„El Nemr-Kuriosum“ reicht nicht aus – Kranich rettet AFC-Punkt

BU kann sich nicht an Dassendorf ranrobben

06. Dezember 2015, 19:34 Uhr

Das erste Tor selbst erzielt, das zweite vorbereitet: Barmbeks Pascal El Nemr (l.). Hier im Duell mit Altonas Ronny Buchholz. Foto: KBS-Picture.de

Wenn die beiden Traditionsklubs Altona 93 und der HSV Barmbek-Uhlenhorst aufeinandertreffen, dann spricht man im Allgemeinen vom Haamburger „Clasico“. Diese Begegnung versprach in der Vergangenheit stets enge und intensive Partien, bei denen sich beide Kontrahenten alles abverlangten. So war es auch heute Nachmittag an der Adolf-Jäger-Kampfbahn. Sowohl die zwölftplatzierten Gastgeber, als auch der zweitplatzierte, amtierende ODDSET-Pokalsieger, warfen ihr gesamtes fußballerische Können und eine Menge Willen in die Waagschale, um sich letzten Ende mit einer Punkteteilung zu trennen. „Eigentlich hätten wir 2:0 gewinnen müssen“, konstatierte AFC-Keeper Joshua du Preez nach dem Appfiff, der während der 90 Minuten nicht immer eine gute Figur machte.

AFC-Fänger Joshua du Preez (l.) gab beim ersten Gegentreffer keine glückliche Figur ab. Foto: KBS-Picture.de

Die Partie begann rasant. Gleich in der dritten Spielminute hatten die Männer von Trainer Berkan Algan die Gelegenheit, um auf 1:0 zu stelln. Einen Einwurf verlängerte Ex-AFC-Kapitän Sebastian Clausen unfreiwillig in den Lauf von Marc-Kemo Kranich, der aus relativ spitzem Winkel versuchte André Tholen zu überlupfen – verfehlt allerdings knapp den Kasten. Auch der heraneilende Mustafa Hadid konnte den Ball nicht mehr kontrolliert erreichen. Kurze Zeit später: Clausen auf der anderen Seite! Pascal El Nemr setzte mit viel Zug einen Eckball an den Fünfmeterraum, wo „Clausi“, wie er liebevoll von den BU-Fans genannt wird, das Geschoss nur leicht touchierte, sodass es Abstoß gab. Dann, ein Schockmoment für die Gäste. In der Barmbeker Hälfte prallen Laurel Aug und Marc Lange zusammen. Letzterer blieb mehrere Sekunden auf dem Boden liegen. Sichtlich benommen musste der Linksfuß zur Auswechselbank geleitet werden (10.). Bereits früh in der Partie ein Ausfall. Das schien der Elf von BU-Coach Frank Pieper-von Valtier egal zu sein, denn in der 14. Minute gingen sie in Führung. Pascal El Nemr nahm sich den Freistoß aus dem linken Halbfeld und donnerte ihn Richtung Tor. Joshua du Preez lief ein paar Schritte heraus, verschätzte sich aber komplett. Das Pfund von El Nemr schlug nämlich hinter dem Schlussmann im langen Eck ein. „Ziel war es, den Ball auf den zweiten Pfosten zu schlagen. Dass er dann reingeht, ist natürlich schön für mich und für die Mannschaft“, freute sich die flinke Nummer Sieben von BU. Du Preez hingegen ärgerte sich sehr über seinen Patzer: „Ich hab es beim Aufwärmen bereits gemerkt, dass ich damit meine Probleme haben könnte. Normalerweise ist genau das eine meiner Stärken. Ich bin aber eine Sekunde oder eine Zehntelsekunde zu früh herausgelaufen und das hat uns ein Gegentor gekostet.“

