„Disziplinlosigkeiten gehen gar nicht – wir greifen rigoros durch“
Juve-Co-Trainer da Silva Batista: „Wer zu frustriert ist, kann zu Hause bleiben“
Juventudes Co-Trainer Micael da Silva Batista fand deutliche Worte zur Disziplinlosigkeit seines Teams. Foto: Mathias Merk
Am Tag des Landesliga-Aufstiegs, vergangenen Sommer, war beim portugiesischen Verein noch alles in Ordnung - der Team-Spirit war vorhanden. Foto: Mathias Merk
In den letzten Jahren war die Liga-Mannschaft von Juventude do Minho stets sehr erfolgreich. Es stimmte nicht nur sportlich, auch der Teamgeist war eines der Erfolgsrezepte. Nach drei Aufstiegen in vier Jahren – von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga Süd – schaffte es das Team letzten Sommer sogar bis in die Landesliga und präsentierte sich zurecht mit stolz als bundesweit erster portugiesischer Verein, der in der sechsthöchsten Klasse um Punkte kämpfen darf. Doch mittlerweile ist zumindest ein bisschen Ernüchterung eingekehrt. Zwar rangiert man nach dem überraschenden Sieg gegen den bis dato noch unbezwungen Primus aus Meiendorf drei Punkte über dem Strich, aber diverse Spieler zeigten sich zuletzt vermehrt als disziplinlos. Nach gerade mal 13 Spieltagen kassierte die Mannschaft von Trainer Jens Perez schon 36 Gelbe, drei Gelb-Rote und sechs Rote Karten. Verdeutlicht dargestellt: neun Platzverweise in 13 Spielen. Deshalb hörten wir uns mal im Verein um und trafen auf Micael da Silva Batista, der als Co-Trainer deutliche Worte fand, was die Unzulänglichkeiten seiner Mannschaft angeht: „Im Prinzip ist das viel aufgestauter Frust, der daher kommt, dass wir in den letzten Jahren wenig Niederlagen hatten und jetzt mit der Situation überfordert sind. Dass spielerisch eine ganz andere Dichte in der Landesliga vorhanden ist und individuelle Fehler sofort bestraft werden. Dann überträgt sich die Grundfrustration eines Spielers auf den anderen und das spiegelt sich in Frustfouls, Diskussionen und Beleidigungen wider, die unnötig sind. Genau das haben wir in den letzten Wochen versucht, zu analysieren und zu beheben, was natürlich nicht vom einen auf den anderen Tag möglich ist.“
„Die Bezeichnung 'Tretertruppe' kann ich so nicht abwehren“
Rafael Miler (mitte) bekam den zuletzt ausgesprochenen Platzverweis gegen den Buxtehuder SV. Foto: Mathias Merk
In der Partie gegen Meiendorf entstand tatsächlich der Eindruck, dass es innerhalb des Teams einen kleinen Ruck gegeben hat, denn auf dem Platz ging es von Seiten der Hausherren sehr diszipliniert zu, was lediglich zwei Gelbe Karten – beide wegen taktischer Fouls – unterstreichen. „Solche Resultate wie gegen Meiendorf sind natürlich positiv, um auch die Stimmung des Teams wieder in bessere Bahnen lenken zu können“, schöpft da Silva Batista nach diesem Erfolg Hoffnung, dass das jetzt der Anfang einer Besserung gewesen sein könnte. Doch betrachtet man sich die Statistik aus dem Nachholspiel gegen den Buxtehuder SV, welches am Dienstag – nur zwei Tage später – ausgetragen wurde, sieht man wieder einen Platzverweis in Form einer Gelb-Roten Karte. Da Silva Batista: „Die mittlerweile aufgekommene Bezeichnung 'Tretertruppe' kann ich so ja nicht abwehren, weil wir uns die Karten einfach verdient eingefangen haben. Unsportlichkeiten waren dabei. Aber dennoch würde ich sagen, dass wir keine klassische Tretertruppe sind. Grundlegend sind wir eine Techniker-Mannschaft, die gerne Fußball spielt. Doch wenn es nicht läuft, sind gerade die Südländer impulsiv und dann schaltet leider manchmal das Gehirn aus. Dann machen die Jungs eben Aktionen, die in keinster Form gerechtfertigt sind, aber leider zustande kommen.“
„Es werden Jungs aussortiert, die nichts mehr in der Landesliga zu suchen haben“
Für Cheftrainer Jens Perez (vorne) und seinem Co-Trainer Micael da Silva Batista ist klar, dass rigoros durchgegriffen werden muss. Foto: Mathias Merk
Damit nahm der an der Seitenlinie ebenfalls emotional agierende Coach seine Jungs nicht etwa in Schutz, sondern holte eher noch weiter zu einem Rundumschlag aus: „Die Disziplin ist bei ein paar Spielern abhanden gekommen. Damit meine ich, dass sie nicht das Wohl der Mannschaft sehen, sondern sich individuell in den Vordergrund stellen, statt zu sagen: Sportlich gesehen sind meine Leistungen momentan nicht so gut und deshalb halte ich mich zurück. Wenn ein Spieler sich dann aber dennoch disziplin- oder respektlos zeigt, darf das nicht sein. Wir haben vor, in der Winterpause einen Schnitt zu machen. Wir werden neue Spieler an uns binden und es werden Jungs aus dem jetzigen Kader aussortiert, die einfach über ihrem Zenit sind und in der Landesliga nichts mehr zu suchen haben.“ Klare Worte, denen da Silva Batista bereitwillig noch weitere folgen ließ: „Disziplinlosigkeiten werden bei uns nicht mehr geduldet. Jens (Perez, Anm. d. Red.) hat schon gesagt, dass wir definitiv rigoros durchgreifen. Wer seine Leistung nicht bringt und nicht mehr möchte, muss halt gehen. Wir haben uns in den letzten Jahren so viel aufgebaut und wollen nicht durch so eine 'Treter-Mannschaft' wieder alles kaputt gemacht bekommen.“
