Ein ruinierter Ruf, Respekt, ein Rauswurf und ein Rücktritt

Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

11. Dezember 2018, 16:33 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

An dieser Stelle greifen wir unter dem Titel „Abpfiff“ in unserer Kolumne die Geschehnisse des Wochenendes und die wichtigsten Themen der Woche im Hamburger Fußball auf und kommentieren diese. Dieses Mal geht es um die Geschehnisse beim ODDSET-Pokal-Achtelfinalspiel zwischen dem Oststeinbeker SV und dem SV Altengamme sowie das Bild des OSV in der Öffentlichkeit, das bisherige Abschneiden des TSV Sasel und die Trainerwechsel beim SC Condor und dem VfL Pinneberg.

Der Oststeinbeker SV hat einen Ruf. Den, eine gute Fußball-Mannschaft zu sein, die es – obwohl „nur“ Bezirksligist – aufgrund der Klasse, die diverse Spieler im Kader besitzen, auch mit höherklassigen Teams aufnehmen kann. Davon zeugt in gewisser Weise auch der Stand der Tabelle in der Bezirksliga Ost. Die weist den OSV als Tabellenführer auf. Das ist schön. Und gut – aus Sicht des Vereins, der Fans und auch der neutralen Beobachter, die gerne attraktiven Fußball sehen. Der Oststeinbeker SV hat aber noch einen Ruf. Den, ein bisweilen „disziplinloser Haufen“ zu sein, der sich dann und wann nicht – oder nur schwerlich – im Griff hat. Das ist nicht schön. Und auch nicht gut – weder für den OSV selbst, noch für sonst irgendwen. Eine Kostprobe ihres zweiten, unvorteilhaften Rufs gab die Mannschaft am vergangenen Freitag im ODDSET-Pokal-Achtelfinalspiel gegen den SV Altengamme ab. Vier Platzverweise (drei Mal „Rot“ und ein Mal „Gelb-Rot“) handelte sich die Mannschaft von Simon Gottschling binnen 90 Minuten ein.

Der OSV schadet sich in Sachen Außendarstellung selbst

Musste das wirklich sein? Auch OSV-Coach Simon Gottschling dürfte das Verhalten seiner Kicker am vergangenen Freitag nicht begeistert haben. Foto: Bode

Das allein reicht schon, um ein schlechtes Bild von sich in der Öffentlichkeit zu zeichnen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der OSV nicht zum ersten Mal in die Richtung „auffällig“ geworden ist, die sich im und um das Altengamme-Spiel herum ereignete. Erinnern wir uns nur an zwei weitere Pokalspiele, beide aus dieser Saison: Auch gegen den Meiendorfer SV und den ASV Hamburg ging es hoch her. Beide Male mit von der Partie: der Oststeinbeker SV. Nun gibt es natürlich immer zwei Seiten der Medaille, wie man die Geschehnisse aus diesen Spielen sehen und beurteilen will, Fakt aber ist: Ein Kind von Traurigkeit ist diese Mannschaft ganz offenbar nicht! Dass Marcel Meyer nach seinem Platzverweis gegen Altengamme noch zwei Mal laut hörbar Beleidigungen in Richtung Feld rief und zuvor schon von seinen Mitspielern zurückgehalten werden musste, um nicht laut fluchend und gestikulierend auf Schiedsrichter Björn Lassen (Barsbütteler SV) loszugehen – stillos! Dass sich anschließend OSV-Spieler im sozialen Netzwerk „Facebook“ nochmal dazu hinreißen ließen, sich in der Diskussion der strittigen Szenen im Ton zu vergreifen – nicht nachvollziehbar.

Nach der ersten Hälfte gegen Altengamme soll – so heißt es zumindest – zudem ein Gästespieler im Kabinenbereich gewürgt worden sein, darüber hinaus musste die Kabine des Unparteiischen, der im Übrigen ein guter und konsequenter Leiter der Partie vom vergangenen Wochenende war, nach Spielschluss bewacht werden, damit niemand seinen Unmut am Referee auslassen konnte. Sollte dies beides wirklich so gewesen sein, setzt es dem Ganzen die Krone auf. So zeichnet der Oststeinbeker SV ein Bild von sich in der Öffentlichkeit, dass dem Club nicht rundum gerecht wird. Nein, viel schlimmer noch: Die Mannschaft macht sich den guten Teil ihres Rufs leichtfertig und vor allem völlig überflüssiger Weise selbst kaputt. Dass am Wochenende nun mit Mathias Reß ein Offizieller seine Konsequenzen aus den wiederholten Undiszipliniertheiten der Spieler gezogen hat und es offenkundig leid ist, die Truppe zu verteidigen, spricht Bände. Auch, wenn es „nur“ um den Rücktritt eines Pressesprechers und Ligaobmanns geht.

