Curslacks „M-Problem“: „Wir haben völlig verdient richtig auf den Sack bekommen“

0:5-Klatsche: Niendorfs „Dreier“ versaut SVCN die Oktoberfest-Feier

15. September 2018, 20:36 Uhr

Der Mann des Spiels: Dreifach-Torschütze Mustafa Ercetin (vo.) wird von Marvin Karow beglückwünscht. Foto: Bode

So ganz wollte die Sache mit Oliver Schuberts Prophezeiung nicht aufgehen. „Wartet mal ab, wenn Julian Kerschke heute reinkommt. Der hat im Training die ganze rechte Seite auseinandergenommen“, kündigte der Manager des SV Curclack-Neuengamme vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen den Niendorfer TSV an. Der lange verletzte Kerschke kam vor den 104 Zuschauern am Gramkowweg nach 68 Spielminuten tatsächlich von der Bank aus in die Partie – so richtig zünden aber wollte der Wechsel nicht. Stattdessen war es vielmehr der Gast, der auf einmal – nachdem es bis dahin nur 1:0 für Niendorf gestanden hatte – nochmal einen Gang höher schaltete und vier weitere Treffer zu seinem deutlichen 5:0-Sieg folgen ließ (Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen).

Binnen 16 Minuten machte die Mannschaft von Coach Ali Farhadi ihren Erfolg fix – und das, nachdem sie im ersten Durchgang nach vier Minuten in Fphrung gegangen war und danach bis zur Pause eigentlich nur dadurch aufgefallen war, diesen Vorsprung bestmöglich zu verwalten. Dann aber schlugen die Gäste zu – und offenbarten das „M-Problem“ der Hausherren. Das M-Problem? Nun, jeder Treffer der Niendorfer wurde von einem Spieler erzielt, dessen Vorname mit einem „M“ beginnt: Allein drei Mal war Mustafa Ercetin zur Stelle, zudem waren Magnus Hartwig und Malte Wilhelm für ihre Farben erfolgreich. Ein „M-Problem“ aber auch, weil Marvin Schalitz in der Defensive einen rabenschwarzen Tag erwischte. Und „M-Problem“, weil es der SVCN-Equipe spätestens nach dem zweiten Gegentreffer an der Mentalität fehlte, noch einmal etwas ändern zu wollen.

Wulff: „Von der Körpersprache und Gegenwehr war das einem Heimspiel nicht würdig“

Ein BIld, das Bände spricht: Curslack-Coach Matthias Wulff (re.) war nach der Klatsche bedient. Foto: Bode

„Bisher haben wir in dieser Saison immer unsere Mentalität und auch unsere körperliche Fitness bis zum Schluss durchbringen können. Diesmal ist es schwer zu erklären. Sicher war in den Köpfen der Jungs drin, dass es schwer wird, gegen Niendorf ein 0:1 aufzuholen und dass wir uns für unsere Phase, in der wir Druck gemacht haben, nicht belohnen konnten. Trotzdem kann man sich bis zum Ende aufopferungsvoll präsentieren. Dass das nicht passiert ist, ist enttäuschend und ein Stück weit auch ein Thema der Einstellung“, bilanzierte Matthias Wulff nach dem Spiel auf der anschließenden Pressekonferenz sichtlich geknickt und fand, ehe es für ihn und das Team zum Oktoberfes in Bergedorf ging, klare Worte: „Der Sieg für Niendorf ist hochverdient, darüber braucht keiner zu diskutieren. Wir haben die ersten zehn Minuten komplett verpennt. Da gab es nicht nur vorm 0:1 einen katastrophalen Fehler, sondern auch weitere Situationen, wo wir unglaublich nachlässig waren. Erst danach haben wir uns gefangen und bis zur Halbzeit 30 Minuten soliden und guten Fußball gespielt.“

