Landesliga Hansa

Der Coach stellt ein „Armutszeugnis“ aus: DSV lässt den „Schlafwagen BSV“ zum „Party-Mobil“ werden

Bramfeld schießt sich mit einem 3:1-Erfolg in Düneberg wieder an die Hansa-Spitze

06. April 2019, 19:58 Uhr

Ach du Schande: Auch Dünebergs Aron Pauels konnte es nicht fassen, wie der DSV in Halbzeit zwei auftrat. Foto: Bode

Irgendwann hatte Dennis Tornieporth einfach genug. Und dieser Zeitpunkt war nach 85 Minuten erreicht. Zuvor hatte der Coach des Düneberger SV im Spiel gegen den Bramfelder SV (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) immer wieder gestenreich und mit gehöriger Lautstärke von der Seitenlinie aus versucht, seine Mannschaft zu instruieren. Aber als das wieder einmal nicht fruchtete, platze „Tornie“ der Kragen. „Muss ich euch alles erklären?“, herrschte er seine Spieler an und feuerte Sekunden später sein Notizbuch, dass er bis dahin in der Hand hielt, wütend n Richtung Trainerbank. Es bestand kein Zweifel: Der DSV-Übungsleiter war unzufrieden. Hochgradig unzufrieden. Genau das tat Tornieporth nach der 1:3-Niederlage auch im Kreis gegenüber seinen Spielern kund.

Und zwar, ohne das berühmte Blatt vor den Mund zu nehmen. „Von der Einstellung und der Laufbereitschaft her war das ein Armutszeugnis“, teilte der Düneberger Coach seinen Kickern unumwunden mit, um anschließend auch in der offiziellen Spielanalyse vor der Presse klare Worte zu finden. „Was die Einstellung angeht, hat's mir heute nicht gepasst. Die Ausrede, dass es zu warm ist, die ich von einigen so gehört hab', ist mir zu einfach. Das gilt für Bramfeld ja auch. Wir haben einfach viele Stellungsfehler gemacht und haben uns nicht an taktische Grundlagen, die wie vorher besprochen hatten, gehalten. Dann verliert man gegen Bramfeld eben auch noch mit 1:3.“ Und das ist nicht nur bitter, weil „wir das Spiel nicht so hätten gestalten müssen, wenn wir wie in den letzten Wochen aufgetreten wären“ (O-Ton Tornieporth), sondern weil auch Teil zwei von „Tornies“ Analyse stimmte: „Wenn wir zielstrebiger gewesen wären und so wie weitergespielt hätten, wie wir das in den letzten Wochen getan hatten, dann hätten wir einen Punkt holen können. So ist die Niederlage ärgerlich.“

Henning: „Wir haben uns zu Beginn richtig schwer getan, weil wir richtigen Respekt hatten“

Sein Ausgleichstreffer leitete die Wende ein: Bramfelds Milos Ljubisavljevic (li., hier gegen Lucas Gottschalg). Foto: Bode

Zumindest bis zur 57. Minute durfte der DSV tatsächlich sogar am Sieg schnuppern, nachdem Tolga Cosgun seine Farben nach einem klugen Zuspiel von rechts in den Strafraum mit 1:0 in Führung gebracht hatte. Der BSV brauchte derweil einen richtig langen Anlauf. „Anfangs war das irgendwie Schlafwagen-Fußball“, attestierte Ligamanager Matthias Albrecht den Seinen nicht unbedingt eine gute Leistung – und lag damit nicht so verkehrt. Erst nach dem Seitenwechsel sollte der Tabellenzweite in Fahrt kommen und sich mit drei Treffern von Milos Ljubisavljevic (57.), Marcel Perz (71.) und Juro Julardzija (88.) zurück an die Spitze der Landesliga Hansa, nachdem Hamm United durch seinen gestrigen Erfolg gegen Dersimspor (Hier gibt’s den Spielbericht) den BSV vorerst vom Platz an der Sonne verdrängt hatte. Allein: Wenn die Mannen des Trainer-Duos Carsten Henning und Mirko Schulz nach dem Seitenwechsel nur ein kleines bisschen konsequenter mit ihren Einschussmöglichkeiten umgegangen wären, dann hätte das Ergebnis auch im einiges deutlicher ausfallen können – und der BSV etwas fürs Torverhältnis tun können.

