Oberliga 01

Doppel-Rot und Riesenaufruhr: Marschall denkt nach BU-Schlappe ans Aufhören!

28. Januar 2022, 23:47 Uhr

Der HSV Barmbek-Uhlenhorst bejubelt den 3:0-Auswärtserfolg bei Hamm United. Foto: Kormanjos

Auf die Frage, ob er ernsthaft mit dem Gedanken spiele, aufzuhören, entgegnete Sidnei Marschall ohne mit der Wimper zu zucken: „Ja!“ Die Niederlage und vor allem das Zustandekommen machten dem Trainer des Hamm United FC arg zu schaffen (alle Highlights im LIVE-Ticker). Nicht nur die Begleitumstände, sondern auch die Leistung des Unparteiischen Gerhard Alexander Ludolph (Hoisbütteler SV) sorgte bei „Sid“ für emotionale Worte. „Für mich hat er heute ganz klar das Spiel entschieden!“, schimpfte Marschall – und holte noch weiter aus (siehe PK im Video am Ende des Spielberichts).

HUFC-Kapitän Maurizio d'Urso (li.) im Duell mit Haris Lakic. Foto: Kormanjos

Aber der Reihe nach. Es war noch keine Viertelstunde im Hammer Park vorüber, als sich die vermutlich spielentscheidende Szene ereignete: Nach einem Fehlpass von Tevin Tafese im Zentrum brach BU-Stürmer Oliver Desimeier durch. Erst am gegnerischen Strafraum war er zu stoppen – allerdings in Form eines Foulspiels von Marco Panata. So zumindest hatte es das Schiedsrichter-Gespann bewertet. Da der Hamm-Verteidiger letzter Mann war, zückte Referee Ludolph den roten Karton (14.). Panata schlug die Hände vors Gesicht, die Bank der Hausherren konnte es auch kaum glauben. Denn: Zunächst hakelten beide Akteure, auch Desimeier zog am Dress seines Widersachers.

"Ich kann es nicht mehr verstehen, bin es total leid und einfach nur noch müde"

„Der Schiedsrichter sagt zu mir, dass der Stürmer gezogen hat, die es aber nicht als Foulspiel ausgelegt haben“, erklärte Marschall hinter her – und meinte: „Wenn der Stürmer zieht, dann ist das ein Foul!“ Er könne es „nicht mehr verstehen“, sei es „total leid und einfach nur noch müde, immer wieder gegen anzugehen“, so der HUFC-Dompteur. „Ich finde schon, dass man darüber definitiv diskutieren kann“, gestand selbst BU-Coach Jan Haimerl auf der anschließenden Pressekonferenz – und führte aus: „Ich bin viel zu weit weg und habe auch nicht gesehen, ob der eine den anderen zieht – oder was auch immer. Ich würde vielleicht sogar noch sagen, dass da ein Verteidiger gegebenenfalls auf gleicher Höhe war. Natürlich spielt uns die Situation in die Karten.“

Hamm hadert, BU eiskalt

Während die BU-Spieler (Mi.) den Führungstreffer durch Gerret Grage feiern, geht der Blick von Hamm-Coach Marschall (2. v. re.) und "Co" Pietruschka zum Assistenten. Foto: Kormanjos

Nicht minder groß war die Aufregung wenig später: Dieses Mal monierte Hamm eine Abseitsposition, als ein Schussversuch von Julian Pötzinger plötzlich Gerret Grage vor die Füße fiel und der selbst etwas verdutzt dreinblickende Barmbeker vollendete (25.). Da die Direktabnahme von Pötzinger nach einer Hereingabe von Yannick Albrecht aber von einem HUFC-Verteidiger geblockt wurde und das Gespann offenbar wertete, dass der Ball vom Gegner kam, zählte der Treffer. Der nächste Schock für Hamm!

