Landesliga Hammonia

Endet die Josipovic-Ära in Lokstedt? „Es haben noch keine Gespräche stattgefunden“

28. Januar 2021, 14:20 Uhr

Endet die Ära von "Erfolgsmacher" Anto Josipovic bei Eintracht Lokstedt im Sommer? Foto: Bode

Im Oktober 2016 hing er seine „Buffer“ an den berühmt-berüchtigten Nagel, um „seinem“ Verein aus dem (großen) Schlamassel zu helfen. Als sich Eintracht Lokstedt von seinem damaligen Trainer Heiko Klemme getrennt hatte, übernahm Anto Josipovic – zunächst im Gespann mit Serkan Mert – das Traineramt an der Döhrntwiete. Und das in einer unruhigen sowie sportlich alles andere als einfachen Situation. Die Mannschaft war zuweilen überaltert, die Aussichten durchaus düster – nicht nur angesichts des Tabellenstandes. Doch Josipovic riss das Ruder rum, gab dem Team eine neue Identität, brachte das verloren gegangene Selbstvertrauen zurück und lebte den Teamgeist, das Feuer und die Leidenschaft wie kaum ein anderer vor.

Der Abstiegskampf war schnell Geschichte. Lokstedt kam – nach völlig verkorkstem Saisonstart – als Tabellenachter ein. Viel wichtiger aber: Der neue Chefcoach entfachte eine ungeheure Aufbruchsstimmung, rückte den Verein mit seiner Art wieder ins Schaufenster und verschaffte dem Club großes Ansehen. Und auch der Erfolg sprach für Josipovic und seinen Co-Trainer Ihsan Azizmahmutogullari. Denn nachdem man die Eintracht vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit bewahrte, folgte der historische Coup: Lokstedt gab in der Saison 2017/18 der gesamten Konkurrenz das Nachsehen, zeigte unter anderem dem Eimsbütteler TV, dem HFC Falke oder auch BU II die Hacken und stieg als Meister der Bezirksliga Nord in die Landesliga auf! Mittlerweile haben sich die „Döhrntwietler“ mit äußerst bescheidenen Mitteln in der sechsthöchsten Spielklasse etabliert und auch dort zu einer stets unangenehm zu bespielenden, ab und an gefürchteten sowie ernstzunehmenden Adresse entwickelt. Der fünfte Tabellenplatz in der Vorsaison spricht für sich.

Spieler starten durch

Immer positiv und Beifall klatschend an der Seitenlinie - aber wird Anto Josipovic auch in der kommenden Saison die Eintracht aufs Feld führen? Foto: Bode

Es kommt nicht von ungefähr, dass sich inzwischen auch die Spieler der Eintracht in Hamburg einen Namen gemacht haben. Luis Gleich glänzt seit Jahren als absoluter „Ball-Virtuose“. Abwehr-Hüne Johann Eisenberg, der studienbedingt inzwischen für Türkiyemspor in der Berlin-Liga aktiv ist, Jungspund Konrad Janta, der vor dieser Saison den Sprung zum traditionsreichen Oberligisten SC Victoria geschafft hat, oder auch Johann Buttler, der mit seinen Leistungen das Interesse diverser Clubs geweckt hat und nun für den HEBC auf Torejagd geht, sind nur einige Beispiele.

Bleibt Josipovic? „Es hat noch keine Gespräche gegeben“

Umso überraschender ist die Tatsache, dass uns Josipovic – trotz aller Erfolge und Errungenschaften für Lokstedt – auf Nachfrage noch nicht bestätigen kann, dass er auch in der kommenden Saison das Ruder bei der Eintracht innehaben wird. Der Grund: Bislang ist noch kein Verantwortlicher aus dem Vorstand auf ihn zugekommen. „Es haben noch keine Gespräche stattgefunden – ganz unabhängig von Corona.“ Als Trainer wundere er sich auch darüber, gesteht er uns. „Überall ist davon zu hören und zu lesen, dass die Planungen voranschreiten, Trainer ihre Verträge verlängert haben oder anderweitige Entscheidungen getroffen worden sind.“ Nur in Lokstedt offenbar nicht.

„Die Jungs wären grundsätzlich bereit, in der Konstellation weiterzumachen“

Bisher habe es noch keine Gespräche mit dem Verein über eine Fortsetzung der Arbeit gegeben, erklärt uns Josipovic auf Nachfrage. Foto: Bode

Verliert die Eintracht ihren Erfolgsmacher? Die Person, die der Liga-Mannschaft wieder ein Gesicht verpasst hat? Den Menschen, der Eintracht Lokstedt wie kein Zweiter lebt? „Ich habe die Gespräche zu den Spielern gesucht und die Rückmeldungen waren durchweg positiv“, ergreift der 35-Jährige stattdessen selbst die Initiative. „Die Jungs wären grundsätzlich bereit, unter dem Trainer- und Funktionsteam weiterzumachen. Aber es fällt uns natürlich schwer, das auch dingfest zu machen, weil wir vom Vorstand bisher noch nichts gehört haben und es generell schon sehr lange her ist, dass überhaupt mal gesprochen wurde.“ 


Klar, dass Josipovic seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck bringt, „weil ich einerseits extrem viel Herzblut in die Sache reinstecke und investiere – und mich andererseits nicht nur als Trainer sehe. Ich habe in all der Zeit versucht, für ein gutes Miteinander, eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation zu sorgen, und den Gesamtverein – auch nach außen – in ein gutes Licht zu rücken.“

„Unser Bestreben ist ganz klar, mit dem Team weiterzumachen“

An der Döhrntwiete hat Josipovic in den letzten fünf Jahren für viele glückliche Momente gesorgt. Setzt er seine Arbeit fort? Foto: Bode

Deshalb sei es „schon enttäuschend, wenn eigentlich gar kein wirklicher Kontakt mehr da ist, keine Fragen kommen, ob man als Trainerteam weitermachen soll/kann/darf oder überhaupt noch gewollt ist, und ob es einen Weg gibt, die Mannschaft zu halten“. All jene Faktoren stoßen wohl nicht nur innerhalb der Truppe auf blankes Unverständnis. In Lokstedt läuft man damit Gefahr, den Mann, der für Erfolg und Ansehen gesorgt hat, sowie die Mannschaft, die auf dem Platz abgeliefert und die Triumphe errungen hat, zu verlieren. Werbung für sich haben sämtliche Parteien in den letzten Jahren genug gemacht. Anfragen werden da sicherlich nicht aus bleiben. 


„Trotzdem“, betont Josipovic, „ist unser Bestreben ganz klar, mit dem Team weiterzumachen, weil grundsätzlich alle gesagt haben, dass sie in der Konstellation weitermachen wollen“. Nun ist der Verein am Zug, endlich Klarheit zu schaffen, bevor es zu spät ist. „Wir hoffen darauf, dass man sich bei uns meldet und wir das Ganze dingfest machen können“, will und kann Josipovic seine „sportliche Liebe“ nicht einfach so links liegen lassen.

Autor: Dennis Kormanjos