Der ETV ist „erst bei 70 Prozent“ – Inter trifft zweimal vom Punkt

Thorsten Beyer: „Wir haben viel zu leicht die Bälle verloren“

15. Februar 2018, 01:50 Uhr

Der ETV (weiß/rot) empfing am "Loki" die Gäste von Inter Hamburg. Foto: Mathias Merk

Lange Zeit war der Eimsbütteler TV (Bezirksliga Nord) am Mittwochabend im Testspiel dem Landesligisten Inter Hamburg ebenbürtig. Doch umso später es wurde, umso mehr machte es den Anschein, dass die Kräfte ein wenig verloren gingen, weshalb die Gäste am Ende als Sieger den Platz verließen. Allerdings schoss der höherklassige Gegner seine Tore ausschließlich per Elfmeter. Dennoch war die Niederlage des ETV durchaus berechtigt. Coach Thorsten Beyer: „Wir wollten es heute schaffen, unsere taktische Disziplin hinzubekommen. Das ist uns leider nur teilweise gelungen.“

Foto: Mathias Merk

Trotz enormer Personalsorgen auf beiden Seiten fuhr der Landesligist Inter Hamburg (rangiert auf dem sechsten Platz in der Hammonia-Staffel) zum Nord-Bezirksligisten Eimsbütteler TV (Tabellenführer), um sich im vereinbarten Freundschaftskick zu duellieren. „Weil wir so viele verletzungs- und krankheitsbedingte Ausfälle haben, ging es uns heute nur darum, dass wir das Testspiel ohne weitere Verletzte über die Bühne bringen und, dass wir uns bewegen“, sagte Dennis Mitteregger nach der Partie. Der Inter-Trainer fand aber auch: „Bewegt haben sich die Jungs auf jeden Fall und sie hatten sogar ihren Spaß dabei.“ Dass alle 22 Akteure zudem ihr Bestes zeigen wollten, sah man vor allem in der ersten Halbzeit, in der es dauerhaft zwischen beiden Strafräumen hin und her ging, wodurch sich die Begegnung in dieser Zeit sehr ausgeglichen gestaltete.

Offensivaktionen gab es demnach jede Menge, nur fehlten häufig die zwingenden Abschlüsse, um zum Erfolg zu kommen. Den ersten Jubel für Inter gab es dennoch bereits nach 14 Minuten. Allerdings traf Tolgahan Bayrak vom Elfmeterpunkt zur 1:0-Führung für die Gäste. Nach einem missglückten Rückpass hatte ETV-Keeper Nick Motzke Schwierigkeiten, den Ball unter Kontrolle zu bekommen, was Stürmer Serdar Aydin erkannte, weshalb dieser sofort nachsetzte und ins Pressing ging. Eimsbüttels Abwehrspieler Samuel Olayisoye eilte seinem Torwart zur Hilfe, jedoch nahmen sie Aydin gemeinsam so in die Zange, dass dieser zu Boden ging und dem Schiedsrichter keine andere Wahl blieb, als auf den Punkt zu zeigen. ETV-Coach Thorsten Beyer: „Wir haben gemerkt, dass wir in Sachen Zweikampfführung einfach noch an die Grenzen kommen. Das heißt, dass der Gegner cleverer ist.“

Doch auch die Hausherren kamen durch ihre Bemühungen zu guten Gelegenheiten. Deshalb gelang es ihnen sechs Zeigerumdrehungen nach dem Rückstand, diesen zu neutralisieren. Dieses Mal führte auf der anderen Seite ein missglückter Rückpass zum Ausgleichstreffer, als Inters Schlussmann Andre Alves Lopes ebenfalls die Kugel nicht sofort unter Kontrolle bekam, da er von den nachsetzenden Sohrab Safi und Pascal Pantelmann ordentlich unter Druck gesetzt wurde. Sowohl Alves Lopes als auch Safi gingen gleichzeitig zum Ball. Dabei rauschten die beiden Spieler so ineinander, dass sie letztlich auf dem Boden landeten und die Kugel ganz ruhig weiter in den Sechzehner rollte, was schließlich ein willkommenes Geschenk für Pantelmann war, der sich der Sache annahm und unbedrängt vollstreckte.