Offensichtlich gibt es auch schon klare Vorstellungen, wie die Mannschaft verändert werden soll. „Wir haben in unserem Team eine gewisse Grundstruktur, um die wir etwas neu bauen werden. Es gibt ein paar Spieler, die wir im Winter neu dazu holen. Wir müssen spätestens zur Winterpause einfach einen Schnitt machen, um diesen schlechten Ruf wieder zu revidieren und um solche Karten im Spiel nicht mehr zu bekommen, die uns natürlich auch immer wieder schwächen. Wir haben einige Partien in Unterzahl beendet und das kann nicht angehen. In der Landesliga hast du keine Chance, das aufzufangen. Die Platzverweise wegen unnötigen Fouls und Meckern gehen gar nicht. Wenn ein Spieler wegen eines taktischen Fouls mal mit einer Roten Karten den Platz verlassen muss, kann man das noch einigermaßen vertreten, aber diskutieren und beleidigen ist ein absolutes No-Go!“
„Der Vorstand kündigt auch schon disziplinarische Maßnahmen an“
Eine Einheit die sich auf das Sportliche konzentriert. Das ist es, was aus dem Team von Juventude do Minho wieder geformt werden soll. Foto: Mathias Merk
Das Verhalten löst ganz offensichtlich jede Menge Unverständnis aus, gerade auch, weil man im Grunde genommen um die vorhandene Qualität der Spieler weiß. „Wir sind eigentlich eine spielfreudige Mannschaft, die – wenn es gut läuft – das auch umsetzen will. Die Jahre davor haben wir es ja gezeigt. In der Zeit waren wir eben nicht diese Tretertruppe, wie wir es jetzt sind.“ Anschließend unterstrich der Co-Trainer dann aber nochmal das Vorhaben, Veränderungen zu schaffen: „Genau da lenken wir als Trainer jetzt ein, denn so geht es nicht mehr weiter. Die Leute, die zu frustriert sind, sollen zu Hause bleiben. Wir schwenken lieber auf Kicker um, die vielleicht spielerisch etwas limitierter sind, aber einfach versuchen, eine Partie sachlich und spielerisch über die Bühne zu bringen. Und wenn du dann mit erhobenem Haupt verlierst, ist das auch okay, aber nicht so wie wir in letzter Zeit verloren haben.“ Ein großer Schnitt mit spielerisch limitierten Akteuren zur Winterpause könnte allerdings auch bedeuten, dass es in dieser Saison noch einige Niederlagen hageln könnte und dass man sich dann vielleicht sogar immer intensiver über einen drohenden Wiederabstieg Gedanken machen müsste. „Wenn wir verlieren oder sogar absteigen sollten, was wir alle überhaupt nicht hoffen, dann wollen wir eben erhobenen Hauptes gehen, so dass wir sagen können: sportlich sind wir an unsere Grenzen gegangen und das müssen wir akzeptieren. Aber nicht mit Unsportlichkeiten, als Treter-Truppe oder mit sonstigen Negativschlagzeilen. Das ist auch nicht im Sinne des Vereins, wozu sich der Vorstand natürlich auch schon kritisch geäußert hat. Er hat ebenfalls klargemacht, dass das nicht geht und Maßnahmen ergriffen werden, die disziplinarischer Natur sind. Sei es, dass sie Gelder kürzen oder eben, dass Spieler komplett rausgeschmissen werden.“
Wenn es aber nach den Übungsleitern geht, stehen sie natürlich in erster Linie hinter ihren Schützlingen. Ihrer Ansicht nach hätte es gar nicht so weit kommen müssen, dass man sich darüber den Kopf zerbricht. Allerdings kann in der Form wahrscheinlich wirklich nur etwas verändert werden, wenn durchgegriffen wird, was sicherlich auch motivierende Auswirkungen für das restliche Team haben könnte, um die (positive) Geschichte von Juventude do Minho weiterschreiben zu können. Zum Abschluss betonte da Silva Batista dann nochmals: „Genau an diesen angesprochenen Defiziten arbeiten wir jetzt intensiv. Wir wollen, dass es in der Mannschaft wieder diesen Team-Spirit gibt, den man in den letzten Jahren so sehr spürte und der momentan leider abhanden gekommen ist. Unser Ziel ist es, wieder Leben in die Mannschaft zu bringen und, dass sich das mit den Disziplinlosigkeiten ganz schnell wieder ändert.“ Sollte es ihnen gelingen, könnten im Jahr 2018 wieder vermehrt erfolgreiche Schlagzeilen vom Perlstieg folgen.