Oberliga
„Dasse“ hadert: „Es kann nicht sein, dass wir in so brandgefährliche Konter reinlaufen!“
Dennis Bergmann (li.) war gegen seinen Ex-Club an beiden Vicky-Toren maßgeblich beteiligt. Foto: Matthias Wenner/SCV
Charles Kouakou (re.) - hier im Duell mit Eyke Kleine - brachte die Hausherren früh in Führung. Foto: Matthias Wenner/SCV
Nicht unbedingt einfacher wurde das Unterfangen der Seeliger-Schützlinge, als es bereits nach nicht einmal 180 Sekunden im Gehäuse von Christian Gruhne einschlug. Ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Dennis Bergmann steckte für Charles Kouakou durch, der auf halblinks nicht mehr zu halten war und eiskalt ins lange Toreck abschloss – 1:0 (3.)! Beinahe hätte Nick Scharkowski nach einem ruhenden Ball von Timo Stegmann per Kopf sogar erhöht – wenn nicht Mitspieler Caleb Gyema unfreiwillig „geklärt“ hätte (9.).
Dassendorf brauchte lange, um ins Spiel zu finden. Und vor allem: Um so etwas wie Torgefahr auszustrahlen. Sven Möller legte in Minute 23 für Len Aike Strömer ab. Dessen 18-Meter-Schuss verfehlte den rechten Pfosten nur um Haaresbreite. „Captain“ Möller, der Harnik mit der Binde am Arm vertrat, sprang auch gleich in dessen Fußstapfen. Nach einer Hereingabe von Mattia Maggio stand „Mölli“ am Elfmeterpunkt goldrichtig – Ausgleich (40.)! Die Halbzeitpause kam für die Hausherren gerade zur rechten Zeit. Ähnlich schwungvoll wie zu Beginn des Spiels, kamen die Krause-Kicker dann auch aus der Kabine.
"Captain" Möller verhindert Niederlage
Luca Palzer (li.) zwang Christian Gruhne im TuS-Tor nach seiner Einwechslung zu einer großen Glanztat. Foto: Matthias Wenner/SCV
Gegen den frisch eingewechselten Luca Palzer musste Gruhne sein ganzes Können aufbieten (52.), wie auch einige Augenblicke später gegen Dennis Bergmann. Das Problem: Der perfekt vom pfeilschnellen Kouakou in Szene gesetzte Ex-Dassendorfer profitierte vom viel zu zaghaften und zögerlichen Abwehrverhalten der Gäste, setzte nach – und chippte das Runde ins Eckige. 2:1 (58.)! Sollte sich der SCV erneut als Stolperstein für die TuS auf dem Weg zum Titel erweisen? „Dasse“ hatte ja noch einen Sven Möller, dem das Kapitänsamt ähnlich große Flügel wie Harnik zu verleihen scheint. Einen nur unzureichend geklärten Freistoß von Maximilian Ahlschwede verwertete der Routinier mit einem Flachschuss aus der Drehung ins lange Eck – 2:2 (75.)!
Dassendorf-Co-Trainer fliegt, Ernst verpasst "Lucky Punch"
Die Dassendorfer schauen nur zu, wie Dennis Bergmann (2. v. re.) nach seinem eigenen Torschuss nachsetzt und das 2:1 erzielt. Foto: Matthias Wenner/SCV
Ein Punkt, mit dem beide Mannschaften nicht zufrieden waren. Auf der einen Seite vollendete Bergmann eine herrliche Stafette über Josh Görtzen und Luca Ernst zum vermeintlichen 3:2 – aber die Fahne war oben (77.). Gleiches Spiel auf der anderen Seite, als Strömer nach einer Maggio-Flanke und einem Flugkopfball von Kristof Kurczynski abstaubte – erneut Abseits (88.). Die Entscheidung führte zu wilden Protesten auf der Dassendorfer Bank. Co-Trainer Mirko Petersen sah wegen „Nachfragens“ erst Gelb, dann Gelb-Rot – und auch Sportchef Jan Schönteich erhielt den gelben Karton (89.).
