Oberliga

Doppelt hält besser: „Torjäger“ Doege wie in der Jugend, Dassendorf wie im Rausch!

01. Oktober 2022, 00:29 Uhr

Die TuS Dassendorf bejubelt den 5:0-Auswärtssieg bei Hamm United. Foto: Kormanjos

Lennard Sowah stürmte als einer der ersten Gratulanten auf ihn zu. „Goalgetter!“, hauchte er Oliver Doege mit einem verschmitzten Grinsen ins Ohr – und umarmte den „Sechser“ der TuS Dassendorf. „Torjäger, komm‘ her!“, fiel ihm sein Trainer Thomas Hoffmann anschließend in die Arme – und herzte seinen „Doppelpacker“, der wenige Augenblicke später kurz überlegen musste, wann ihm das letzte Mal zwei Treffer und eine Vorlage in einem Pflichtspiel gelungen sind. „Ich glaube, das letzte Mal müsste für Norderstedt in der A-Jugend-Regionalliga gewesen sein“, entgegnete Doege. „Aber nur zwei Tore, kein Assist. Da haben wir gegen die Hamburger Auswahl gespielt und ich war Stürmer.“

Oliver Doege (ob.) glänzte bei den "Wendelweglern" als Doppeltorschütze und Vorlagengeber. Archivfoto: Bode

Ähnlich stürmisch trat Doege am Freitagabend auch im Hammer Park auf (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Als ich noch ganz klein war, habe ich oft im Sturm gespielt und viel geknipst. Ich fühle mich eigentlich ziemlich sicher vor dem Tor“, sprach er – und demonstrierte jene Tatsache in den 90 Minuten zuvor eindrucksvoll. Beim Führungstor kurvte der Ex-Curslacker nach einem zweimal abgefälschten Zuspiel von Mattia Maggio zunächst HUFC-Keeper Thomas Kuballa aus und schoss dann gekonnt aus spitzem Winkel mit links ein (16.). Dem zweiten Treffer kurz nach der Pause ging eine eigene Balleroberung und ein herrlicher Doppelpass mit Martin Harnik voraus, ehe Doege freistehend mit rechts ins lange Eck einschob (53.)!

"Peter und 'Hoffi' haben uns sehr viel Mut zugesprochen"

Mit seinem Doppelpack entschied der 28-Jährige die Partie vor 187 Zuschauern im Hammer Park – und sorgte auch dafür, dass die „Wendelwegler“ durch den dritten Sieg in Folge plötzlich wieder ganz oben dran sind. „Jeder weiß, dass die TuS Dassendorf eine Top-Mannschaft in Hamburg ist. Der Anfang war sehr holprig. Das lag aber auch daran, dass wir sehr viele verletzte Spieler, die letzte Saison Stamm gespielt haben, hatten. Das war keine einfache Situation – auch für mich als Neuzugang nicht. Das musste sich halt erst alles finden“, so Doege rückblickend. „Peter (Martens, Anm. d. Red.) und ‚Hoffi‘ (Thomas Hoffmann) haben uns so viel Mut zugesprochen, dass es von Woche zu Woche immer besser wurde. Das sieht man auch im Training, was viel engagierter und aggressiver ist – und ich liebe diese Aggressivität.“

Harnik schnürt ebenfalls Doppelpack

Peter Martens (li.) und Sidnei Marschall lieferten sich in der zweiten Hälfte ein Wortgefecht und beschlossen dieses mit einem Handshake. Foto: Kormanjos

Eben jene Power, die man auch in den letzten Spielen wieder von der TuS zu Gesicht bekommen hat. Binnen fünf Zeigerumdrehungen schnürte auch Harnik, der im letzten Duell im Hammer Park schon nach 21 Sekunden das goldene Tor erzielte, seinen Doppelpack. Erst nach einer blitzsauberen Stafette über Ronny Buchholz, Doege, Kristof Kurczynski und Rinik Carolus, dessen Flanke aus vollem Lauf heraus am zweiten Pfosten vom eigentlichen Torjäger vom Dienst veredelt wurde (65.). Dann nach einem Doege-Zuspiel mit einem satten und staubtrockenen 16-Meter-Schuss ins linke untere Toreck (70.)! Den Schlusspunkt gegen an Harmlosigkeit kaum zu überbietende Hausherren besorgte Maggio, der einen Angriff über Buchholz, Harnik und Valentin Zalli, der das Leder nicht voll traf, zum krönenden Abschluss brachte (84.)!

"Im nächsten Monat wird man sehen, wo die Reise hingehen wird"

Trotz der Machtdemonstration befand Doege: „Ich bin der Meinung, dass wir noch nicht ganz oben angekommen sind. Mir fehlt vorne noch dieses Eiskalte.“ Aber: „Hauptsache wir haben zu Null gespielt.“ Während die letzten Minuten vor sich hinplätscherten, erkundigte sich „Dasse“-Sportchef Jan Schönteich bei Liga-Manager Alex Knull nach den Ergebnissen auf den anderen Plätzen. „Bei 5:0 kann man mal ein Ohr woanders ablegen“, scherzte Schönteich.

Die gute Laune ist zurück. Und auch der Erfolg. „Ich habe zu einigen Spielern von den Top-Teams Kontakt. Viele sagen: ‚Ihr müsst einfach nur mal ins Rollen kommen – dann läuft das bei euch automatisch.‘ Das trifft bis jetzt ein. Aber im nächsten Monat haben wir Paloma, Sasel und Niendorf. Da wird man sehen, wo die Reise hingehen kann. Dieser Monat war zum eingrooven – ohne, dass das jetzt irgendwie despektierlich gemeint ist“, richtete Doege den Blick bereits voraus.

Doppelter Verletzungsschock

Im letzten Jahr entschied er das Duell nach 21 Sekunden - nun gelang Martin Harnik ein Doppelpack. Archivfoto: Bode

Einen doppelten Wermutstropfen hatte die TuS aber dennoch zu schlucken: Bereits in der ersten Halbzeit musste Henrik Dettmann verletzungsbedingt die Segel streichen (24.). Dies führte im Endeffekt zu einer fünfminütigen Nachspielzeit und zu einem witzigen Dialog zwischen Frank Flatau, Spielausschussvorsitzender des HFV, und Peter Martens. Ersterer entgegnete auf eine Frage des TuS-Trainers: „2:1 HSV!“ Der Konter vom Dassendorf-Coach auf den Siegtreffer der Rothosen in der Nachspielzeit in Hannover und Flataus Freude darüber: „Ich will kein Ergebnis. Ich will wissen, ob meine Uhr kaputt ist!“ Im zweiten Abschnitt musste derweil auch Len Aike Strömer vorzeitig die Segel streichen, was Martens auf der anschließenden PK leichte Sorgen bereitete.

Marschall hadert

Diese hatte aber auch Hamm-Übungsleiter Sidnei Marschall, der gänzlich auf Sebastiao Mankumbani und Kapitän Maurizio d’Urso verzichten musste. Zudem deutete Davidson Eden nach einer guten halben Stunde auf den Oberschenkel und konnte nicht weiterspielen. Doch das wollte Marschall ganz und gar nicht als Entschuldigung gelten lassen. Vielmehr fand er deutliche Worte…

Die PK im schlechten Licht, aber mit gutem Ton - hier:

Autor: Dennis Kormanjos