Oberliga

„Ein Tor ist noch nichts wert – es ist meine Pflicht, als Offensivspieler Tore zu schießen“

20. Februar 2020, 16:23 Uhr

Am vergangenen Wochenende feierte Furkan Aydin (li.) gegen den TSV Buchholz 08 seine Oberliga-Premiere im Paloma-Trikot. Foto: Hellwig

Im Oktober des vergangenen Jahres war für ihn von heute auf morgen Schluss beim Nord-Regionalligisten Altona 93. Seitdem befand sich Furkan Aydin auf der Suche nach einem neuen Verein, den er kurz vor dem Ende der Transferfrist im Januar 2020 dann schließlich mit dem USC Paloma auch fand. Am vergangenen Wochenende stand der 23-Jährige im Heimspiel gegen den TSV Buchholz nun zum ersten Mal in einem Pflichtspiel im Trikot seines neuen Vereins auf dem Feld. Wir haben mit Aydin über seine Zeit nach dem „Aus“ beim AFC, die Gründe für seinen Wechsel eine Liga tiefer an die Brucknerstraße und die Ziele, die er mit den „Tauben“ hat, gesprochen. 

Furkan, am Wochenende gelang dir dein erster Treffer für Paloma. Wie viele Glückwünsche hast du seitdem bekommen?

Furkan Aydin: Es gab schon einige, die sich gemeldet haben – auch Jungs aus anderen Vereinen, mit denen man noch privaten Kontakt hat. Das war schon ein sehr schönes Gefühl. Aber ich bilde mir darauf nichts besonderes ein. Ein Tor ist noch nichts wert, ich freue mich da auch nicht großartig drüber – es ist meine Aufgabe und meine Pflicht als Offensivspieler Tore zu schießen.

Nun war der Auftritt gegen Buchholz für dich das erste Pflichtspiel seit langer Zeit, das du bestreiten durftest. Wie war das vom Gefühl her für dich?

Aydin: Natürlich vermisst man in die Pflichtspiel-Atmosphäre in der Zeit, in der man sie nicht miterlebt. Es war für mich ein sehr schöner Moment, endlich wieder in einem Spiel auf dem Platz zu stehen, in dem es um Punkte geht – auch, wenn es jetzt nicht mehr in der Regional- sondern in der Oberliga ist.

Wenn wir schon bei Gefühlen sind: Gehen wir mal zurück in den Oktober 2019, als der AFC und du die sofortige Trennung bekanntgaben. Wie ging es dir, als feststand, dass du künftig nicht mehr für Altona spielen würdest?

Aydin: Ich fand es am Anfang sehr schade, weil da damals aus meiner Sicht eine große Fehlkommunikation stattgefunden hat. Ich glaube, dass ich Altona 93 weiterhin hätte helfen können. Doch das Thema hat sich erledigt. Jetzt ist Altona auf sich allein gestellt – und ich bin Spieler des USC Paloma.

Seinerzeit ging es unter anderem um ein „Like“ von dir für einen Post, der salutierende türkische Soldaten zeigt, und deiner Meinung nach der Grund war, aus dem der AFC sich von dir getrennt hat – obwohl der Verein sagte, das sei aus sportlichen Gründen passiert....

Im Kellerkick gegen den Club aus der Nordheide gelang dem 23-Jährigen (vo., hier gegen Lukas Kettner) auch direkt sein erster Pflichtspieltreffer. Foto: Hellwig

Aydin: Man muss es einfach mal ganz sachlich betrachten: Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt von zehn mögichen Spielen acht Partien absolviert. Da kann mir kein Trainer sagen, dass es aus sportlichen Gründen nicht passt. Selbst, wenn das wirklich der Fall gewesen sein sollte, dann hätte jeder Trainer gesagt, dass sich der betreffende Spieler im Winter einen neuen Verein suchen kann und ihn nicht direkt rausgeworfen. Jeder, der Ahnung vom Fußball hat, wird wissen oder verstehen, dass man jemanden, der acht von zehn Spielen gemacht hat, nicht einfach so rauswirft.

Würdest du also rückblickend weiterhin sagen, dass dein „Like“ für den Post kein Fehler war?

Aydin: Dieses „Like“ kam nicht aus einer politischen Motivation heraus, sondern weil ich mich für die Nationalmannschaft der Türkei gefreut habe. Das ist nichts anderes, als wenn ich mich über ein Tor von Deutschland in einem Länderspiel freue. Das hat nichts mit Politik zu tun. Ich sage allerdings mit einigem Abstand: Ich hätte vor dem „liken“ vielleicht etwas mehr nachdenken können.

Wenn du insgesamt auf deine Zeit beim AFC zurückblickst. Was ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Aydin: Dass ich viele neue Leute kennengerlernt habe – auch solche, die vom außerhalb nach Hamburg gekommen sind. Der Kontakt ist auch nach wie vor vorhanden. Wenn es die Trainingszeiten zulassen, dann trifft man sich mal. Im Großen und Ganzen hatte ich eine schöne Zeit bei Altona 93, die noch schöner hätte werden können. Aber es bringt nichts, der Situation hinzerherzutrauern. Ich bin nicht nachtragend. Alles, was im Leben passiert, hat einen Sinn – den man irgendwann verstehen und erkennen wird.

Nach dem „Aus“ beim AFC warst du bis Ende Januar ohne Verein. Am Ende fiel die Wahl bei der Suche nach einem neuen Club auf den USC Paloma. Warum?

Mit möglichst vielen weiteren Treffern will Aydin (li.) seinen Zeil zu Klassenerhalt des USC beitragen. Foto: Hellwig

Aydin: Der Kontakt zu Paloma kam erst sehr spät, also recht kurz vorm Schließen des Transferfensters zustande. Ich habe mich dann relativ schnell mit Steffen Harms (Palomas Trainer, Anm. d. Red.) getroffen. Er hat mir in unseren Gesprächen das Gefühl gegeben, dass ich ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft sein und der Truppe helfen kann. Steffen hat mir sein Vertrauen gegeben, damit war Paloma kurzfristig für mich eine attraktive Option.

Du spielst nun statt in der Regional- wieder in der Oberliga. Inwieweit ist das ein Rückschritt?

Aydin: Das können andere als Rückschritt sehen. Ich sehe es so: Ich mache lieber einen Schritt zurück, um anschließend vielleicht zwei nach vorne machen zu können.

Was hast du dir für den Rest der Saison vorgenommen? Sowohl, was dich angeht als auch auf den Verein insgesamt bezogen...

Aydin: Ein offensiver Spieler wird daran gemessen, dass er trifft. Das ist mein Ziel. Ich möchte in dem halben Jahr kurzfristig dazu beitragen, dass Paloma nicht absteigt, Mittelfristig will ich wieder in der Regionalliga Fußball spielen.

Interview: Jan Knötzsch