„Ein Projekt, in dessen Zentrum ich eine große Rolle einnehmen soll“

„Rahlstedter Jung“ spricht über seinen Wechsel und die „Entwicklung“ beim RSC

01. März 2018, 16:56 Uhr

Louis Mandel (re.) verspricht den BU-Fans in der kommenden Saison "mehr Spektakel". Archivfoto: noveski.com

„Man kann mir durchaus glauben, dass ich mich nicht auf den Markt geschmissen und bei anderen Vereinen angeboten habe“, macht Louis Mandel unmissverständlich klar, um dann zu verdeutlichen: „Ganz im Gegenteil. Jeder, der mich kennt, der weiß ganz genau, dass ich Rahlstedter durch und durch bin, diesen Verein und vor allem die Mannschaft unwahrscheinlich gerne und total ins Herz geschlossen habe.“ Aber: „Man hat es ja auch in der Öffentlichkeit ein wenig mitgekriegt, dass sich in Rahlstedt ein paar Dinge geändert haben und einige Positionen durchgetauscht worden sind. Ohne da jetzt weiter großartig ins Detail gehen zu wollen – aber der Verein strebt eine Entwicklung an, hinter der ich nicht zu 100 Prozent stehen konnte und wollte.“

Der 25. Mai 2018 könnte für Louis Mandel zu einem sehr emotionalen Tag werden. „Ich freue mich nicht auf diesen Abschied, das muss ich ganz ehrlich sagen.“ Denn: An jenem Abend bestreitet der 22-Jährige seinen (vorerst) letzten Auftritt im Dress des Rahlstedter SC, bevor es ihn zum Traditionsverein BU ziehen wird. Trotz der bereits mitschwingenden Wehmut weiß der 22-Jährige auch: „Irgendwann wird es soweit sein und man behält diese Zeit mit unheimlich vielen schönen Erinnerungen im Herzen.“ Gleichzeitig erklärt uns Mandel aber auch: „Dann geht’s endlich los mit einer neuen Herausforderung, die mir nochmal deutlich mehr abverlangt. Und da freue ich mich tatsächlich sehr drauf.“ Die Veränderungen in Rahlstedt und das Angebot eines „sehr, sehr interessanten Vereins“ haben ihn zu dem Schritt im Sommer bewegt. Aber, so verrät er, „das war gar nicht mal der Hintergrund. Denn ich stand, wie schon gesagt, sehr hinter Rahlstedt. Aber ich finde den neuen Trainer von BU, Marco Stier, sehr interessant. Zum einen persönlich als Menschen und zum anderen als Trainer, der noch sehr jung und ehrgeizig ist und viel vorhat.“

"Von den Erfahrungen zehrst du in jedem Spiel und Training"

Zusammen mit seinem Bruder Moritz (re.) war Louis Mandel einer der Hauptgaranten für den Rahlstedter Aufschwung. Archivfoto: noveski.com

Was Mandel vor allem begeistert, wenn er über Stier spricht: „Dass er einen sehr ähnlichen Lebenslauf hat wie ich.“ Und weiter: „Du spielst tagtäglich Fußball, mit all deinem Ehrgeiz, mit all deiner Leidenschaft und verfolgst einen Lebensweg, um unbedingt Profi werden zu wollen. Beide haben ihr ganzes Leben in diesen Traum reingesteckt. Bei beiden hat es nicht zu 1000 Prozent so funktioniert, wie man sich das vielleicht erhofft, gewünscht und vorgestellt hat. Aber: Dieser Mann versteht mich. Er weiß, wie ich denke und wie ich Fußball spiele.“ Schließlich fügt Mandel an: „Die Beziehung zwischen Trainer und Spieler auf dem Platz, wenn man nicht alles durch diskutieren muss, sondern ein, zwei Handbewegungen oder Kommandos reichen und es sofort umgesetzt wird, weil beide gleich denken, ist sehr wichtig. Und wenn man so etwas hat, dann ist das sehr besonders, selten und bringt extrem viel Spaß, in dieser Form zu arbeiten“, so der Mittelfeldakteur, dessen Wechsel von Holstein Kiel zum damaligen Bezirksligisten aus Rahlstedt für viel Aufmerksamkeit sorgte. „Wenn du aus einer gewissen Liga und von einem gewissen Niveau kommst und dann zu Rahlstedt wechselst, ohne irgendjemanden nahe treten zu wollen, aber da wird dir nicht mehr viel beigebracht. All das sind Erfahrungen, die du schon gesammelt hast und von denen du dann auch in jedem Training und in jedem Spiel zehrst, weil du dich jeden Tag selbst pusht. Aber jetzt hast du mal wieder jemanden, der etwas komplett umkrempelt und dir ähnliche Bedingungen bieten kann, wie noch vor anderthalb Jahren.“