Sportlich betrachtet muss man vor Danny Zankl den Hut ziehen

Danny Zankl und der TSV Sasel spielen in der zweiten Saison nach dem Aufstieg bislang eine Top-Serie. Foto: Bode

Ebenfalls aus dem Pokal ausgeschieden ist am vergangenen Wochenende der TSV Sasel. Freilich nicht mit so viel „Nebenkriegsschauplätzen“ wie der OSV, dafür aber ziemlich glanzlos. Nicht eine wirklich richtig gefährliche Chance beschwor die Mannschaft von Danny Zankl in ihrem Gastspiel bei der TuS Dassendorf herauf. Ein dürftiger Auftritt! Und trotzdem: Man muss den Coach, der selbst die Leistung seiner Equipe am zurückliegenden Samstag gar nicht so schlecht gesehen haben wollte, und seine Mannschaft loben. Nicht nur, weil die „Parkwegler“ Dassendorf in der Liga im Hinspiel bereits einmal auf die Bretter schickten. Nein, als Aufsteiger steht das Team in seiner zweiten Saison, von der man ja immer sagt, sie sei schwieriger als die erste, auf dem vierten Rang der Oberliga. Zwei Punkte hinter Spitzenreiter „Dasse“. Und nicht nur das: Wer in dieser Serie schon einmal am Parkweg war oder ein Auswärtsspiel der „Zankl-Zocker“ verfolgt hat, der weiß, was für tempo- und actionreichen, begeisternden Fußball der TSV spielt. Darüber täuscht auch nicht hinweg, dass Sasel die Herbstmeisterschaft verwehrt blieb oder dass sich Coach Zankl an der Außenlinie manchmal schon etwas übertrieben extrovertiert gegen gefühlt alles und jeden artikuliert. Man muss sportlich betrachtet einfach den Hut vor ihm und seinem Team ziehen. Respekt!

Das gilt mit Abstrichen auch für Patrick Bethke. Ernsthaft, werden sich jetzt sicher einige fragen!? Ja, ernsthaft: Der Coach des VfL hat sich mit seiner Mannschaft nicht so abschießen lassen, wie man es vor der Saison vielleicht erwartet hatte – das „zweite Lurup“ jedenfalls blieb bisher aus. Sogar ein Saisonsieg gelang den Kreisstädtern schon. Dennoch ist für Bethke beim VfL nun offenbar Schluss (wir berichteten). Gleiches gilt für SC Condor" target="">Olufemi Smith beim SC Condor. Dass Bethke schon vor dem letzten Spiel in diesem Jahr beim Meiendorfer SV zurücktrat, spricht dafür, dass an der Fahltsweide nicht unbedingt „eitel Sonnenschein“ herrscht – auch wenn die Situation mit dem VfL am Ende der Tabelle so von vornherein absehbar war. Egal, wer nun auch immer übernehmen sollte: mehr als Schadensbegrenzung betreiben kann der Nachfolger nicht. Der Abstieg des VfL ist unvermeidbar. Für den SC Condor gilt dieses Fazit nicht – zumindest bis jetzt nicht. Die „Raubvögel“ stehen auf dem 16. Platz. Die Chance auf den Klassenerhalt ist da – trotzdem muss Coach Smith nun gemeinsam mit Co-Trainer Fabian Boll seinen Hut nehmen.

Köpfe-Rollen und offene Fragen bei den „Kellerkindern“

Der bisherige Übungsleiter Olufemi Smith musste beim SC Condor seinen Hut nehmen. Foto: KBS-Picture.de

Warum? Darüber schweigt sich der Club aus. Weshalb Smith selbst nicht reden will, ehe die Mitteilung des Vereins in Umlauf ist – darüber lässt sich trefflich spekulieren: Weil er nichts falsches sagen will und die Trennung nach außen einvernehmlich aussehen soll? Oder weil er auf die Gründe, die der Verein nennen wird, reagieren will? Auch die Frage des Zeitpunkts ist diskutabel: Aus den letzten vier Spielen holte der SCC sieben Zähler. Dabei gab's unter anderem den furiosen 6:1-Sieg gegen Concordia und ein 4:1 gegen Pinneberg – beides Teams, gegen die man punkten muss, weil sie mit unten drin stehen. Zum Vergleich: Zu Beginn der Saison blieb Condor sechs Spiele in Serie sieglos, gewann dann erst am siebten Spieltag gegen den TSV Buchholz mit 4:3. 


Warum also hat man damals nicht gehandelt, dafür aber jetzt? Nun, so hat man es zumindest geschafft, keine zusätzliche Unruhe ins Team zu bringen und verfügt jetzt in der Winterpause über mehr Zeit, in aller Ruhe einen Nachfolger zu finden. Wie zu hören ist, soll's einen neuen Sportlichen Leiter gleich noch obendrauf geben – die gehandelten Kandidaten Nico Peters (Trainer) und Ralf Rath (Sportlicher Leiter) sind in Hamburg übrigens keine Unbekannten, aber mit vergleichsweise geringer Oberliga-Erfahrung ausgestattet. Ob man sich zu spät, zu früh oder zum genau richtigen Zeitpunkt von Smith getrennt hat, wird die Zeit zeigen. Eines ist sicher: Leicht ist die Aufgabe, die jetzt 20 Punkte aus 18 Spielen mit einem Nichtabstieg zu veredeln, für seinen Nachfolger nicht gerade... 

Jan Knötzsch