„Das bedeutet Enttäuschung und Perspektivlosigkeit für die Spieler und mich!“

Dennis Mitteregger über die Auflösung der Liga-Mannschaft von Inter Hamburg

07. Juni 2018, 10:30 Uhr

Wusste auch erst am Tag vor der Verkündung von dem plötzlichen Aus: Inter-Coach Dennis Mitteregger. Archivfoto: noveski.com

In der abgelaufenen Saison erreichte Inter Hamburg den zehnten Platz in der Landesliga Hammonia. Das Team von Trainer Dennis Mitteregger wusste dabei immer wieder mit ansehnlichem Kombinationsfußball zu überzeugen und war nach dem Aufstieg im Jahr 2016 längst in der sechsthöchsten Spielklasse etabliert. Letzte Woche Montag kam dann jedoch der Paukenschlag: Der Vorstand von Inter Hamburg beschloss die Erste Mannschaft aufgrund einer – auch perspektivisch – nicht vorhandenen Heimstätte vom Spielbetrieb abzumelden (wir berichteten). Nun bezieht erstmals Trainer Dennis Mitteregger Stellung zur Auflösung und erklärt, wann er davon erfahren hat.

Auch für Mitteregger kam die Entscheidung des Vorstandes, die Mannschaft zur kommenden Spielzeit nicht mehr zu melden, überraschend: „Ich habe einen Tag vor der Pressemitteilung davon erfahren. Ich wusste natürlich um die Problematik mit dem Bezirksamt, aber ich hatte nicht mit einer Auflösung in diesem Sommer gerechnet.“ Inter wurde trotz der sportlichen Erfolge – das Team arbeitete sich in den letzten Jahren von der Kreis- bis in die Landesliga hoch – keine eigene Heimstätte in Aussicht gestellt. Lange Zeit musste das Team auf einem Grandplatz trainieren. Inzwischen konnte die Erste Mannschaft ihre Einheiten zweimal wöchentlich auf dem Kunstrasenplatz des SC Teutonia 10 an der Max-Brauer-Allee abhalten – wenn auch zu „etwas kruden Zeiten“, so Mitteregger.

„Langfristig wäre es ohne eigene Heimstätte nicht möglich gewesen, die Ziele zu erreichen“

Mitteregger selbst will jetzt erstmal eine Pause machen. Archivfoto: noveski.com

Doch ohne eine eigene Anlage war die Situation für die Ersten Herren schwer und für die Jugendarbeit sogar noch problematischer. „So gab es als Verein einfach nicht die Möglichkeiten, um Jugendmannschaften zu trainieren. Auf Sicht hatte der Vorstand die Vision und das Ziel in der Oberliga zu spielen. Aber das wäre unter diesen Rahmenbedingungen nicht möglich gewesen. Wenn nie Spieler aus der Jugend nachkommen, geht das auf Dauer nicht. Man kann nicht immer nur Spieler von außerhalb dazuholen. Das ist auch finanziell nicht möglich“, erklärt Mitteregger, warum der Vorstand die Entscheidung, einen gänzlichen Schlussstrich zu ziehen, getroffen hat.

Daher kann er den Schritt grundsätzlich auch nachvollziehen – mit einer Einschränkung: „Ich habe Verständnis für die Entscheidung des Vorstands, aber die Kurzfristigkeit ist natürlich problematisch. Jetzt stehen die meisten Kader der Vereine schon. Hätten wir ein bis zwei Monate früher davon erfahren, hätte man sich eventuell etwas anderes suchen können. So kurzfristig bedeutet das für die Spieler und mich jetzt Enttäuschung und Perspektivlosigkeit!“ Wie wird es weitergehen? „Ich denke, dass sich die Spieler in alle Winde zerstreuen werden. Ich werde jetzt erstmal eine Pause machen.“

„Wir hätten in der nächsten Saison eine richtig gute Mannschaft zusammengehabt“

Mitteregger führt weiter aus: „Wir hätten in der nächsten Saison eine richtig gute Mannschaft zusammengehabt, mit der wir auch oben hätten mitspielen können. Aber das Bezirksamt hat mehrmals betont, dass die Bewilligung einer eigenen Spielstätte nicht vom sportlichen Abschneiden abhängt. Deshalb hätte auch eine perfekte Saison, in der alles zusammenläuft und man am Ende vielleicht in die Oberliga aufsteigt, diesbezüglich nichts geändert.“

Erst wenige Spieler, die zuletzt bei Inter Hamburg unter Vertrag standen, haben schon einen neuen Verein gefunden. Die weiteren Akteure sind noch auf der Suche.

Autor: Josa Schnell