Mitteregger: „Wir haben eine sehr leistungsstarke Mannschaft“

Foto: Mathias Merk

Weitere wirklich gefährliche Torraumszenen waren jedoch Mangelware. Die Größte Möglichkeit, um den Spielstand zwischendurch komplett zu drehen, hatte dabei Jaw Asante. Der ETV-Kicker bekam auf der rechten Seite einen tollen Pass von Sofian Abdalla in den Lauf gespielt, wodurch die gegnerische Abwehr ausgehebelt war. Anschließend drang Asante in die Gefahrenzone ein und schaute sich das lange Eck aus. Jedoch zirkelte er den Ball nicht ins Netz, sondern an den linken Innenpfosten, von wo die Pille in den Strafraum vor die Füße von Mitspieler Hamdi Eren Sali flog. Der Kicker bekam beim Nachschuss allerdings nicht genug Druck hinter den Ball, sodass die Situation entschärft wurde.

Bis zur Halbzeitpause war das, was die Akteure auf dem Platz zeigten, eine sehr ausgeglichene Angelegenheit. Dies änderte sich aber nach dem Seitenwechsel, da sich Inter im zweiten Durchlauf immer mehr Ballbesitz und höhere Spielanteile erarbeitete. ETV-Trainer Beyer: „Ich hatte mir für heute erhofft, dass wir es schaffen, Trainingsinhalte umzusetzen. Wir wollten mal ein bisschen höher pressen und unsere taktische Disziplin hinbekommen. Das ist leider, weil der Kader ein bisschen zu durcheinander war, nur teilweise gelungen.“ Deshalb kassierte seine Truppe in der 50. Minute einen weiteren Treffer. Abermals vom Punkt aus, da bei einem Freistoß in der Abwehrmauer die Hand zur Hilfe genommen wurde, was einen erneuten Elfmeter zur Folge hatte. Dieses Mal trat Serdar Aydin an, der präzise zum 2:1 für die Gäste traf. Schlussmann Nick Motzke war zwar in die richtige Ecke unterwegs, konnte aber den Einschlag nicht verhindern. Doch nochmal musste der Schlussmann nicht hinter sich greifen, denn es blieb dann,  in diesem von allen Beteiligten sehr fair geführten Testspiel, bei diesem knappen Ergebnis.

Und während Inters Trainer Dennis Mitteregger nach dem Abpfiff zwar Personalsorgen zu beklagen hatte, sich aber trotzdem darüber freuen durfte, „dass wir dennoch eine sehr leistungsstarke Mannschaft haben, in denen es auch Spieler wie Serdar Aydin gibt, die individuell echt stark sind und absolut Spaß machen“, zog Thorsten Beyer eine nüchterne Zwischenbilanz, was seine ETV-Truppe betraf: „Wir haben grundsätzlich viel zu leicht die Bälle verloren. Sowohl in der Defensive als auch im zentralen Mittelfeld, wo man keine Bälle verlieren sollte. Das waren Fehler, die mit dem Mit- und Vorausdenken zu tun haben. Wir hatten kein gutes Passspiel und keine gute Ballbehauptung. Deshalb sind wir immer zu viel dem Ball hinterher gelaufen. Das ist ja in solchen Testspielen erstmal gut zu sehen, aber auf Dauer nicht zu kompensieren.“ Dennoch schaute der Coach optimistisch in die Zukunft: „Zurzeit haben wir einfach zu viele Verletzte und Kranke. Deshalb ist es gut, dass es noch 16 Tage bis zum Start sind. Die Zeit brauchen wir noch. Momentan würde ich sagen, dass wir bei 70 Prozent sind, aber ich bin mir ganz sicher, dass wir bis zum ersten Punktspiel fit sein werden.“

Autor: Mathias Merk