Emotionales Vor-, wütendes Nachspiel: Niendorf trotzt dem Chancenwucher
Fünf Alu-Treffer und unzählige Chancen - Joker Jansen kann HSV III-Pleite nicht verhindern
Vor dem HSV-Anhang: Der Niendorfer TSV bejubelt einen wichtigen Auswärts-Dreier im Kampf um die Vize-Meisterschaft. Foto: KBS-Picture
Ante-Akira Kutsche (re.) hätte das Spiel im Alleingang entscheiden können, wenn nicht gar müssen. Foto: KBS-Picture
"Das ist amateurhaft!"
Die Fans des HSV brachten ihre Meinung zum vergangenen Sonntag gewählten Präsidenten Bernd Hoffmann deutlich zum Ausdruck. Foto: KBS-Picture
Kaum hatte der Rothosen-Sympathisant das Geläuf verlassen, da gab Ante-Akira Kutsche auch schon den ersten seiner unzähligen Warnschüsse ab (1.), ehe Leon Meyer und Malte Wilhelm gleich im Doppelpack am Torgestänge hängenblieben (4.). Der Gast aus Niendorf war klar am Drücker, musste aber lange bis zur Führung warten. Daran beteiligt: „AAK“. Nach einer Flanke von Dario Streubier kam Kutschke per Kopf nicht am überragend reagierenden Yannick Heuer vorbei dafür aber der nachsetzende Lennard Speck, der den Ball wuchtig unter die Latte jagte (44.)! Nach der Pause ging das muntere Scheibenschießen auf das Gehäuse des 31-jährigen Heuer weiter. Niendorfs Marvin Karow konnte es irgendwann nicht mehr mit ansehen, schimpfte: „Das ist amateurhaft“, nach den ganzen ausgelassenen Großchancen. Am Ende hatte der NTSV, für den „Königstransfer" Dennis Thiessen ein gutes und auffälliges Debüt feierte, fünf Alu-Treffer (!) zu verzeichnen. „Was das Toreschießen angeht, hat’s nicht so wirklich gut hingehauen“, bemängelte auch Farhadi. Wenn sich das mal nicht rächen sollte…
HSV III-Zugang Brendel mit der dicken Ausgleichschance
Der nach einer Stunde eingewechselte Marcell Jansen konnte dem Spiel nicht mehr den entscheidenden Impuls geben. Foto: KBS-Picture
Die Hausherren setzten nun alles auf eine Karte, brachten Ex-Profi Marcell Jansen, der nach einer Stunde zu seinem zweiten Einsatz im Dress der Dritten Mannschaft kam und einmal aus Abseitsposition den vermeintlichen Ausgleich markierte (79.), und den ganz frisch verpflichteten Manuel Brendel. Letztgenannter hatte sechs Zeigerumdrehungen vor Schluss, als Niendorf plötzlich schwamm und wackelte, die riesige Chance zum Ausgleich, als er von Jendrik Bauer in Szene gesetzt wurde. Aus halblinker Position beförderte der 18-Jährige die Kugel an den rechten Innenpfosten. Da fehlten nur Zentimeter. „Die 15 schwierigen Minuten haben wir gut und auch mit etwas Glück überstanden“, konstatierte Farhadi, der in der Nachspielzeit sah, wie Tevin Tafese zwei Gegenspieler auf sich zog und in einer Kontersituation den eingewechselten Mustafa Ercetin auf die Reise schickte. Dieser ließ sich, im Gegensatz zu seinen Teamkollegen, nicht zweimal bitten und vollstreckte trocken per Flachschuss ins lange Eck zur Entscheidung (90. +1)!
"Das war desolat von Eins bis Elf – eine absolute Katastrophe!"
„Es war kein Leckerbissen“, bilanzierte Farhadi, der daraufhin nüchtern zusammenfasste: „Temperaturen scheiße, Spiel scheiße!“ Und weiter: „Es war nicht schön, aber wir haben’s gewonnen – und das ist unsere Qualität, die wir aus dem letzten Jahr mitgenommen haben.“ Währenddessen fand Marcus Rabenhorst nach Spielschluss sehr deutliche Worte über den Auftritt seiner Elf. Auf die Frage, warum seine Mannschaft erst so spät echten Widerstand leistete, entgegnete er nach kurzer Überlegung: „Warum erst so spät? Gute Frage. Ich kann es mir auch nicht erklären. In der ersten Halbzeit haben wir keinen Fußball gespielt, keiner wollte den Ball haben. So kannst du keine Chancen kreieren und erst recht keine Tore schießen. Die Ansprache war auch sehr deutlich, weil wir überhaupt nicht das umgesetzt haben, was wir wollten. Das war desolat von Eins bis Elf – eine absolute Katastrophe!“ Nach der Pause habe man „zumindest versucht, Fußball zu spielen und sind zu ein, zwei Möglichkeiten gekommen“, so Rabenhorst. „Aber wenn wir ganz ehrlich sind, dann muss man unterm Strich sagen, dass es auch schon vorher 3:0 oder 4:0 für Niendorf stehen kann.“ Dass Fehlen von Leistungsträgern wie Emre Yasar (krank) und Damian Ilic (auf einer Hochzeit) wollte Rabenhorst nicht als Ausrede gelten lassen. „Klar sind das Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Nichtsdestotrotz wollen alle immer spielen. Und wenn ich dann meine Chance bekomme, muss ich auch meine Leistung abrufen. Da können wir mal im Raum stehen lassen, wer das heute getan hat…“