Testspiel

„Dasse“ erst munter, dann spielt „Piepels“ St. Pauli II den Stiefel runter...

01. Februar 2020, 16:34 Uhr

Chance vertan: Marcel von Walsleben-Schied (am Boden) vergibt gegen Keeper Julian Barkmann und Jakob Münzer (re.) eine der hochkarätigen Dassendorfer Gelegenheiten. Foto: Bode

Alexander Knull sollte mit seinem Gespür recht behalten. Irgendwann, Durchgang Nummer zwei im Testspiel gegen die „Zweite“ des FC St. Pauli hatte gerade einmal ein paar Minuten auf dem Buckel, da entspann sich zwischen dem Pressemann und Liga-Manager der TuS Dassendorf sowie Holger Dittrich ein kurzer Dialog. „Das sieht ganz gut aus“, sagte Drittrich, der Vater von TuS-Kicker Maximilian Dittrich. „Stimmt“, antwortete Knull, um nachzulegen: „Aber warte mal ab, am Ende wird das deutlich.“ In welche Richtung das Pendel ausschlagen sollte, stand dann mit dem Schlusspfiff fest: Die „Kiezkickerchen“ behielten mit 4:2 die Oberhand – aber für die „Wendelwegler“ war auf dem Kunstrasen am Brummerskamp eindeutig mehr drin gewesen.

Und so bemühte Jean-Pierre Richter nach der Partie ganz treffender Weise den Konjunktiv. „Das Ergebnis hätte auch anders aussehen können, wenn wir unsere drei, vier dicken Chancen in der zweiten Halbzeit genutzt hätten“, stellte der Coach der Dassendorfer fest – und lag damit gar nicht so falsch. Denn die TuS hatte wirklich Hochkaräter auf dem Fuß gehabt. So wie in der 62. Minute, als Marcel von Walsleben-Schied an einer Hereingabe von „Maxi“ Dittrich vorbei rutschte, so wie in der 73. Minute, als Dittrich und Sven Möller allein vor St. Pauli II-Keeper Julian Barkmann auftauchten und „Mölli“ das Gehäuse nur knapp verfehlte. Oder wie in der 89. Minute, als Muizz Saqib nur wenige Zentimeter am Tor vorbei zielte.

Philipkowski: „Ich bin zufrieden, wie die Jungs sich bewegt haben – wir haben viel ausprobiert“

Unter Druck gesetzt: St. Paulis Niclas Nadj (re.) attackiert Len Aike Strömer. Foto: Bode

Gleichwol: Irgendwie hätte dieser Test, in dem die TuS über lange Strecken munter mithielt, ehe die Elf von Coach Joachim Philipkowski am Ende ihren Stiefel herunter spielte, auch mit 5:5 ausgehen können. Denn nicht nur die TuS, für die unter anderem Möller noch einen Freistoß aus aussichtsreicher Position vergab, sondern auch die Braun-Weißen hatten ihre Gelegenheiten. So wie Cemal Sezer (29., 64.), der zunäöchst an TuS-Torsteher Yannick Jonas scheiterte und im zweiten Durchgang per Kopf das Ziel verfehlte. So aber ging es eben 2:4 aus, nachdem von Walsleben-Schied (16.) Dassendorf zunächst in Führung gebracht hatte, St. Pauli II durch Ersin Zehir ausglich (18.) und vier Minuten nach dem Seitenwechsel in Führung ging. Das 2:2 durch Dittrich (54.) konterten die St. Paulianer durch Veli Sulejmanis 3:2 (77.) und legten vier Minuten vorm Ende noch einen weiteren Treffer für die Philipkowsi-Kicker nach.

„Ich denke, dass es schon normal ist, dass Dassendorf gut mitgehalten und man lange keinen Klassenunterschied gesehen hat. Die stehen in der Oberliga oben und haben viele erfahrene Spieler auf dem Feld. Man darf nicht vergessen: Bei mir war mit Marc Hornschuh nur ein ‘Alter‘ auf dem Platz, bei Dassendorf sind es viele Spieler, die in der Regionalliga oder noch höher Erfahrung gesammelt haben. Dieser Aspekt ist wichtig. Wir haben ein Durchnshnittsalter von 19.4 Jahren – da muss man so etwas merken“, sagte Joachim Philipkowski nach dem Spiel und fügte hinzu: „Klar haben wir eine gute Qualität und wir haben uns ja auch auf die Gesamtstrecke gesehen durchgesetzt. Ich bin zufrieden, wie die Jungs sich bewegt haben. Wir haben viel ausprobiert, hatten viele Positionswechsel und viele Spieler haben nur eine Halbzeit lang gespielt.“ Die TuS, so „Piepel“, „hätte selbst 4:2 führen können. Es hätte auch 4:4 ausgehen können. Jetzt gehen sie mit einem 2:4 nach Hause.“

Richter: „Taktisch war's nicht schlecht, nur fußballerisch haben wir es schlecht umgesetzt“

Der Dassendorfer Rinik Carolus (li.) stellt sich Ersin Zehir in den Weg. Foto: Bode

„Wir schließen unsere dritte Trainingswoche ab und sind – was Physis und Athletik angeht – auf Stand. Jetzt muss noch ein bisschen mehr an Spritzigkeit rein, im technisch-taktischen Bereich haben wir in den nächten beiden Wochen bis zum Start noch Zeit“, bilanzierte Jean-Pierre Richter nach dem Spiel aus Dassendorfer Sicht. „Am Ende der ersten Halbzeit hat man gesehen, wie stark St. Pauli II ist, wenn sie mit dem Ball Fußball spielen dürfen. Das haben wir gegen den Ball nicht gut gelöst. In der zweiten Hälfte wurde es dann besser, wir haben mehr Bälle bekommen und konnten die auch besser nutzen. Es war ein intensiver und guter Test. Die Chancenauswertung war bei beiden Teams nicht optimal. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben“, stellte der Coach des Oberliga-Spitzenreiters nach dem zweiten Vergleich mit einem „Regio“-Club binnen einer Woche fest: Am vergangenen Wochenende hatte die TuS mit dem HSC Hannover die Klingen gekreuzt, morgen (2. Februar) wartet mit Eintracht Norderstedt Regionalligist Nummer drei.

„Das Ganze ist bei uns insgesamt ein Entwicklungsprozess. Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen und welche Anfälligkeiten wir in usnerem Spiuel haben. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir letzte Woche gegen einen Regionalligisten gespielt haben, der sich nochmal intensiv verstärkt hat und St. Pauli II diesmal ein paar Lizenzspieler dabei hatte“, konstatierte Richter und will die beiden 2:4-Niederlage nicht zu sehr überbewerten. „In der Oberliga werden wir andere Spielvoraussetzungen haben. Wir werden wahrscheinlich mehr Ballbesitz haben und höher stehen. Es war aber ganz interessant, zu sehen, wie es gegen die Regionalligisten ist“, resümierte „JPR“ und ergänzte: „Wir haben 20 Mann im Kader, jeder hat seine Zeiten bekommen und konnte sich zeigen. Wer sich zwei Wochen vorm Punktspielstart nicht gezeigt hat, der läuft ab jetzt eben hinterher.“ Insgesamt, so Richter, „haben wir in der ersten Hälfte zu viele Bälle geschlagen. Das mussten wir nicht immer tun. Taktisch war es insgesamt nicht so schlecht, nur fußballerisch haben wir es schlecht umgesetzt. Das muss jetzt einfach kommen. Bei uns ist ganz viel entscheidend, was die Mentalität und den Kopf angeht.“

Jan Knötzsch