Oberliga

Erst dem Gegner „das Leben schwer gemacht“, doch dann Geschenke verteilt: „Wir sind zu grün hinter den Ohren“

22. Februar 2020, 21:31 Uhr

In die Schussbahn geworfen: Vicky-Keeper Hendrik Rabe vereitelt eine Chance von Meiendorfs Jonny Ouattara. Foto: Reß

Yannick Siemsen hatte den Humor nicht verloren. Schiedsrichter Florian Pötter vom FC Voran Ohe hatte soeben das Oberliga-Auswärtsspiel des SC Victoria beim Meiendorfer SV (Hier gibt’s den Live-Ticker zum Nachlesen) abgepfiffen, da marschierte der Defensivmann des SCV auf dem Kunstrasen am Deepenhorn am Verfasser dieser Zeilen vorbei. „Hast du mein schönes Tor gesehen?“, fragte Siemsen und grinste schelmisch. Klar, die Anmerkung war nicht unbedingt ernst gemeint – hatte Vickys Nummer fünf doch im ersten Durchgang unglücklich, aber sehenswert ins eigene Netz getroffen. Am Ende tat das Eigentor den Gästen allerdings nicht weh, da sich die Equipe von Coach Marius Ebbers mit 4:1 durchsetzte.

Skurill anzusehen aber war Siemsens „Erfolgserlebnis“ nach 17 Minuten schon: Er wollte das Leder zu seinem Schlussmann Hendrik Rabe zurückspielen, traf den Ball aber etwas unglücklich, so dass die Kugel halbhoch aufs Tor zusteuerte. Der kräftige Wind tat sein übriges, das Spielgerät flog an Rabe vorbei – und der „Goalie“ der Hoheluft-Kicker konnte nur noch hinterher sehen und dem Ball halbherzig nach joggen. Den Einschlag aber, das hatte Rabe frühzeitig registriert, konnte er so oder so nicht mehr verhindern. Der Treffer bedeutete das 1:1, nachdem zuvor Magnus Hartwig nach 13 Minuten zum 1:0 für den SCV getroffen hatte. Noch vor dem Seitenwechsel aber riss Vicky die Führung wieder an sich, als Dennis Bergmann nach 34 Minuten per Elfmeter zum 2:1 traf.

Ersen: „Natürlich sieht das jetzt blöd aus, wenn du erst 1:7 und dann 1:4 verlierst“

Vicky-Abwehrmann Yannick Siemsen hatte Pech, als er nach 17 Minuten ins eigene Netz traf. Foto: Reß

„Der Strafstoß ist blöd. Im Strafraum muss man nicht so hingehen“, beschied Can Ersen mit Blick auf das Foulspiel von Ephrahim Asante an Klaas Kohpeiß und konstatierte – den ersten Treffer vor Augen –, als MSV-Keeper Sulejman Hoxha nach einer Ecke nichts ausrichten konnte: „Wenn ein Torwart da raus kommt, dann muss er den Ball haben.“ Überhaupt: Die Einfachheit, mit der die Gegentreffer zustande kamen, schmeckten dem „General“ gar nicht. „Da waren drei Geschenke dabei. Wenn man dann noch das Geschenk von Vicky bei unserem Treffer abzieht, dann kann das hier auch knapp mit 1:0 ausgehen“, so Ersen. Tat es aber eben nicht. Weil Meiendorf die Fehler machte und Vicky im zweiten Durchgang in Person von Jan Kämpfer und Kohpeiß noch zwei Mal zuschlug.

„Wir sind noch zu grün hinter den Ohren“, bilanzierte der MSV-Coach und blickte schon einmal voraus. Auf das „Kellerduell“ beim USC Paloma am kommenden Sonntagvormittag (10.45 Uhr, Brucknerstraße). „Jetzt müssen wir nächste Woche dort Charakter zeigen. Das nächste Spiel wird wichtig. Das gegen Sasel oder jetzt gegen Vicky ist nicht unser Maßstab. Das sind Spiele gewesen, wo ein Erfolgserlebnis uns Bonuspunkte gebracht hätte. Natürlich sieht das jetzt blöd aus, wenn du erst 1:7 und dann 1:4 verlierst“ sagte Ersen und stufte die Niederlage gegen den SCV als „sehr ärgerlich“ ein: „Einigen meiner Spieler fehlt es noch an der Oberliga-Erfahrung. Das merkt man unter anderem bei der Umschaltbewegung nach vorne, wo nicht der Abschluss gesucht wird, sondern lieber nochmal geguckt wird, ob man noch einen Pass spielt. Wenn es bei uns spielerisch nicht klappt, müssen wir mehr über den Kampf kommen.“

Ebbers: „Wir wollen nicht vermessen sein und sagen, dass wir höher hätten gewinnen müssen“

Unter Druck gesetzt: Vicky-Kapitän Felix Schuhmann (re.) macht sich auf, um Minou Tsimba-Eggers zu stören. Foto: Reß

Einiges aber hatte bei den Meiendorfern geklappt. Nicht umsonst fiel das Ergebnis nicht so deutlich aus, wie es mancher nach dem 1:7 aus der Vorwoche schon prophezeiht hatte. Nicht umsonst fand auch Marius Ebbers positive Worte für den Auftritt der Gastgeber, den – im zweiten Durchgang bei strömendem Dauerregen und Windböen – gerade einmal elf Zuschauer sahen. „Wir haben gegen einen Gegner gewonnen, der über weite Strecken sehr gut gespielt und uns das Leben schwer gemacht hat. Ich glaube, am Ende ist es ein verdienter Sieg, bei dem wir hinten raus aus zwei, drei Chancen noch etwas mehr machen können. Hinten haben wir nicht viel zugelassen. Es gab eine oder zwei Szenen, die wir mit etwas Glück verteidigen. Aber wir wollen nicht vermessen sein und sagen, dass wir höher hätten gewinnen müssen. Wir hätten auch noch ein Gegentor mehr kriegen können. Das Ergebnis spiegelt das Spiel ganz gut wider“, resümierte der Vicky-Übungsleiter.

„Wir haben gewonnen – das ist ein posotives Ende. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt, waren diszipliniert und haben aus der Ordnung heraus agiert. In der zweiten Hälfte haben wir dann immer wieder Phasen dringehabt, in denen wir nicht so diszipliniert gespielt haben. Ich habe das auch meinen Jungs gerade schon gesagt: Wir müssen schaffen, das mit der Disziplin und der Ordnung auch über einen längeren Zeitraum hinzukriegen“, ergänzte „Ebbe“, dessen Elf in der Schlussphase dezimiert agierte: Nachdem der SCV bereits drei Mal gewechselt hatte, verletzte sich der nach 74 Minuten in die Partie gekommene Josef Shirdel und musste vorzeitig runter. „Ich habe noch keine Ahnung, was da genau Sache ist. Er hat gesagt, er habe Probleme am Sprunggelenkt. Ich weiß nicht, ob die aus der Belastung resultieren oder ob er da einen Schlag drauf bekommen hat“, so Ebbers abschließend.

Jan Knötzsch

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