Die „totale“ ETV-Dominanz: Nawaz narrt „Welle“

Mitteregger sieht „Riesen-Potenzial“, Schäffer „selten dämliche“ Gegentore

25. November 2018, 19:56 Uhr

Hammed Nawaz (Mi.) bejubelt sein Tor zum 2:0 mit dem Trainerteam. Foto: Kormanjos

Als sich Wellingsbüttel-Coach Daniel Schäffer in der Schlussphase zum Aufwärmen begab, um sich drei Zeigerumdrehungen vor Ultimo selbst einzuwechseln, tat er dies nicht etwa mit dem Unterfangen, dem Spiel gegen den Eimsbütteler TV noch die entscheidende Wende zu geben. Vielmehr war seine Motivation, „ein, zwei Sprints nach hinten zu machen, um Konter zu unterbinden. Um nichts anderes ging es“, verriet er hinter. „Das kriege ich gerade noch hin“, fügte Schäffer mit einem Schmunzeln an. Die Partie war zu jenem Zeitpunkt längst entschieden – zu einseitig war der Verlauf (alle Highlights im LIVE-Ticker)…

ETV-Angreifer Ayke Yesiltac behauptet sich im Kopfballduell... Foto: Kormanjos

Als der Pausenpfiff ertönte, fuhr „Welles“ Christopher Darracott mächtig aus der Haut: „Gar nichts ist gut“, konterte er lautstark – nachdem einer seiner Teamkollegen das Gegenteil behauptete, um die Motivation und den Mut für die zweite Halbzeit hochzuhalten. Doch Darracott echauffierte sich über die zu leicht hergeschenkten Tore und wohl auch über die Tatsache, dass sein TSC tief in die eigene Hälfte gedrängt wurde. So sehr, dass der ETV wie beim Handball stets um den gegnerischen Sechzehner herum kreiste. „Nein, so tief nicht“, entgegnete Schäffer auf Nachfrage, ob’s der Plan gewesen sei, so tief zu stehen. „Aber der ETV hatte durchaus auch einen sehr guten Tag und uns fehlen aktuell ein paar Spieler, was jetzt aber keine Ausrede sein soll. Da war dann heute vielleicht auch nicht mehr drin.“ Zweimal durchbrach der Tabellen-Zweite das Bollwerk. Beide Male entscheidend daran beteiligt: Hammed Nawaz. Der mit einer Zerrung ins Spiel gegangene Offensiv-Akteur bereitete die Führung durch Ayke Yesiltac mustergültig vor (19.) und machte das 2:0 – nach Vorlage von Lewis-Marten Gerszke – höchstselbst (45.). Allerdings ging dem Treffer eine missglückte Ballannahme von Wellingsbüttels Adrian Kortmann voraus.

„Ein starker Gegner - aber wir machen es auch selten dämlich“

... und „ärgerte“ sich bei seiner Auswechlsung: „Ich hätte gerne noch Zwei gemacht“ Foto: Kormanjos

Zwar begannen die Hausherren nach Wiederanpfiff etwas mutiger, aber ohne nennenswerten Ertrag. Im Gegenteil. Mit einem kapitalen Fehlpass leitete Henrik Marwede das 0:3 aus TSC-Sicht ein. Nutznießer war Jon Pauli, der nach Yesiltac-Zuspiel aus 16 Metern locker einschoss (64.). Der Rest war ein reines Schaulaufen der Eimsbütteler, die in Minute 84 zum allerersten Mal in der Defensive gefordert wurden. „Der ETV war ein starker Gegner, aber wir machen es in einzelnen Situationen auch selten dämlich“, befand Schäffer, ehe er anfügte: „Tor zwei und drei schustern wir uns ja selber rein – damit spielen wir dem ETV in die Karten. Worüber ich froh bin, ist die Tatsache, dass wir es in der zweiten Hälfte hingekriegt haben, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern weiter am Spiel teilzunehmen.“

„Man hat schon eine Menge gesehen, wie die Jungs Fußball spielen können“

„Welle“-Coach Daniel Schäffer wechselte sich kurz vor Schluss selbst ein. Foto: Kormanjos

Für Dennis Mitteregger war es nach seiner Rückkehr als ETV-Coach der dritte Sieg im vierten Spiel und die richtige Reaktion auf die überraschende 1:2-Pleite beim SC Sperber in der Vorwoche. „Da ich die Mannschaft ja auch noch nicht so gut kenne, habe ich mir nach dem Sperber-Spiel schon die Frage gestellt: Was hat das mental gemacht? Aber wir waren von Anfang an gut drin“, konstatierte er. „Das Sperber-Spiel war aufgrund der Platzverhältnisse und personell bedingt ein Ausreißer“, ist sich der 36-Jährige sicher. Auf die Frage, ob es einfacher war als im Vorfeld gedacht, antwortete Mitteregger: „Ja, war es.“ Und weiter: „Ich kenne die Liga ja noch gar nicht. Wellingsbüttel habe ich das letzte Mal vor circa zehn Jahren gesehen.“ Aber: „Dass es so gut laufen kann, habe ich mir gedacht – weil die Mannschaft ein Riesen-Potenzial hat. Und wenn’s dann erstmal los geht, dann läuft‘s auch. Wir sind total dominant aufgetreten, haben völlig verdient gewonnen – und man hat auch schon eine Menge gesehen, wie die Jungs Fußball spielen können. Trotzdem ist noch nicht alles in Butter“, sah Mitteregger noch reichlich Verbesserungspotenzial. „Wir können so ein Spiel noch viel besser und schneller spielen.“ Eine Warnung an die Konkurrenz? Den Ausrutscher des HFC Falke am Freitagabend beim Schlusslicht St. Pauli III (1:1) hat man jedenfalls genutzt – und so beträgt der Rückstand nur noch ein Pünktchen…

Autor: Dennis Kormanjos