Landesliga Hansa

„Die Qualität in der Mannschaft ist deutlich besser geworden“

Kosova-Kapitän Georg Demircan im Interview

01. April 2019, 11:49 Uhr

„Ich bleibe auch in der nächsten Saison beim Klub Kosova“, verrät Georg Demircan (re.). Foto: Bode

Seit dem 1. Juli 2017 trägt Georg Demircan das Trikot des Klub Kosova. Damals kam der heute 22-Jägrige vom Barsbütteler SV, mit dem er zuvor aus der Landes- in die Bezirksliga abgestiegen war. Auch in seiner ersten Saison spielte Demircan mit Kosova nur um den Klassenerhalt. In dieser Spielzeit sieht das ganz anders aus. Wir haben mit dem Kapitän des Clubs von der Slomanstraße über seine Rolle im Team, die Entwicklung des „KK“ von einem Abstiegskandidaten zu einer ernstzunehmenden Landesliga-Truppe, den Einfluss von Coach Daniel Sager sowie die Ziele für die Zukunft gesprochen. 

Georg, nach eurer 1:3-Niederlage beim SVNA sagte deren Coach Daniel Andrade-Granados, der Klub Kosova habe eine richtig gute Truppe zusammen. Wie sehr freut man sich, wenn man so ein Kompliment hört?

Georg Demircan: Klar freut einen das. Aber genau so klar ist: Die Niederlage gegen den SVNA war ganz bitter. Aber davon sollten wir uns nicht zu lange beeindrucken lassen. Wir sollten weiter an uns arbeiten und versuchen, das Maximum aus unserer Truppe herausholen.

Wie beurteilst du selbst euer bisheriges Abschneiden in dieser Spielzeit?

Demircan: Es gibt gute, aber es gibt auch schlechte Seiten an unserer Saison bis jetzt. Man muss das abwägen. Wir standen vor einem kleinen Umbruch, hatten vor der Saison neue Spieler dazubekommen. Vor allem aber sind wir eine ganz junge Truppe. Das Durchschnittsalter liegt so in etwa bei 22 Jahren. Angesichts dessen muss man einfach abwarten. Es fehlt einfach noch ein bisschen an Erfahrung. Ansonsten schlagen wir uns ganz gut. Wir haben Qualität – das ist keine Frage. Was meiner Meinung nach noch unser Problem ist, ist eben diese mangelnde Erfahrung. Aber das legt sich mit der Zeit. Die Spieler werden älter, die Spieler werden erfahrener.

Wenn man einen Blick auf eure Statistik wirft, stehen dort 61 geschossenen Toren 60 Gegentreffer gegenüber. Auch ein Grund dafür, dass ihr nicht weiter oben steht?

„Es ist eine Ehre, die Mannschaft als Kapitän auf den Platz zu führen“, so Demircan (re.). Foto: timelash.de

Demircan: Ja, auf jeden Fall. Man sagt ja: In der Defensive gewinnt man die Meisterschaft. Es ist so: Wenn man vorne ein, zwei Dinger macht, dann reicht es ja meistens für den Sieg. Aber auch da spielt die Erfahrung meiner Meinung nach eine ganz ganz wichtige Rolle. Wir haben viele Spiele abgegeben, wo wir eigentlich schon davon ausgehen konnten, dass wir sie gewonnen haben. Da ist es vielleicht so, dass man als junger Kerl in den letzten Minuten eher denkt, dass da nichts mehr passiert – und dann kommt der Gegner nochmal und dann passiert das Unmögliche und man kassiert noch zwei oder drei Gegentreffer. Da fehlt uns die Cleverness, die Qualität besitzen wir. Sowohl hinten als auch vorne.

Dennoch: Im Vergleich zur Vorsaison steht der Klub weitaus besser da. Weshalb ist die jetzige Mannschaft stärker aus der Vorsaison?

Demircan: Vor der letzten Saison war es ein noch größerer Umbruch, der in der Mannschaft stattfand. Das war der Hauptgrund, warum es für uns schwer war und wir lange gegen den Abstieg gekämpft haben. Und ich würde sagen: Die Qualität in der Mannschaft ist deutlich besser geworden.