Mehr insgesamt aber auch nicht. Denn in der zweiten Hälfte ging der Schuss dann richtig nach hinten los. „Wir hätten bei den vielen Ecken und Flanken, die wir hatten, den Ausgleich erzwingen müssen. Wir wussten, dass Niendorf das frühe Tor in die Karten spielt. Die sind unglaublich gut organisiert, stehen gut, sind mit schnellen Gegenstößen gefährlich und dafür bekannt, dass sie effektiv sind“, gab Wulff zu Protokoll, um dann zum Auftritt deutlich Stellung zu beziehen: „Nach dem 0:2 war das ein erschreckender Auftritt von uns. Wir haben 20 Minuten lang keinen Zweikampf gewonnen, uns ganz gruselig präsentiert und völlig verdient richtig auf den Sack bekommen. Von der Körpersprache und Gegenwehr war das einem Heimspiel nicht würdig. Die Frage, in welche Richtung es für uns geht, ist klar beantwortet: Wir sind weiter unten dabei.“ Und auch Marvin Schalitz, der Auslöser des 0:1, der auch bei der Entstehung des 0:2 zu spät kam, redete nicht um den heißen Brei herum.

Farhadi: „Wir wissen, was hinter uns und was vor uns liegt und können den Sieg einordnen“

Pechvogel: Curslacks Marvin Schalitz (li.), der hier Malte Wilhelm ziehen lassen muss, erwischte keinen guten Tag. Foto: Bode

„Nachdem wir das Spiel bis zum 0:2 ausgeglichen gestaltet haben und vielleicht sogar kleine Feldvorteile hatten, kriegen wir insgesamt fünf Dinger. Für mich persönlich lief es ganz schlecht: Das 0:1 verschulde ich eindeutig, das muss ich klar auf meine Kappe nehmen. Ich rutsche zwei Mal weg, damit ist der Weg dann frei“, erklärte er und ergänzte: „Das hat uns das Spiel ganz schwer gemacht, weil Niendorf aus einer kompakten Defensive agieren konnte. Wir hatten viele Halbchancen und gefühlt 23 Ecken, aber es kommt nichts Zählbares raus. Das fehlt uns im Vergleich. Niendorf hat das bockstark gemacht, nutzt sechs Chancen zu fünf Toren.“ Allen voran Mustafa Ercetin. „Ich hatte mir ein Ding vorgenommen. Der Trainer hat mich gedrängt, immer offensiver zu spielen. Eigentlich bin ich ein defensiver Spieler“, verriet der Dreifach-Torschütze und befand: „Jetzt müssen wir es nur noch abgestellt bekommen, dass wir uns nach dem ersten Tor, das wir schießen, ausruhen, Das war schon öfter so. Aber wir haben in der Halbzeit vom Trainer nochmal eine gute Ansage bekommen, dass wir mehr Gas geben müssen.“

Apropos Trainer: „Wir hatten unter der Woche besprochen, dass wir in der Anfangsphase nicht lange fackeln wollen. Für uns war klar: Wir müssen, auch wenn wir eine schwache Phase hatten, unseren Stiefel runter spielen. Das 1:0 hat uns in die Karten gespielt. Wir konnten das Spiel und den Gegner laufen lassen“, analysierte Ali Farhadi. „Zur Pause hätte es allerdings auch 1:1 stehen können, da müssen wir noch cleverer werden. Die Führung war glücklich“, konstatierte der NTSV-Coach, der kurzzeitig am späteren Erfolg zweifelte. „Als Malte Wilhelm kurz nach der Pause das 2:0 verballert, hab ich schon gedacht: Das wird ein Spiel, wo du am Ende froh sein musst, wenn du 1:1 spielst. Aber die Mannschaft hat und gezeigt, dass das nicht so ist“, so Farhadi, „das 2:0 war von allen hervorragend rausgespielt. Die schwierigen Dinger, wo du drei Mal ums Eck werfen und sechs Mal zurück spielen musst, macht Malte eben.“ Danach war „die Unordnung bei Curslack spürbar. Dass Mustafa Ercetin sowas auch mal erkennt und sein Tempo nutzt, zeigt seine Qualität“, so Farhadi, der abschließend feststellte: „Wir wissen, was hinter uns und was vor uns liegt und können den Sieg einordnen. Er war wichtig für uns. Ein riesiges Lob an die Mannschaft.“

Jan Knötzsch