Ein Fall mit Folgen: Last-Minute-Elfer sorgt für Remis

Gastgeber Rugenbergen und Teutonia trennen sich 1:1

03. September 2017, 22:51 Uhr

Teilten sich mit ihren Teams die Punkte: Teutonias Georgios Cholevas (li.) und der Rugenbergener Patrick Hoppe. Foto: KBS-Picture

Es gibt jede Menge Fußball-Weisheiten. Die zum Beispiel, dass das Spiel erst dann vorbei ist, wenn der Referee es beendet. Oder die, dass es Elfmeter ist, wenn der Schiri pfeift. Beide Sätze sind so wahr wie alt, beide durfte der SV Rugenbergen am heutigen Abend in seinem Heimspiel gegen den FC Teutonia 05 am eigenen Leibe erfahren. In der dritten Minute der Nachspielzeit nämlich gab es einen Strafstoß, weil der Unparteiische Jorit Eckstein-Staben ihn eben pfiff. Und als er Augenblicke später noch einmal in seine Pfeife blies, da war das Spiel vorbei – und Rugenbergen nach einer gefühlt ewig langen Führung beim 1:1-Endstand doch nicht der Sieger. Ein Umstand, der für Diskussionen sorgte. Und für jede Menge Wut.

Kevin Beese konnte nach dem Abpfiff einfach nicht mehr an sich halten. Der Unmut musste raus. Der Spieler des SV Rugenbergen riss sich das Trikot vom Leib, schleuderte das Kleidungsstück zu Boden und schrie seinen Frust aus sich heraus. Dann hatte der 26-Jährige schließlich die Ersatzbank des SVR erreicht. Beese schlug wütend vor die Wand, dann trat er – so als wolle er noch einmal unterstreichen, wie sehr ihm das alles gegen den Strich ging – mit Wucht vor die Bank. Und auch als Beese endlich auf selbiger saß, hatte sein Ärger noch nicht abgenommen. Nein, er schimpfte vielmehr lautstark weiter wie der gerne zitierte wütende Rohrspatz.

Palapies: „Unter den Jungs war ganz schnell klar, dass das kein Elfmeter war“

Zweikampf im Mittelfeld zwischen Rugenbergens Hendrik Rühmann (Nummer 15) und dem zur Pause ausgewechselten Teutonen Danijel Suntic (re.). Foto: KBS-Picture

Für Aufklärung sorgte anschließend sein Trainer. Nicht allein der Fakt, dass Schiedsrichter Eckstein-Staben (SC Wentorf) ausgerechnet in der Nachspielzeit auf den ominösen Punkt gezeigte hatte, erhitzte die Gemüter. Sondern: „Er hat ihn wirklich nicht berührt. Unter den Jungs war ganz schnell klar, dass das kein Elfmeter war. Wir hatten vorher schon einige Freistoß-Entscheidungen gegen uns, wo meine Spieler sich sicher waren, dass es keine Fouls waren. Dann ist die Unzufriedenheit da“, konstatierte Ralf Palapies. Der „Er“ den „Pala“ meinte, war Jannis Waldmann, der Keeper des SVR. Der sah sich in jener für die Hausherren verhängnisvollen 93. Minute auf einmal Veli Sulejmani gegenüber. Teutonias „flinker Flitzer“ suchte das Eins-gegen-Eins und ging dann zu Boden. Ein Fall mit Folgen. Nämlich zunächst der, dass Eckstein-Staben Elfmeter gab. Und der zweiten, sich anschließenden Folge, dass Aytac Erman vom Punkt aus die Nerven behielt, Waldmann bezwang und Teutonia so in allerletzter Minute einen Punkt sicherte.

„Das Unentschieden ist in Ordnung. Natürlich kann man über den Elfmeter diskutieren und mir wäre es – wenn überhaupt – lieber gewesen, Teutonia trifft irgendwann vorher. Aber: Die erste Halbzeit ging an uns, die zweite an Teutonia. Daher ist das 1:1 okay. Selbstverständlich ist es am Ende bitter“, bilanzierte Palapies weiter, wollte dem Spielleiter aber nicht die Schuld in die Schuhe schieben: „Von mir gibt es keinen Vorwurf an den Schiri. Mir war es insgesamt zwar ein bisschen zu viel Durch-die-Gegend-Gefliege, aber beim Tor müssen wir zusehen, dass wir die Situation vorher klären, dann holen wir mit Glück drei Punkte. Die Konter, die wir hatten, waren gut, aber die Abschlüsse nicht. Wenn man gegen so eine Truppe bestehen will, dann muss man die Abschlüsse auch mal aufs Tor bringen. Auf der anderen Seite hat Jannis Waldmann mehrfach gut gehalten. Da hatten wir schon Glück, dass wir den Ausgleich nicht frühzeitiger bekommen.“

Titze: „Warum ich wen aufstelle und wen nicht, werde ich nicht öffentlich erläutern“