Der zweite Durchgang war indes noch keine 240 Sekunden alt, da blickten Sidnei Marschall und sein Co-Trainer Robert Pietruschka abermals mit völlig versteinerter Miene ins Rund. Erneut ertönte ein Pfiff – Elfmeter für BU! Grund: Tafese soll einen Pötzinger-Abschluss mit dem herausgestreckten Arm geblockt haben. Der HUFC-Akteur schlug die Hände vors Gesicht, beteuerte seine Unschuld. Wie dem auch sei. BU-Kapitän Yannik Lux krönte seine Leistung und verwandelte den folgenden Strafstoß platziert ins rechte Eck (49.)! Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der Drops gelutscht. Da von Hamm – wohlgemerkt in Unterzahl – keinerlei Gefahr in der Offensive ausging, hatte BU nun leichtes Spiel.

Auch Wicke erweist seinem Team einen Bärendienst

Jonas Wesemann (re.) packt im Kampf um den Ball mit dem späteren Rot-Sünder Demian-Coray Wicke die Grätsche aus. Foto: Kormanjos

Ein Albrecht-Freistoß von Höhe der Mittellinie (!) klatschte an die Unterkante der Latte (79.) – ein Highlight in einem zähen Spiel auf „absolut katastrophalem“ Geläuf, wie beide Trainer unison bemängelten. Die einzige wirkliche Torchance in den gesamten 90 Minuten auf Seiten der Gastgeber hatte Marcel Rump, dem der Ball nach einem geblockten Kukanda-Schuss vor die Füße fiel. Freistehend brachte er jedoch nur einen jämmerlichen und absolut kläglichen Abschluss zustande – bezeichnend für den Auftritt des HUFC (90.). Stattdessen handelte sich Demian-Coray Wicke für eine angedeutete Tätlichkeit gegen Lasse Lüttgen noch die Rote Karte ein – diesmal absolut unstrittig – und erwies seinem Team einen totalen Bärendienst (90. +1)!

"Wenn wir es gegen so eine Mannschaft nicht hinkriegen, wird es schwer in der Oberliga"

Mit der letzten Aktion des Spiels machte BU endgültig den Deckel drauf: Aristene Akamé und Lüttgen tankten sich durch. Letztgenannter legte uneigennützig quer, der starke Pötzinger sagte „Danke“ (90. +3)! Marschalls Fazit: „Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn wir das nicht hinkriegen, gegen eine so tiefstehende Mannschaft, die nur auf Konter aus ist, zu gewinnen, dann wird es schwer in der Oberliga!“, so ein gezeichneter Marschall, der betonte, dass ihm „der Spaß verloren gehe“.

"Ich muss 'Sid' ein Stück weit widersprechen"

Bazier Sharifi (re.) kam in der ersten Halbzeit nicht zur Geltung und war bei der BU-Defensive abgemeldet. Foto: Kormanjos

Sein Gegenüber konterte: „Es ist leicht gesagt – und ich muss ‚Sid‘ ein Stück weit widersprechen. Wenn du sagst, dass wir uns im Hinspiel auch nur hinten reingestellt haben und ihr gegen ‚solch eine Mannschaft‘ nicht punktet. Wir haben gegen euch sieben Tore in zwei Spielen erzielt und kein Gegentor bekommen. Wir haben im Hinspiel wenig zugelassen, heute wenig zugelassen, weil wir auf dem Boden natürlich einen anderen Plan hatten. Wenn ich an die zweite Halbzeit aus dem Hinspiel denke, dann ging das 4:0 auch in dieser Höhe völlig in Ordnung! Und wenn wir uns heute in einigen Situationen nicht so dumm angestellt und das Leben selbst so schwer gemacht hätten, dann wäre es heute wahrscheinlich genauso ausgegangen. Am Ende ist es im Fußball nun mal so: Wer mehr Tore schießt als der Gegner, der gewinnt das Spiel. Und wir haben heute nicht nur drei Tore geschossen, sondern auch kein Gegentor gekriegt.“

Die komplette PK mit allen emotionalen und hitzigen Statements im Video:

"Comebacker" Yannik Lux markiert vom Punkt das zwischenzeitliche 2:0 für BU

Autor: Dennis Kormanjos