Was Seeliger in der Folge besonders ärgerte: Seine TuS lief in der sechsminütigen Nachspielzeit noch in zwei beinahe verhängnisvolle Konter. Gleich zweimal hatte der eingewechselte Luca Ernst den „Lucky Punch“ auf dem Fuß. Erst nach einer Kombination über Luca Palzer und Görtzen, als er freistehend auf das Tornetz zielte (90. +3). Dann nach einer Palzer-Hereingabe, als er am Ball vorbei schlug (90. +6). Schluss! „Es ist gar nicht so einfach, die richtige Worte zu finden“, musste Thomas Seeliger erst einmal in sich gehen, um dann zu konstatieren: „Es geht mir gar nicht so sehr darum, wie Victoria das gemacht hat, sondern wie wir agiert haben. Am Ende musst du zufrieden sein, dass du 2:2 gespielt hat.“
"Wir hätten es auch nicht verdient gehabt"
Ein heißer und verbitterter Kampf um die drei Punkte: Len Aike Strömer (li.) setzte Victorias Levin Erik im Fight um den Ball gehörig unter Druck. Foto: Matthias Wenner/SCV
Ob das Strömer-Tor tatsächlich Abseits gewesen sei, wollte Seeliger „mal dahingestellt lassen“, wie er sagte. „Len sagt, er springt unterdurch. Aber ich glaube, wir hätten es auch nicht verdient gehabt, hier zu gewinnen. Denn wir machen es dem Gegner viel zu einfach, Tore gegen uns zu erzielen.“ Beim ersten Gegentreffer war man nach einem Ballverlust auf Höhe der Mittellinie hinten zu offen gewesen. „Und wenn ich das zweite Tor sehe: Der rennt in der eigenen Hälfte los und wir spielen nicht mal ein taktisches Foul“, haderte Seeliger. „Wir wissen doch, dass jeder Gegner gegen uns bis in die Haarspitzen motiviert ist und jeden gewonnenen Zweikampf abfeiert. Es ist halt einfach so: Nicht nur das Fußball spielen entscheidet Spiele, sondern das Gesamtpaket, das ich als erfahrene Mannschaft zeigen muss.“
Da das nicht der Fall gewesen sei, zeigte er sich mit dem Remis am Ende zufrieden, „weil das diese typischen Spiele sind, wo du nochmal alles versuchst – und dann in einen Konter läufst. Deswegen war ich wie so ein HB-Männchen da draußen, weil es nicht sein kann, dass wir dann noch in zwei, drei solche Konter, die brandgefährlich waren, reinlaufen. Man kann nun mal nicht alle Spiele gewinnen. Victoria ist eine gute und vor allem heimstarke Mannschaft, da muss ich kontrolliert weiterspielen und zumindest den einen Punkt mitnehmen. Ich kann nicht das Risiko gehen, aus der Staffelung rauszugehen, um dann mit einfachsten Bällen in die Tiefe nochmal in Probleme zu geraten. Das ärgert mich einfach. Denn dafür sind wir zu erfahren und da müssen wir cleverer sein.“ Er wolle „aber auch nicht alles negativ sehen“, so der Dassendorf-Coach. „Wir haben auch gute Sachen drin gehabt. Wir sind zweimal zurückgekommen – auch das ist eine Qualität.“
"Wenn eine Mannschaft gewinnen muss, dann wir"
Sven Möller (2. v. li.) rettete seiner TuS Dassendorf per Doppelpack zumindest einen Punkt. Foto: Matthias Wenner/SCV
Vor allem auch, weil die Personaldecke äußerst dünn war. „Aber jeder hat den Anspruch. Jeder will spielen. Deshalb ist das für mich auch keine Ausrede. Wir haben eine große Qualität auf dem Platz gehabt, da muss mehr Biss rein in der Zweikampfführung.“
Das Wichtigste für Joshua Krause: Die richtige Reaktion auf die 0:3-Pleite bei TuRa Harksheide – und dass „gegen einen guten Gegner“, wie er meinte. „Das frühe Tor hat uns Sicherheit gegeben. Aber uns war natürlich klar, dass wir das Spiel nicht dominieren werden, sondern auf unsere Momente lauern müssen. Dennoch war das 1:1 unnötig. Insgesamt glaube ich, dass das ein verdientes Unentschieden ist. Wenn eine Mannschaft hätte gewinnen müssen, dann wären wir das gewesen, weil wir noch viele Chancen hatten. Aber so nehmen wir gerne den Punkt mit“, bilanzierte der Vicky-Trainer, der nach dem „up and down“ der letzten Spiele wieder einen Fortschritt sah. „Uns tut es gut, wenn ein Gegner mitspielt. Dann können wir unsere Qualitäten zeigen.“