Riesenchance – diskutable Entscheidung – Zuckertor

Fabio Dammann (r.) im Luftkampf mit Felix Brügmann. Foto: KBS-Picture.de

Nur vier Zeigerumdrehungen nach dem ersten Treffer, hätten die Altonaer diesen egalisieren können – eigentlich müssen. Benjamin nahm die Kugel im Mittelfeld auf, schlug einen herrlichen Diagonalpass auf Hadid, der per Brust direkt auf den startenden Kranich weiterleitet. Der Stürmer stand alleine vor Tholen, zog überhastet ab und schoss dem BU-Fänger ans rechte Bein. Das war eine Chance der Kategorie: Tausendprozentig! Bei der nächsten auffälligen Spielsituation war auch wieder Kranich beteiligt. Im Laufduell mit Fabio Dammann, kam der Barmbeker Innenverteidiger eher an den Ball als der AFC-Angreifer und spitzelte das Spielgerät nach hinten. Torwart Tholen nahm die Kugel mit den Händen auf. Der Schiedsrichter Ralph „Drago“ Vollmers wertete dies als Rückpass und gab indirekten Freistoß aus knapp sechs Metern. Der Schuss landete in der BU-Mauer auf der Linie. Die Hausherren verbuchten insgesamt mehr Ballbesitz und zielten immer wieder auf spielerische Lösungen ab. Was kurz vor der Halbzeit auch in etwas Zählbares umgemünzt werden konnte. Chris Pfeifer mit einem perfekt getimten Pass durch die Schnittstelle für Marc-Kemo Kranich, der halblinks in den Sechzehner eindrang und auf Tholen zulief. Im richtigen Augenblick spielte er rechts rüber auf den mitgelaufenen Mustafa Hadid, der aus einem Meter nur noch einschieben musste (42.).

Eigentor und Kranich-Jubel

Vergab zunächst die Riesenchance, rettete seinem Team dann aber doch noch den einen Punkt: AFC-Knipser Kemo Kranich (l.). Foto: KBS-Picture.de

Der zweite Durchgang startete genauso wie die erste. Mit viel Tempo und Chancen. Altona erspielte sich zwei gute Gelegenheiten, um erstmals in Führung zu gehen. Doch es war die Auswärtsmannschaft, die das dritte Tor des Tages besorgten. Dieses Mal brachte Niklas Müller-Leitloff den Ball aus dem rechten Halbfeld scharf herein. AFC-Verteidiger Cody Shields stieg am höchsten und köpfte – allerdings ins eigene Gehäuse (57.). Kuriosität Nummer Zwei, die BU im Spiel enorm half. Die Freude währte nicht lange. Denn nur acht Spielminuten später ist Kranich zur Stelle. Nick Brisevac knallte das Leder kompromisslos von Rechtsaußen in den Sechzehner. Dort stand besagter Kranich goldrichtig und trifft mit ein bisschen Pike, ein bisschen Stollen zum 2:2. Der linke Innenpfosten hatte zudem hierbei eine gewichtige Rolle inne. Diese Tatsache tat dem kranichartigen Flügelschlag-Jubel von Marc-Kemo Kranich trotzdem keinen Abbruch. Es wurde noch einmal richtig spannend. In der restlichen Spielzeit drückte nun Altona zunehmend auf das entscheidende Tor, wobei BU sich aufs Kontern verlegte. Bis zum Schlusspfiff kam es nicht mehr wirklich zu nennenswerten Aktionen in der „Box“, weshalb das Unentschieden völlig in Ordnung geht. Das sieht auch der 1:0-Schütze Pascal El Nemr so: „Einen Sieg hätten wir gerne mitgenommen, aber ein Punkt ist auch vollkommen ok. Damit müssen wir leben.“ AFC-Keeper Joshua du Preez hätte lieber alle drei Punkte in Alton behalten, was seiner Meinung nach möglich gewesen wäre: „Wir haben wirklich gut gespielt. Chance, um mehr Tore zu erzielen, hatten wir – nutzen sie aber nicht. Ein 2:0 wäre hier auch durchaus drin gewesen, wenn wir die unglücklichen Gegentore nicht kassiert hätten.“

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