Landesliga Hansa

„Der Rest der Liga wird das Fernglas brauchen“: „Leader“ Lohbrügge baut „geile Serie“ aus

VfL siegt beim SVA am Gammer Weg mit 3:2

05. Oktober 2019, 20:23 Uhr

Allez le bleus: Doppeltorschütze Pascal Bäker (Zwieter v. li.) nimmt die Glückwünsche seiner blaugewandeten Teamkollegen Onur Saglam (re.), Seyhmus Atug und Mo Labiadh (li.) entgegen. Foto: Both

Der Schalk saß Elvis Nikolic im Nacken. Zwei Gegentreffer hatte sich der VfL Lohbrügge im Auswärtsspiel beim SV Altengamme (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) in der Schlussphase noch eingefangen – und der Gastgeber war mächtig am Drücker gewesen. Was also wäre passiert, wenn die Begegnung vor 159 Zuschauern am Gammer Weg vielleicht fünf Minuten länger gedauert hätte? „Dann hätten wir noch das 4:2 erzielt“, antwortete der Coach des VfL frech, als ihm genau diese Frage nach dem Abpfiff des Landesliga Hansa-Spitzenspiels gestellt wurde und brach in lautes Gelächter aus. Ein Konter, der saß. Genauso wie die Angriffe der „Wild Boys“ vom Binnenfeldredder vor der Pause. „Da kommen sie zwei Mal durch, weil wir zwei Mal pennen und machen das zwei Mal überragend“, fasste SVA-Trainer Jan Krey zusammen.

Worte, mit denen Altengammes Übungsleiter den berühmten sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf traf. „Wir hatten 80 oder 90 Prozent Ballbesitz, haben den Gegner über weite Strcken dominiert. In der ersten Halbzeit fand ich Altengamme komischer Weise sehr passiv, in der zweiten waren sie dann aktiver und wollten vorne draufgehen. Darauf haben wir uns eingestellt, aber wir müssen einfach mit dem vierten Treffer den Sack zumachen“, ließ Nikolic das Match aus seiner Sicht Revue passieren und befand: „In der ersten Hälfte stand der Gegner sehr tief, da ist es immer richtig schwer für unsere Jungs, Lösungen zu finden. Aber sie finden Lösungen – und das überwiegt heute.“ Vorm Pausenpfiff hörten die beiden besten „Lösungs-Finder“ auf die Namen Anto Zivkovic und Pascal Bäker. Erst legte Bäker Zivkovic zum 1:0 auf (24.), dann bediente Zivkovic Bäker zu dessen 2:0 (36.). Und spätestens als Bäker nach 71 Minuten zum zweiten Mal erfolgreich war, war die Messe gelesen. Denkt man zumindest...

Krey: „Wenn wir das Anschlusstor zehn Minuten früher machen, wird es vielleicht nochmal spannend“

Achtung, Grätsche: Altengammes Marvin Behr (re.) gegen Stjepan Brkic, SVA-Keeper Alexander Golinske (li.) beobachtet die Szene. Foto: Both

Doch nichts da: „Sowas wie in den letzten zehn Minuten passiert im Fußball manchmal. Das ist doch ganz schön für uns Coaches, so haben wir jetzt in der nächsten Woche wieder gewisse Dinge, über die wir reden können“, konstatierte Nikolic, der mit seinem Trainer-Partner Sven Schneppel mitansehen musste, wie erst Sandro Schraub zum 1:3 einköpfte (87.) und dann Keeper Bünyamin Ekren Bulanik einen eigentlich schon sicher geglaubten Ball wieder losließ und so Dominik Scheu das 2:3 ermöglichte (90.). „Wenn wir das Anschlusstor zehn Minuten früher machen, dann wird es vielleicht nochmal spannend“, sagte SVA-Coach Jan Krey mit Blick auf die Endphase des Duells zwischen dem „Leader“ der Liga und dem Rangdritten, und bekannte: „Ich kann den Jungs keinen großen Vorwurf machen. Wir haben aufopferungsvoll gekämpft und Fußball gespielt. In der ersten Hälfte wollten wir in Defensive, in der wir mit einer Fünferkette agiert haben, stabil stehen und dann kontern – das ist leider nicht aufgegangen. Stattdessen kommen sie zwei Mal durch.“

Lohbrügge habe eben, so Krey weiter, „einfach Spieler, die den Unterschied machen. Sie sind ruhiger am Ball. Und strukturierter. Der VfL  hat so viel Klasse – die ziehen einsam ihre Kreise. Der Rest der Liga wird das berühmte Fernglase brauchen und spielt um die Plätze dahinter.“ Trotz der Niederlage aber „machen solche Spiele Spaß. Alles oder nichts spielen wie in der zweiten Hälfte, als wir nichts mehr zu verlieren hatten – das können wir. Schade, dass Lohbrügge in unserer Drangphase das dritte Tor macht. Gegen die kann man verlieren. Sie werden wahrscheinlich in dieser Saison noch 19 Siege einfahren“, sagte der SVA-Übungsleiter, während Elvis Nikolic feststellte: „Hinten raus haben wir unnötig gezittert. Aber: Das war unser zehnter Sieg in Serie. Das ist unfassbar. Eine richtig geile Serie. Darüber freuen wir uns richtig. Sowas macht man nicht mal eben so. da gehören jede Woche drei Mal Training dazu. Die Jungs geben Vollgas in jedem Training und wir drehen an kleinen Stellschrauben.“Überaus erfolgreich, wie die Ergebnisse und die Tabelle zeigen. Und letztere – Achtung, das Phrasenschwein lässt grüßen – lügt ja bekanntlich nicht...

Jan Knötzsch