Drei Verweise und etliche Verletzte – Europa bleibt in der Kabine!

„Stehen nicht umsonst da, wo wir stehen“

13. Oktober 2015, 15:58 Uhr

Foto: Claus Bergmann

Das Kreisliga-Kellerduell zwischen dem Tabellenvorletzten vom ASV Bergedorf 85 und dem punktlosen Schlusslicht SC Europa hatte allerhand Kuriositäten und leider auch weniger erfreuliche Dinge zu bieten. So schaffte es der Bezirksliga-Absteiger zum Beispiel nach 240 Sekunden bereits in doppelter Unterzahl auf dem Feld zu stehen! Ob es sich dabei wohl um einen neuen Rekord handelt? Nachdem ein weiterer Akteur mit dem roten Karton vom Platz gestellt wurde und einige Spieler aufgrund von Verletzungen nicht weiterspielen konnten, entschied der Gast in der Pause, zum zweiten Durchgang gar nicht mehr anzutreten!

„Die Voraussetzungen vor dem Spiel waren bereits chaotisch ohne Ende“, lässt uns Europa-Spieler Deniz Sari, der in der vergangenen Spielzeit noch als Chefcoach bei den „Europastädtern“ fungierte, wissen und führt aus: „Bei uns standen zwar 18 Leute auf dem Spielbericht, wirklich einsetzbar waren aber nur 13 Spieler. Zehn Minuten vor Beginn wussten wir noch nicht einmal, wer überhaupt kommt und wer nicht. Unter diesen Voraussetzungen habe ich mir bereits nicht viel erhofft, obwohl es für uns eigentlich ein Sechs-Punkte-Spiel war.“ Und die Partie begann denkbar schlecht: Nach nicht einmal 120 Sekunden zeigte der Unparteiische schon auf den Punkt, entschied auf Strafstoß für den ASV – woraufhin sich SCE-Akteur Manuel Hennings gar nicht mehr beruhigen konnte, den Referee beschimpfte und regelrecht anging. Der Schiedsrichter quittierte dies mit der Gelben Karte wegen Meckerns und zeigte dem total aufgebrachten Hennings schließlich den zweiten gelben Karton gleich obendrauf. Bergedorfs Norman Leßmann ließ sich von den ganzen Tumulten nicht beunruhigen, traf zur Blitz-Führung (3.)!

Das Europa-Drama nahm in der Folge seinen Lauf. Bereits in der vierten Spielminute ließ sich Berkant Pelek auf Höhe der Mittellinie zu einem äußerst groben Foulspiel hinreißen. Die Folge konnte nur glatt Rot sein! Nachdem die Franke-Elf in Person von Justin Gauger (12.) und erneut Leßmann (17.) auf 3:0 stellte, flog auch Ferhat Topalak mit Rot runter (26.). „Ich bin ganz ehrlich: Die Roten Karten waren alle berechtigt, allesamt absolut vertretbar“, gesteht Sari, der kurz darauf ebenso verletzungsbedingt vom Platz musste wie auch Teamkollege Pascal Janßen. „Es waren aber auch einige Entscheidungen und Situationen dabei, die einfach nicht zu vertreten sind“, so Sari, der als Beispiele anführt: „Der Elfmeter vor dem 0:1 war nicht nur in meinen Augen keiner. Der Höhepunkt war aber vor dem 0:4, als die Fahne des Assistenten hochging und der Schiedsrichter das Tor auch nach längerer Beratung mit seinem Assistenten gibt. Daraufhin bin ich zu dem Mann an der Seitenlinie hin und habe gesagt, dass er doch die Fahne oben hatte und Abseits gewunken habe. Daraufhin antwortete er mir: Ja, war es. Aber wir entscheiden als Team.“

In der Pause ging es allerdings noch weiter. So soll es – zumindest laut Sari – von Seiten des Schiedsrichters gegen Europa-Trainer Ali Osman, nachdem dieser ihn bat „doch ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl zu zeigen“, zu einem Spruch unter der Gürtellinie gekommen sein. „Letztendlich ist es wieder eine Geschichte, die den Verein schlecht dastehen lässt und eine Sache, die für negative Schlagzeilen sorgt. Wie gesagt: Die Roten Karten waren allesamt vollkommen in Ordnung. Ich habe auch großen Respekt vor Schiedsrichtern, die sich im Amateurbereich auf die Plätze stellen und Spiele leiten. Aber es gibt darunter welche, die nutzen diese 90 Minuten aus, um ihrem Geltungsbedürfnis nachzukommen. Wir nehmen uns am Wochenende Zeit, um beim Fußballspielen Spaß zu haben. Manchmal stellst du dir aber die Frage: Warum tust du dir das eigentlich noch an? Und das soll jetzt gar nichts mit unserer sportlichen Situation zu tun haben. Denn unter den Voraussetzungen, wie sie aktuell sind, steigen wir ab! Aber es sind immer die Vereine, die schlecht abgestempelt und negativ dargestellt werden. Wenn ein Schiedsrichter auf dich zukommt, wenn der Trainer sagt, dass wir nicht weiterspielen wollen, und sagt ‚Ihr könnt auch mit drei Leuten spielen‘, dann läuft irgendetwas verkehrt“, erzählt Sari, der das Spiel „liebend gerne zu Ende gespielt hätte – auch wenn wir 0:20 verloren hätten“.