„Der Trainer hat gesagt, wir können machen was wir wollen - das haben wir getan!“

HSV-U21 mit drei Zaubertoren und zwei „Comebackern“ gegen prominente Hannoveraner

03. November 2018, 17:56 Uhr

Drin! Nach Ablage von Christian Stark (li.) trifft Aaron Opoku zum 3:0 für die „Rothöschen“. Foto: KBS-Picture.de

Lag‘s an der Rückkehr des Kapitäns, der nach seinem Fußbruch und halbjähriger Pause sein Pflichtspiel-Comeback feierte? „Absolut“, scherzte Sebastian Haut, der sich am 24. April im Training verletzte und seither zum Zuschauen verdammt war. Nun aber feierte „Hauti“ sein Saison-Debüt für die U21 des HSV – und war auf Anhieb wieder eine wichtige Stütze. „Ich hoffe einfach, dass ich so gut es geht für die Jungs da sein kann und sie sich daran auch hochziehen können“, gab er sich im Anschluss an den 3:0-Sieg gegen Hannover 96 II (alle Highlights im LIVE-Ticker zum Nachlesen) ganz bescheiden.

Die Führungsriege schaut zu: HSV-Coach Hannes Wolf (li.), Bernd Hoffmann (Vorstandschef) und Ralf Becker (Sportvorstand). Foto: KBS-Picture.de

Alles andere als bescheiden war der Auftritt der „Rothöschen“ - ohne große Profi-"Unterstützung" - gegen die mit Prominenz gespickten Hannoveraner. Neben dem langjährigen Bundesliga-Profi Christian Schulz standen zwei weitere bekannte Namen in der Startelf der Gäste: Beckenbauer und Tarnat. Während Michael „Tanne“ Tarnat (Leiter der H96-Nachwuchsabteilung) einst große Erfolge mit dem FC Bayern einfuhr, will sein Sohn Niklas noch den Sprung nach ganz oben schaffen. Mit Luca Beckenbauer debütierte zudem der Enkel des großen „Kaisers“ Franz für den Nachwuchs der 96er. Die Niederlage konnten aber auch sie nicht verhindern. Ganz im Gegenteil. Nach den ersten 45 Minuten konnte die Elf von Christoph Dabrowski – ebenfalls viele Jahre in der Fußball-Beletage aktiv – nach der Pause nur noch auf Schadensbegrenzung aus sein.

„Besser geht’s fast nicht!“ - Drei Traumtore für die Seele

Mats Köhlert hechtet den Ball zum 2:0 in die Maschen. Foto: KBS-Picture.de

Die Hamburger ließen Ball und Gegner laufen, kombinierten nach Herzenslust und erzielten drei wunderbare Tore. „Da war ich selber fast überrascht“, staunte auch „Comebacker“ Haut nicht schlecht, wie rund es lief. Erst donnerte der emsige Christian Stark einen weiten Kopfball von Jonas Behounek aus 14 Metern in den rechten Giebel (16.), dann erhöhte Mats Köhlert nach einer traumhaften Kombination über Fabian Gmeiner und den glänzend aufspielenden Aaron Opoku zum 2:0 – und das wohlgemerkt mit 1,68 Meter per Flugkopfball (25.). Es folgte der dritte Streich durch Opoku selbst, als dieser selbst einleitete und dann nach Ablage von Stark trocken aus 16 Metern einschoss (32.). „Mein erstes Tor, eins vorbereitet, 3:0 gewonnen – besser geht’s fast nicht“, fasste Opoku den Nachmittag zusammen – und das nach längerer Leidensgeschichte. Denn im Sommer musste der 19-Jährige wegen Lungenproblemen notoperiert werden. „Ich habe mich langsam wieder rangekämpft“, so der „Flügelflitzer“, der den einfachen und simplen Rat seines Übungsleiters befolgte: „Der Trainer hat uns vorne die Variabilität gegeben und gesagt, wir können machen, was wir wollen. Und wenn wir das hören, dann machen wir das auch“, musste er schmunzeln.

„Wir haben heute die Dominanz ausgestrahlt, die wir sonst immer hatten“

HSV II-Kapitän Sebastian Haut (re.) feierte sein lang ersehntes Comeback. Foto: KBS-Picture.de

Die Freiheiten, die Steffen Weiß seinen Jungs gewährte, wussten diese zu nutzen. „Im Training läuft es bei uns oft so – vor allem zwischen Christian Stark und mir. Wir verstehen uns auf den Positionen gut und spielen gerne klein-klein. Heute hat es auch im Spiel perfekt geklappt, weil wir ziemlich befreit aufgespielt haben“, so Opoku. „Diese Freiheiten braucht jeder von uns, denn das ist unsere Spielart“, fügte er an – und betonte, wie immens wichtig der Sieg war: „Unsere Tabellensituation hat‘s nicht hergegeben, dass wir uns einen Ausrutscher hätten erlauben dürfen. Wenn wir alle 100 Prozent abrufen, auch mental, dann sind wir zu solchen Leistungen imstande. Das hatte zuletzt etwas gefehlt.“ Sein zurückgekehrter „Captain“ meinte derweil: „Wir haben richtig Gas gegeben, waren vorne aggressiv im Pressing, was uns auch letzte Saison so stark gemacht hat. Wir haben heute einfach die Dominanz ausgestrahlt, die wir sonst immer hatten – und haben die Tore richtig hübsch gemacht“, befand Haut, der selbst wieder „einen Riesenspaß“ hatte, „auf dem Platz zu stehen“, wie er verriet. „Man hat aber auch gemerkt, dass es etwas ganz anderes im Vergleich zu, Training ist. Man ist im Kopf noch ein, zwei Takte zu langsam. Es ist auf jeden Fall noch nicht so wie vor der Verletzung – aber nach einem halben Jahr muss man sich das auch einfach zugestehen.“

Hauts Schreckmoment: „Es ist beruhigend, dass es hält“

Christian Stark (re.) kocht Luca Beckenbauer ab. Foto: KBS-Picture.de

Nach einer guten Stunde war der Arbeitstag für Haut beendet. Einerseits, weil der 22-Jährige gelb-rot-gefährdet war – und andererseits, weil es ihn nach einem Pressschlag am zuvor verletzten Fuß erwischte. „Das hätte in jeder Situation wehgetan, auch ohne die Verletzung. Das ist Kopfsache“, so Haut, der ausführte: „Das war der erste Pressschlag dieser Art. Im Training passiert sowas nicht, da hätte ich zurückgezogen. In einem Pflichtspiel ziehst du da voll durch. Aber es ist beruhigend, dass es hält“, gab er schnell Entwarnung – und wird seinem Team damit auch in der kommenden Woche zum Rückrunden-Auftakt, nachdem er nun einen guten Monat wieder im Mannschaftstraining ist, zur Verfügung stehen. Die Gäste werden dann auf Marco Stefandl verzichten müssen. Nach seiner Einwechselung ließ er sich kurz vor Ultimo zu einer dummen Aktion an der Außenlinie hinreißen, bei der er Behounek von hinten abräumte und folgerichtig den roten Karton sah. Ein gebrauchter Tag für den Nachwuchs der Hannoveraner...

Was beide Trainer zum Spiel zu sagen hatten, warum Steffen Weiß glücklich ist, dass die Hinrunde Geschichte ist, für wen er sich besonders freut und was Christoph Dabrowski zum Beckenbauer-Debüt sagt - all das im Video von der PK

Autor: Dennis Kormanjos