Oberliga

„Er hat 90 Prozent Anteil am Erfolg“: Erst hat Zummack Niendorf im Griff, dann gibt’s zwei „Teutonen-Touchdowns“

Wie schon im Pokal: Teutonia 05 behält auch im Ligaspiel beim NTSV die Oberhand

20. Oktober 2019, 18:29 Uhr

Kopfballduell im Mittelfeld: Niendorfs Oliver Doege (li.) gegen den Teutonen André Müller. Foto: Knötzsch

Kaum hatte Sören Titze die Spieler des FC Teutonia 05 nach dem Oberliga-Auswärtsspiel beim Niendorfer TSV (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) um sich versammelt und ein paar Worte an sie gerichtet, da bewegte sich der Coach in dem Moment, als der Teamkreis sich auflöste, zu Yannick Zummack. Titze fiel seinem Keeper um den Hals, umarmte ihn und schlug ihm dann zwei, drei Mal anerkennend auf die Schulter. „Großes Lob an Teutonias Torwart. Er hat deren Erfolg ganz klar in den Händen gehalten. Der hat 90 Prozent Anteil am Sieg“, hatte nur wenige Augenblicke zuvor Niendorfs Coach Ali Farhadi gelobt – und auch Titze wusste, dass sein „Goalie“ einer von mehreren Garanten für den 2:0-Sieg am Sachsenweg war. 

„Das Zu-Null im Ergebnis ist ganz klar auf seinem Mist gewachsen. Yannick hat endlich mal in einem Spiel das zeigen dürfen, was ich jede Woche von ihm sehe. Als Torwart einer guten Mannschaft ist es schwer, zu glänzen. Aber er hat diesmal ein Spiel, das auf Messers Schneide stand, in der ersten Halbzeit mit drei Glanzparaden für uns entschieden. Auch in der zweiten Hälfte war er bei zwei, drei kniffligen Situationen da und hat zudem gute Bälle nach vorne gespielt“, sagte Sören Titze im Nachgang der Partie und konstatierte mit Blick auf die Vorwoche: „In Meiendorf hat Yannick beim 0:1 nicht gut ausgesehen und dafür sein Fett weg bekommen. Letzte Woche haben die Jungs ihm den Arsch gerettet und dieses Mal rettet er umgekehrt den Jungs den Arsch – obwohl wir ja noch genügend Zeit hatten, zu treffen.“ Und taten seine Mannen auf der anderen Seite ja auch. Gleich zwei Mal: Zunächst, als Nikolas Mallwitz nach 37 Minuten einen Eckball von Vincent Boock per Kopf versenkte und dann nach der Pause, als Dino Fazlic im Anschluss an einen Freistoß im Nachschuss erfolgreich war (70.).

Farhadi: „Wir sind defensiv nicht geordnet – und dann verlierst du eben so ein Spiel“

Teutonias Nick Gutmann (li.) beobachtet den Niendorfer Daniel Brückner bei der Ballannahme. Foto: Knötzsch

Zwei Momente, die Ali Farhadi ärgerten: „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, das muss man schon sagen. Aber unterm Strich ist das der Unterschied: Teutonia macht mit der ersten oder zweiten Chance durch die Ecke das 1:0. Das passte nicht zum Spiel. Wir haben es nicht in der Hand, gegen solche Mannschaften mit einer Qualität, wie Teutonia sie hat, solche Momente zu verhindern und für uns selbst zu schaffen. Für uns selbst haben wir sie zum Teil geschaffen, aber wir veredeln sie nicht – egal, ob es Lennard Speck, Oliver Doege oder Ilyas Afsin war. Wir haben gute Spielzüge bis nach vorne, aber wir machen kleine Fehler – und die werden gegen große Mannschaften bestraft“, bilanzierte der Coach der Niendorfer und fühlte sich ein bisschen an das Pokalspiel und das Ausscheiden gegen „T05“ vor wenigen Wochen erinnert.

Die Bestrafungen habe man „sowohl im Pokal, wo es vom Verlauf her genauso war, als auch heute im Punktspiel gesehen: Wir waren in der ersten Halbzeit stark, kommen aus der Pause raus und sind voll in Fahrt. Dann gibt es einen Freistoß, es entsteht eine Unruhe im Strafraum und wir haben keine Ordnung. Das ist momentan bei uns so ein bisschen der Schwachpunkt. Wir sind defensiv nicht geordnet – und dann verlierst du eben so ein Spiel“, gab Farhadi zu Protokoll, der sich ob der „Null“ auf dem Trefferkonto wieder einmal der Frage ausgesetzt sah, ob dem NTSV denn nicht ein torgefährlicher Stürmer fehle. „Ich habe nach unserem Spiel gegen Dassendorf gemeckert, dass wir keinen solchen Stürmer haben, aber das ist meckern auf hohem Niveau. Ich habe gute Leute in der Offensive wie Lennart Merkle, Vedat Düzgüner oder Afsin. Ich werde alles daran setzen, dass die Jungs die Köpfe frei kriegen und treffen. Aber bei Teutonia hat heute auch kein Stürmer getroffen. Und bei uns ärgert sich Doege immer noch über seine vergebene Chance. Das sind gute Momente, die wir nicht nutzen. Gegen 'Große' musst du das aber eben machen...“, so Farhadi.

Titze: „Wir hätten den Sack früher zumachen müssen, das muss ich der Mannschaft vorwerfen“

Instruktionen vom Coach: Teutonia-Trainer Sören Titze im Gespräch mit Vincent Boock (re.). Foto: Knötzsch

Sein Gegenüber attestierte derweil: „Beide Mannschaften hatten Aktionen nach vorne. Wir hatten das glücklichere Ende, so dass wir mit 1:0 in die Halbzeit gehen. Bei uns gab es ein, zwei gute Szenen und zwei, wo wir scheiße spielen und den freien Mann nicht sehen. Aber Niendorf hat auch zwei, drei ganz glasklare Gelegenheiten. Wir schaffen mit dem glücklichen 'Touchdown“ zum 1:0 einen 'Cooldown' vor der Pause.“ Dennoch: In einer Partie, in der es „leidenschaftlich mit vielen Zweikämpfen“ zuging und es „einen offenen Schlagabtausch gab“, wie Sören Titze feststellte, hatte seine Mannschaft „zu wenig Ballbesitzphasen. Ich habe vermisst, dass wir uns den Gegner mal zurecht gelegt haben. Das haben wir erst in der zweiten Halbzeit besser umgesetzt und haben die Räume enger gemacht.“ Doch da gab es noch etwas, was der Übungsleiter der Teutonen trotz des Triumphes zu kritisieren hatte: „Wir hätten den Sack früher zumachen müssen. Das muss ich der Mannschaft vorwerfen. Es waren zum Teil riesige Konterchancen, da musst du mehr draus machen. Auch aus den Standards.“ Letztlich aber, so Titzes Schlussfazit, „ist der Sieg für uns aufgrund der zweiten Halbzeit völlig verdient.“

Jan Knötzsch