"Ein Projekt, in dessen Zentrum ich eine entscheidende Rolle einnehmen soll"

Bei BU soll Mandel eine zentrale Rolle im Spiel einnehmen. Foto: timelash.de

Genau das ist es, was ihn an der neuen Aufgabe so sehr gereizt hat. „Ich bin ganz ehrlich: Wir haben unglaublich tolle Erfolge gefeiert in Rahlstedt und es war sehr spaßig. Aber dieses Kitzeln, dass es bald wieder professioneller und ehrgeiziger wird und noch mehr ins Detail geht was die Taktik betrifft, wenn du mit dem Trainer sprichst, darauf freue ich mich nun sehr. Und das hat mir letztlich auch ein Stück weit gefehlt. Ich habe in den letzten anderthalb Jahren jedes Angebot oder jede Anfrage abgelehnt, ohne es mir großartig anzuhören, weil ich sehr zu Rahlstedt stand. Aber dann kommt eben diese Person auf dich zu und schmiert dir nicht gleich Honig ums Maul, sondern fragt, ob man sich einfach mal unterhalten könne. Daraufhin haben wir ein für den ersten Kontakt relativ langes Gespräch geführt und es hat gleich sehr gut gepasst – sowohl von der Sympathie her als auch von vielen anderen Sichtweisen. Um das zusammenzufassen: In Rahlstedt entwickeln sich Dinge, mit denen ich nicht so einverstanden bin. Und gleichzeitig bekommst du ein Projekt angeboten, in dessen Zentrum du eine große Rolle übernehmen sollst. Das ist dann hochgradig interessant gewesen“, begründet er seinen Entschluss, künftig für BU aufzulaufen – und ergänzt: „Das ehrt einen natürlich auch ein Stück weit. Mein Opa kennt BU noch aus Urzeiten als ganz präsenten Verein. Und wenn du da dann eine entscheidende Rolle einnehmen sollst, ist das natürlich sehr reizvoll.“ In Rahlstedt habe man seine Entscheidung „mit viel Verständnis entgegengenommen“, wie er sagt, „auch mit Dankbarkeit, dass ich da so offen und ehrlich war“.

"Die BU-Fans werden mehr Spektakel erleben"

Jubeln wird er zur neuen Saison im blau-gelben Dress des HSV Barmbek-Uhlenhorst. Archivfoto: noveski.com

Apropos offen und ehrlich: Über die Ziele mit BU könne er noch keine konkreten Worte verlieren, da er „ja bisher lediglich meine Stärken und Schwächen einschätzen“ könne, wie er meint. Nichtsdestotrotz: „Wenn man den Klassenerhalt sichern wollen würde, dann braucht man mich nicht zu holen!“ Nach seiner fußballerischen Vergangenheit bei Holstein Kiel, wo er einen Profivertrag besaß, weiß Mandel auch genau um seine Qualitäten, die er nicht zuletzt auch in Rahlstedt eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. „Mit mir hat man schon mal nicht so schlechte Chancen, eine erfolgreiche Saison zu spielen. Wie das genau am Ende definiert wird, da bin ich der falsche Ansprechpartner, der in der Öffentlichkeit Ziele ausspricht. Ich glaube aber sehr daran, dass es eine schlagfertige Truppe wird. Eine Mischung aus Spielern, die schon bei BU gespielt haben – und aus jungen, neuen Akteuren mit viel Potenzial sowie Leuten, die bereits eine Menge Erfahrung mitbringen und schon etwas geleistet haben.“ Und dann wäre da ja auch noch der neue „Headcoach“, der „sehr jung ist und sehr viel erreichen möchte in seiner Trainerkarriere“. Voller Zuversicht blickt Louis Mandel, der für sein jungen Alter unheimlich reif und reflektiert ist, seiner neuen Aufgabe entgegen und meint abschließend: „Mit dem Trainerteam und dem ganzen Umfeld kann da was sehr, sehr Interessantes passieren. Ich möchte keinen Tabellenplatz oder Ähnliches als Ziel ausgeben, ich kann aber mit einem Augenzwinkern versichern, dass man bei BU große Freude bei den Heimspielen haben und richtiges Spektakel erleben wird.“

Autor: Dennis Kormanjos