Denn wer weiß: Vielleicht spielt das ja am Ende im Zweikampf mit United im Kampf um den Aufstieg in die Oberliga eine Rolle. „Ja, es ist möglich, dass es irgendwann ums Torverhältnis geht. Wir können das Thema jetzt nur ansprechen und es im nächsten Spiel besser machen“, gab Carsten Henning nach dem Match zu Protokoll und hatte erkannt: „Wir haben uns zu Beginn richtig schwer getan, weil wir richtigen Respekt vor Düneberg hatten. Das, was sie jetzt in der Rückrunde gespielt haben, hatten wir von ihnen eigentlich schon vom Saisonbeginn an erwartet. Wir hatten unsere Probleme mit dem DSV und sind erst nach dem Rückstand ein wenig wach geworden.“ So habe sich sein Team dann auch „über Außen die Chancen erspielt, aber wir haben kein Kapital daraus geschlagen. In der Pause haben wir das nochmal angesagt und hatten dann in der zweiten Halbzeit ein Chancenplus. Düneberg hatte eine Ecke und einen Torschuss, wir hatten zig Tormöglichkeiten, mit denen wir das Ergebnis leicht noch hätten hochschrauben können.“

Tornieporth: „Gegen Inter muss ohne Wenn und Aber gewonnen werden“

DSV-Coach Dennis Tornieporth geriet nach dem Seitenwechsel das eine oder andere Mal in Rage. Foto: Bode

Auch wenn es am Ende „nur für drei Treffer reichte, fand Henning warme Worte: „Wir sollte mit dem 3:1 nicht unzufrieden sein“, erklärte der eine Teil des Bramfelder Trainer-Duos und blickte voraus auf die noch ausstehenden Begegnungen, die am 17. Mai im direkten Duell gegen Hamm United vielleicht sogar ein echtes „Aufstiegs-Endspiel“ bereithalten könnten. „Keinem Trainer kann man es verwehren, dass er auf die restlichen Spiele seiner eigenen Mannschaft und des Konkurrenten guckt. Klar haben wir auch mal auf das Restprogramm geschaut. Aber wir müssen uns von Spiel zu Spiel hangeln und die nächsten Begegnungen gewinnen. Das gegen Düneberg war das erste gute Spiel in der Rückrunde von uns, die anderen waren nicht gut. Wir müssen einfach dranbleiben und weiterhin Woche für Woche unsere Leistung zeigen“, schloss der Übungsleiter der Bramfelder sein Statement, während es um die Gefühlslage seines Gegenübers nicht annähernd so gut bestellt war.

„Wir haben ein schönes 1:0 gemacht, hätten uns aber auch nicht beschweren können und dürfen, wenn es zur Pause 1:1 steht. Aufgrund der zweiten Halbzeit ist es eine klare und auch verdiente Niederlage“, bilanzierte Dennis Tornieporth, dessen Elf nach dem Match gegen den BSV (Tornieporth: „Gegen Bramfeld musst du nicht zwingend gewinnen“) am kommenden Wochenende mit Inter 2000 einen direkten Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt vor der Brust hat. „Das ist ein Endspiel, in dem wir Inter auf Distanz halten können. Das muss ohne Wenn und Aber gewonnen werden, da gibt’s nichts drumherumzureden. Diese Punkte brauchen wir, die müssen wir haben. Aber das geht nur mit einer anderen Einstellung als gegen Bramfeld. Es geht nicht immer so wie gewünscht, ich kann's mir auch nicht erklären – sonst hätte ich es geändert. Ich glaube einfach, die Jungs hatten zu viel Respekt vorm Gegner. Ich denke, bis Samstag krieg' ich sie wieder eingestellt“, sagte „Tornie“ abschließend, während ein paar Meter von ihm entfernt die Sieger-Elf schon mit dem ersten kalten Gerstensaft die drei Punkte begoss...

Jan Knötzsch