Wie hat es Trainer Daniel Sager geschafft, aus einem Abstiegskandidaten eine schlagkräftige Truppe besser zu machen?

Demircan: Er macht eigentlich nichts anderes als auch in der Vorsaison. Es hat in der vergangenen Saison einfach nicht so gepasst, wie es passen sollte. Wir haben einfach ein paar Niederlagen eingefahren, die unnötig waren. Daniel ist ein Top-Trainer. Er macht seine Aufgabe richtig gut. Er kann gut mit jungen Spielern umgehen, die in unserem Team sind – zu denen gehöre ich ja auch. Das zeigt sich auch darin, was er den jungen Spielern an Vertrauen gibt. So wie an meinem Beispiel: Ich bin mit 22 Jahren Kapitän der Mannschaft. Daniel baut die jungen Spieler auf, gibt uns Tipps, was wir besser machen können. Das hilft uns ziemlich viel.

Du hast das Stichwort Kapitänsamt ja schon gegeben: Wie siehst du deine Rolle im Team?

„Wenn wir uns gut verstärken und es keine gravierenden Abgänge gibt, können wir es unter die Top Fünf schaffen“, befindet Demircan (re.). Foto: Reß

Demircan: Es macht mich besonders stolz, der Kapitän zu sein. Es ist eine große Ehre, eine Mannschaft als Kapitän auf den Platz zu führen. Das ist mit 22 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Diese Aufgabe sollte man möglichst gut annehmen. Es gibt ein oder zwei Punkte, wo ich mich noch verbessern muss und lernen kann. Die Leader-Rolle in der Mannschaft liegt mir sehr gut. Die Jungs stehen bei allem, was ich sage, hinter mir. Die Mannschaft ist eine Einheit, wir verstehen uns alle prächtig. Das ist auch ein Teil unseres Erfolges, denke ich. Es kommt einfach jeder mit jedem klar.

Wo kann dieser Erfolg den Klub Kosova hinführen?

Demircan: Ich glaube, da sind keine Grenzen gesetzt. Wenn wir uns noch mit ein oder zwei guten Spielern verstärken und es keine gravierenden Abgänge gibt, dann können wir es unter die Top Fünf schaffen. Das ist das mindeste. Dafür müssen wir aber auch wirklich das abrufen, was wir können.

Sportlich stehen für dich in der laufenden Saison 16 Spielen vier Tore zu Buche. Eine Bilanz, die noch ausbaufähig ist?

Demircan: Stimmt, da ist definitiv noch Luft nach oben. Es sind nur 16 Spiele, weil ich zwei Mal wegen Gelb-Roter Karten und ein Mal wegen meiner fünften „Gelben“ gesperrt war. Zudem war ich bei drei Spielen auch noch im Urlaub. Das mit dem Urlaub ist eine Nebensache, jeder darf sich mal eine Auszeit gönnen. Vielleicht nicht zu einem Zeitpunkt, dass man drei Spiele verpasst – das war doof. Was die Sache mit den Karten angeht: Ich bin ein Spieler, der eine gewisse Grundaggressivität hat. Das ist einfach so. Als Spielertyp will man sich nicht ändern. Ich denke: In einer Mannschaft schadet es nicht, wenn man einen oder zwei Spieler in den Reihen hat, die so sind. Wenn der Schiri die Gelbe Karte zückt, dann kriegt man sie halt mal schneller als andere Spieler. Das könnte ich aber noch ein bisschen verbessern. Genau das habe ich mir für die nächsten Jahre als Ziel gesetzt.

Abschließende Frage: Probierst du das in der kommenden Saison im Kosova-Trikot? Oder zieht's dich woanders hin?

Demircan: Es hat zwei, drei Gespräche gegeben, aber ich kann offiziell sagen: Ich bleibe in der nächsten Saison beim Klub Kosova.

Interview: Jan Knötzsch