Sergej Schulz (vo.) erzielte die 1:0-Führung für Rugenbergen. Foto: KBS-Picture

Und damit rein ins Geschehen: Rugenbergen setzte „T05“ immer wieder früh unter Druck und versuchte, schon beim Spielaufbau zu stören. Mittel, mit denen die Gäste nicht zurecht kamen. Spielerisch war von der Equipe von Coach Sören Titze nicht viel zu sehen, ein temporeiches Spiel nach vorne fand bei den Teutonen fast gar nicht statt. So hatte dann auch der Gastgeber durch Steven Tegeler nach einer Ecke von Dennis von Bastian die erste Gelegenheit (12.), ehe in der Folgezeit erst Beese vergab (23., drüber), dann Pascal Haase (25.) und schließlich auch Kostas Kordistos (27.). „T05“ hingegen konnte aus einem Fehler von Sven Worthmann keinen Profit schlagen, weil Waldmann eine Hereingabe von Vincent Boock abfing (21.), Gerrit Pressel später zu ungenau zielte (24.) und Aytac Erman es nicht gelang, sich nach einer Flanke von Georgios Cholevas zu behaupten (36.). Sieben Minuten vor dem Pausenpfiff aber hatte dann eines der beiden Teams doch Grund, zu jubeln: der SV Rugenbergen. Haases Schuss wurde zunächst noch abgeblockt, doch dann schickte Sergej Schulz das Spielgerät auf Reisen. Der Ball wurde abgefälscht und Teutonen-Torwart Mirko Oest war geschlagen – 1:0 (37.).

In der Pause reagierte Teutonia und Coach Sören Titze brachte mit Felix Dieterich für Danijel Suntic einen Spieler, der auf dem Flügel endlich für die Belebeung sorgte, die dem Spiel der „Kreuzkirchler“ zuvor gefehlt hatte. Anstelle von Suntic rückte Onur Saglam auf eine der beiden „Sechser“-Positionen. Isaac Akyere (59.) und Boock (60.) vergaben zunächst für das Titze-Team, ehe Hendrik Rühmann nach einem Querpass von Haase das 2:0 für Rugenbergen auf dem Fuß hatte, aber zu überhastet und ungenau abschloss (62.) Dann folgte eine „Freistoß-Rettungstat“ von Waldmann gegen Stefan Winkel (66.) und schließlich brachte Dietreich es fertig, völlig blank (!) den Ausgleich zu verpassen (71.). Teutonia legte von der Bank doppelt nach, brachte mit Sulejmani und Neuzugang Nick Gutmann zwei weitere Offensive. Sulejmani führte sich mit einer vergebenen Gelegenheit ein (74.), ehe Hoppe für Rugenbergen kein Glück hatte (79.). Abermals Sulejmani (81.) und dann Moussa Mané (85.) blieben ebenso ohne Erfolg. Und dann kam die 93. Minute...

Boock tritt in der Nachspielzeit zu – Rot!

Teutonias Vincent Boock (re., hier gegen Sven Worthmann) sah in der Nachspielzeit die Rote Karte. Foto: KBS-Picture

Anders als die Hausherren beurteilte Sören Titze die Konsequenz dessen, was in der dritten Minute der „Overtime“ passiert war, natürlich positiv. „Ich denke, dass der eine Punkt für uns schon verdient ist. Wir haben in der zweiten Halbzeit den Kampf angenommen und uns für den Aufwand, den wir betrieben haben, entsprechend belohnt. Es gab ja auch vorher schon zwei, drei Möglichkeiten.“ Klar sei, so der Teutonia-Trainer weiter, „dass wir in der ersten Hälfte nicht das gespielt haben, was wir uns vorgenommen haben. Deswegen haben wir es uns selbst zuzuschreiben, dass wir mit 0:1 in die Pause gehen. Eigentlich war das ein 0:0-Geditsche, aber letztlich hat Rugenbergen mehr Einsatz und Willen gezeigt vorm Seitenwechsel und das Tor gemacht.“ Warum er den nach der Pause agilen Dieterich nicht von Anfang an brachte? Das ließ Titze offen: „Warum ich wen aufstelle und wen nicht, werde ich nicht öffentlich erläutern. Klar kann man die Frage stellen, aber es gibt keine Antwort. Sowas bleibt intern. Es gibt einige Sachen unter der Woche, die eine Aufstellung beeinflussen.“

Apropos Aufstellung: in der wird Vincent Boock beim nächsten Spiel erst einmal fehlen. Teutonias technisch starker Mittelfeldmann ließ sich in der vierten (!) Minute der Nachspielzeit zu einem Tritt gegen einen Widersacher hinreißen, den Schiedsrichter Eckstein-Staben mit der Roten Karte bedachte. „Ich kann nicht beurteilen, was in dieser Szene passiert ist, weil ich das Ganze auf meiner Position nicht habe sehen können“, erklärte Sören Titze die letzte Szene der Begegnung und fügte an: „Klar ist: Wenn er etwas gemacht hat, dann ist das nicht gut.“ Abschließend verriet Titze noch, warum Torhüter Frederic Böse erneut nicht im Kader stand: Der „Goalie“ verletzte sich beim Einsatz in der „Zweiten“ am vergangenen Wochenende. „Erst hieß es, dass der Verdacht auf einen Kahnbeinbruch besteht. Aber es ist zum Glück nur eine Verstauchung. Freddy ist erstmal für zwei Wochen krankgeschrieben“, so Titze. 

Jan Knötzsch  

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