Ein Sieg für die heile Weihnachtsfeier-Welt
Curslack bezwingt Osdorf 4:1 – Beldzik gibt die richtige Antwort
Ab gehts zum Jubeln: Stjepan Radic (vo.), der Schütze des 1:0 für den SVCN, wird von den Teamkollegen Niklas Hoffmann und Jan Landau eingefangen. Foto: Damm
Es lief die 87. Minute des Spiels, als es SVCN-Coach Henke zu bunt wurde. Mike Beldzik, den der Übungsleiter erst kurz zuvor eingewechselt hatte, musste im Zweikampf zum zweiten Mal in seiner kurzen Einsatzzeit eine Niederlage hinnehmen. Sehr zum Unmut seines Trainers. Der mahnte seinen Akteur, der erst am Morgen des Spieltags aus Polen zurückgekehrt war, zu etwas mehr Einsatz. „Was is' denn mit dir?“, ließ Beldziks Replik nicht lange auf sich warten. Henke wiederum konterte: „Was mit mir is'? Du sollst endlich richtig hingehen!“ Kaum waren die Worte von „Henko“ verklungen, da führte Belzdik auf einmal dem Ball am Fuß, nachdem ihn Florian Rogge bedient hatte. Curslacks Nummer 23 sprintete auf Osdorf-Keeper Patrick Hartmann zu, knallte das Leder an diesem vorbei ins Netz und drehte ab, um an der Trainerbank den soeben erzielten Treffer zum 4:1 zu feiern. Torsten Henke spendete Szenenapplaus und erklärte hinterher auf der Presskonferenz: „Es gab zuvor zwei Szenen, wo er nicht wirklich zum Ball ging. Die Sonne schien nicht, das Flutlicht war auch nicht an – ich weiß nicht, warum er da nur zugeguckt hat. Dann kam von ihm ein Kommentar zurück. Ich hab' da kein Problem mit, weil ich an der Linie auch kein Kind von Traurigkeit bin. Wenn jeder Spieler so wie Mike mit einem Tor antworten würde, kann ich nur sagen: überragend.“
Feldmeier: „Wir sind nicht so richtig ins Spiel gekommen, sondern mussten viel hinterherlaufen“
Ein Attribut, das auf den ersten Durchgang der Begegnung so nicht unbedingt zutraf. Zwar entwickelte sich eine intensive Partie, allein: wirklich zwingende Torchancen blieben bis zum Halbzeitpfiff von Referee Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB) Mangelware. Nun gut, Jan Landau hätte den SVCN bereits nach drei Minuten in Führung bringen müssen, als er allein auf Osdorfs Torhüter Hartmann zusteuerte, um dann allerdings an diesem zu scheitern. Zuvor hatte Stjepan Radic bereits einen Kopfball im Anschluss an eine Ecke von Vitali Wilhelm am Tor vorbei geköpft (2.). Nach einem Freistoß Wilhelms sollten in der 23. Minute dann Mark Brudler und Sebastian Spiewak am Leder vorbei fliegen. Und der Gast? Der hatte nach einer Flanke von Gianluca D'Agata durch einen Kopfball von Jeremy Wachter nach 20 Minuten den ersten gefährlichen Moment und profitierte dann neun Minuten vor der Pause davon, dass Spiewak einen langen Ball per Kopf unglücklich weiter verlängerte, so dass Wachter am linken Strafraumeck an die Kugel kam und in bester Stürmer-Manier sofort den Abschluss suchte. Osdorfs Angreifer hatte die Rechnung jedoch ohne Curslack-Keeper Leon Giese gemacht, der Wachters Schuss sehenswert abwehrte.
