Elazig wittert den ersten Sieg – doch dann kommt „Lucky Löffke“

Dersimspor gelingt kurz vor Schluss der Ausgleich an der Wendenstraße

02. September 2018, 18:03 Uhr

Trotz des Punktgewinns war Dersims Coach Sven Siebert nicht zufrieden. Foto: Knötzsch

Roberto D'Urso sollte Unrecht behalten. Es waren noch rund 15, 20 Minuten zu spielen, als der Mittelfeld-Mann von Dersimspor seine Teamkollegen noch einmal lautstark anfeuerte. „Es ist noch lang genug Zeit, wir machen noch zwei Treffer“, rief D'Urso seinen Mitspielern zu. Die Antwort kam prompt. Von der Gegenseite. „Dann ist ja auch noch genügend Zeit, dass wir noch zwei Mal treffen“, konterte Ramazan Güler, der Kapitän des FC Elazig Spor. So ganz nach Vorhersage lief es dann auf keiner der beiden Seiten: Am Ende stand vor den rund 70 Zuschauern auf dem Grand an der Wendensraße ein 1:1-Remis zu Buche (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen).

Dass dabei der Schuss für Dersim nicht ganz nach hinten losging, lag an Marco Löffle. Acht Minuten vor dem Ende der Begegnung wurde der Stürmer für Eren Eröksüz eingewechselt. Noch bevor der den Platz betrat, erkundigte sich Löffke, wie lange denn noch zu spielen sei. Auf die Antwort, dass regulär noch acht Minuten auf der Uhr seien, lächelte Löffke und erklärte: „Das ist ein bisschen wenig Zeit.“ Nur ganze drei Zeigerumdrehungen stand der „Joker“ dann direkt im Mittelpunkt. Nach einer Hereingabe von links konnte sich der zuvor ebenfalls eingewechselte Almir Bajramovic an der Strafraumgrenze im Zweikampf nicht behaupten und ging zu Boden. Der Ball schien verloren und einige Dersim-Akteure forderten bereits einen Freistoß. Doch Schiedsrichter Julius Steinhorst (SV Halstenbek-Rellingen) ließ Vorteil laufen. Die Kugel kullerte vor die Füße von Löffke. Der zog eiskalt ab und zielte ganz genau: Erster Ballkontakt, drin – 1:1 (85.).

Siebert: „Wenn man die Aufgaben nicht über 90 Minuten annimmt, hat man keinen Sieg verdient“

Den Ball aus der Gefahrenzone geköpft: Dejan Sekac (li.) klärt vor Mou-Inzou Bachir. Foto: Knötzsch

In der Folgezeit setzte Dersim alles auf eine Karte, suchte sein Heil eigentlich nur noch in der Offensive. Erst landete D'Ursos Freistoß am zweiten Pfosten bei Rafat Waseq, der aus kürzester Distanz nur ans Außennetz köpfte (O-Ton Dersimspor-Coach Sven Siebert: „Da muss er mir mal erklären, wie er den nicht reinmacht“), dann fand eine Flanke von rechts den Kopf von Bajramovic, doch der nickte den Ball über den Kasten (90.+1) und hatte auch eine Minute später, als er eine Vorarbeit von Waseq per Kopf aufs Gehäuse der Gastgeber brachte, kein Glück im Abschluss. „Sicherlich hätten wir das Spiel gewinnen können, vielleicht sogar müssen. Die Frage ist aber: Warum spielen wir nicht von Anfang an so?“, konstatierte Gästetrainer Siebert nach dem Match, während Marco Löffke sich an seine Worte aus der 82. Minute erinnerte: „Ich hab' doch gesagt, ich brauch ein bisschen mehr Zeit....“

Dass die Mannschaft von der Baererstraße überhaupt einem Rückstand hatte hinterherlaufen müssen lag daran, dass „ich in den ersten 45 Minuten nichts von dem gesehen habe, was wir vorher angesagt hatten – ganz im Gegenteil“, ärgerte sich Sven Siebert, „wir waren in der einen oder anderen Situation nicht wach, obwohl wir im Kopf drauf vorbereitet waren. Ich habe 240 Mal drauf hingewiesen, dass der Ball auf einem Grandplatz auch mal verspringt und dass die Abwehrspieler spekulieren müssen. Am Ende drücken wir den Ball nur ein Mal über die Linie, Elazigs Keeper hält dazu noch überragend. Wenn man die Aufgaben nicht über 90 Minuten annimmt, dann hat man im Endeffekt auch keinen Sieg verdient.“ Zudem ärgerte den Dersim-Übungsleiter die 47. Minute, „in der wir uns natürlich ganz, ganz clever anstellen“, so Siebert ironisch.

Aydin: „Wir haben von der Ordnung, der Disziplin und der Einstellung her nichts vermissen lassen“

Elazig Spors Coach Hüysein Aydin und sein Team gaben den Sieg am Ende noch aus der Hand. Foto: Knötzsch

Was in jener zweiten Minute Nachspielzeit der ersten Halbzeit passierte? Ganz einfach: Dersimpor geriet in Rückstand – und das ziemlich überflüssig. Nach einem Zweikampf kurz vorm Strafraum zwischen Waseq und Onur Akodgan gab es Freistoß. Waseq regte sich tierisch auf – auch während der Ausführung ders Standards noch. So fehlte in Dersims Defensive die Ordnung, Gökhan Ermis konnte den Ball nach der Hereingabe am zweiten Pfosten quer legen und ausgerechnet Akdogan schob zur Führung für Elazig Spor ein. Zuvor hatte Elazigs Keeper Adnan Aslan gegen Umut Yildiz (1.) hervorragend reagiert und Mou-Inzou Bachir war auf der anderen Seite an Mark Osnowski im Tor der Gäste gescheitert (25.). Drei Minuten vorm Seitenwechsel flog dann ein Schuss von Dersimspors Giovanni Düring am oberen linken Winkel vorbei.

Nach Wiederbeginn vergab Derisms Neuzugang Beytullah Atug (66.) ebenso wie seine Teamkollegen Waseq (75, scheiterte an Aslan) und für Elazig hatte Hiwad Sardarzai (80.) die Chance zum 2:0 auf dem Fuß, scheiterte aber an Osnowski, so dass Hüysein Aydin nach dem Schlusspfiff nicht über den ersten Saisonsieg Elazigs sprechen konnte. „Mit den Möglichkeiten, die wir derzeit haben, den 17 Gegentreffern, die wir bisher kassiert hatten, und den letzten Niederlagen, durch die die Moral und die Mannschaft am Boden waren, haben wir zumindest von der Ordnung, der Disziplin und der Einstellung her nichts vermissen lassen. Natürlich gehört bei den Chancen, die Dersim hatte, auch Glück dazu. Ich kann meiner Mannschaft nichts vorwerfen. Ein Punkt mit dieser Einstellung ist verdient. Schade für Dersim, aber so ist das eben nunmal“, erklärte Elazigs Coach abschließend.

Jan Knötzsch