeit war nicht alles verkehrt. Das war von vorne bis hinten eine gute Leistung. Die wird medial aber sicher wieder damit herunter geredet, dass Teutonia einen schlechten Tag hatte und Bramfeld mal ein bisschen Paroli bieten konnte“, so der BSV-Übungsleiter, dessen Kompagnon Carsten Henning ergänzte: „Wenn man auf die Tabellenplätze guckt, dann war das über 90 Minuten ein gutes Spiel von uns. Aber man muss am Ende auch sagen, dass Teutonia das clever runtergespielt und die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht hat. Was festzuhalten bleibt, ist, dass sie nicht viele Torchancen hatten – gerade in der ersten Halbzeit nicht. Wir hätten mit mehr Glück das zweite Tor nachlegen können, dann wird es enger. Oder wir können das 2:2 erzielen.“ Letztlich aber musste auch Henning konsterniert gestehen: „Den dritten Treffer haben wir eingeleitet. Mit einem Fehler den man so nicht zu machen braucht. Dann läufst du halt hinterher.“
Titze: „In den ersten 20 Minuten hat man auf keinen Fall erkannt, wer oben steht und wer unten“
Etwas mehr Contenance, bitte: Schiedsrichter Luca Jürgensen (li.) mahnt Teutonias Co-Trainer Matthias Reincke zur Ruhe. Foto: Knötzsch
Und genau so sah es beim dritten Treffer – zuvor hatte zunächst Krottke Dogic' 1:0 egalisiert und Vobejda das 2:1 für den Tabellenzweiten erzielt – dann auch aus: Aus einem Einwurf für Bramfeld wurde ein Konter für Teutonia, an dessen Ende Vincent Boock den Ball mit jeder Menge Ruhe, Übersicht und Gefühl aus gut und gerne 20 Metern über Bramfelds „Goalie“ Victor Medaiyese hinweg ins Netz lupfte. Ein Heber, der auf Seiten der Gäste für kollektive Glücksgefühle und Jubel sorgte. Der Favorit hatte, so viel war in diesem Moment klar, gestrauchelt, war aber nicht gefallen – auch, wenn der BSV sich auf die Fahnen schreiben durfte, den Aufstiegsaspiranten überrascht und in so mancher Szene vor Probleme gestellt zu haben.
Jan Knötzsch