So mussten die Zuschauer bei eisig kalten Temperaturen bis in die zweite Hälfte warten, ehe sie Erwärmendes in Form von Toren geboten bekamen. Erst schickte Landau Brudler, der wiederum Radic bediente – 1:0 (61.), dann stand Spiewak nach einem von links hereingebrachten Eckball von Wilhelm goldrichtig und köpfte zum 2:0 ein (69.). Auf der anderen Seite hielt Brudler erfolgreich seinen Kopf dazwischen, als der eingewechselte Patrick Herbrand nach 74 Minuten abzog. Zwei Zeigerumdrehungen später aber musste SVCN-Schlussman Giese die Kugel dann dennoch aus dem Netz holen: Landau verlor einen Zweikampf im Mittelfeld und blieb stehen, während das Spielgerät seinen Weg zu Maximilian Meijer-Werner fand, der flach vors Tor passte. Am ersten Pfosten verkürzte Kevin Trapp per Hacke auf 1:2 aus Sicht der Gäste (76.). Lange aber durften sich die Schützlinge von Coach Piet Wiehle keine Hoffnungen machen. Niklas Hoffmann, der zuvor nach 68 Minuten eine Chance vergeben hatte, leitete ein Zuspiel von Beldzik auf Florian Rogge weiter, der Hartmann zum 3:1 für den SVCN überwand (77.). Nachdem Giese sich dann lang machte und Trapps Schuss aus 20 Metern entschärft hatte (80.), tauschten Rogge und Belzdik zwei Minuten vor Schluss die Rollen und Letztgenannter durfte nach der Vorlage seines Teamkollegen den Schlusspunkt setzen.
Henke: „Das 1:0 von Radic war eine Erlösung und das 3:1 von Rogge eine wichtige Antwort“
„Das war heute eine klare Angelegenheit. Wir hatten ja schon nach drei Minuten bei Curslacks großer Chance durch Landau Glück“, bekannte Osdorfs Co-Trainer Jan Feldmeier, der seinen „Chef“ Piet Wiehle vertrat, der noch vor der Pressekonferenz schnellstens weg musste. „Wir sind nicht so richtig ins Spiel gekommen, sondern mussten viel hinterherlaufen. Deshalb geht das Ergebnis auch in Ordnung“, konstatierte Feldmeier und ergänzte: „Wir hatten uns das ganz anders vorgestellt. Nach unserem Sieg gegen Niendorf am vergangenen Wochenende wollten wir auch hier etwas mitnehmen. Aber das sollte nicht sein.“ Bitter für die Gäste: Sie verloren nicht nur das Spiel, sondern mussten auch noch damit Vorlieb nehmen, dass es für Bennet Krause nach 45 Minuten nicht mehr weiterging. Der Kapitän der Osdorfer war zwar beim Abpfiff des ersten Durchgangs bereits mit „Gelb“ verwarnt, musste aber nicht etwas in der Kabine bleiben, weil ihm die „Ampelkarte“ drohte, sondern deshalb, weil er sich an der Hand verletzt hatte und ins Krankenhaus musste. „Wir hoffen, dass es nichts Schlimmeres ist“, sagte Feldmeier im Anschluss an das Match.
Torsten Henke bekannte nach Feldmeiers Statement, dass er „die Partie ein klein wenig anders“ gesehen habe: „Das Resultat spiegelt den Spielverlauf nicht ganz wieder. Trotzdem war dieser Sieg für uns eminent wichtig, nachdem unsere Entwicklung mit zuletzt vier Niederlagen in den letzten Wochen negativ war.“ Die Trainings-Woche in der Woche vorm heutigen Spiel hatte zudem, so Henke, „nichts mit Oberliga zu tun.“ Nanu, gab es am Deich etwa Stress? Nein, mitnichten. „Wir haben unter der Woche nur ein einziges Mal trainieren können. Das war am Donnerstag – und da waren auch nur zehn Spieler dabei. Der Hintergrund ist, dass bei uns ein Magen-Darm-Virus umging“, erläuterte Henke, der in seiner Analyse feststellte: „Das 1:0 durch Stjepan Radic war eine Erlösung und die Antwort zum 3:1 durch Florian Rogge sehr wichtig.“ Passend war, wie eingangs erwähnt, auch Belzdiks Antwort auf den kurzen Disput mit seinem Coach. Und der war, wie Henke auf der Pressekonferenz verriet, auch schnell wieder geradegebogen: „Ich habe mit Mike gleich beim Torjubel gesprochen“, lachte „Henko“.
Jan Knötzsch