Curslack siegt nicht, „Freddy“ fliegt nicht: Cordis Ausflug ohne böses Ende

Remis am Gramkowweg mit Aufreger, Alutreffer und andächtigem Auftakt

27. Oktober 2018, 20:06 Uhr

Glück gehabt: Concordia-Torhüter Frederic Böse 8re.) bekommt in der ersten Minute die Gelbe Karte statt des roten Kartons von Schiri Alexander Teuscher gezeigt. Foto: Bode

Den Abend vor dem Auftritt von Concordia beim SV Curslack-Neuengame (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen), seinem Ex-Verein, verbrachte Frederic Böse im Hammer Park. Beim Spiel von Hamm United gegen den Bramfelder SV, um genau zu sein. Am Rande des Landesliga Hansa-Gipfeltreffens ließ „Freddy“ durch Ex-Condor-Kicker Max Anders spaßeshalber schon mal an die Presse übermitteln, dass er gerne beim eigenen Match in die Rubrik „Bester Spieler“ gehören wolle. „Wenn er denn gut spielt, gerne“, so die Replik der Medienvertreter. Böse spielte tatsächlich – aber das wäre in der Partie am Gramkowweg, die vor 185 Zuschauern 1:1 endete, beinahe mächtig schief gegangen.

Denn kaum war die Schweigeminute für SVCN-Ehrenmitglied Otto Henke – der Vater von Ex-Curslack-Trainer Torsten Henke war am vergangenen Mittwoch nach langer Krankheit verstorben – beendet und die Begegnung angepfiffen, da stürmte Curslacks Jonas Buck – schön freigespielt – mit dem Ball am Fuß Richtung Strafraum. Böse eilte aus seinem Kasten, war aber zu langsam, um wirklich noch an die Kugel zu kommen. Die Konsequenz: Der Torwart räumte kurz vorm Strafraum Buck regelrecht ab. Die SVCN-Bank, Coach Matthias Wulff und sein Assistent Daniel Grosse vorweg, forderten den roten Karton für Cordis Keeper. Schiedsrichter Alexander Teuscher (SC Eilbek) beließ es bei „Gelb“. Und lag damit wohl nicht vollkommen daneben. Zwar war es ein Foul Böses an Buck (O-Ton des Gefoulten: „Er hat keine Chance auf den Ball, trifft nur mich“), aber hinter Böse lauerten noch Cordi-Verteidiger. Und: Buck hatte nicht den direkten Zug zum Tor, sondern eher nach außen weg. Also keine echte Notbremse im klassischen Sinne.

Wulff: „Für mich war das eine klare Rote Karte“

Duell zweier Ex-Altengammer: Curslacks Jonas Buck (li.) gegen Jonas Kastl. Foto: Bode

Es war vielmehr eine knifflige Szene, die auch Schiedsrichter-Beobachter Tarek Khemiri – ebenso wie Vicky-Coach Jean-Pierre Richter, der ehemalige Oststeinbek-Trainer Stefan Kohfahl und der kürzlich beim Eimsbütteler TV als Übungsleiter zurückgetretene Thorsten Beyer unter den Zuschauern am Gramkowweg – mit dem Gespann im Nachgang noch einmal im Detail durchgegangen sein dürfte. Seine Sicht der Dinge wollte Khemiri schon während der Halbzeit-Pause dann allerdings doch lieber für sich behalten. Dafür aber wurde die Szene im Anschluss an das Match auf der Pressekonferenz natürlich diskutiert. „Für mich war das eine klare Rote Karte. Buck ist frei durch, Böse zu langsam und holt ihn sehr unsanft von den Beinen. Er hat nur den Gegner erwischt. Leider hat der Schiedsrichter es anders interpretiert, sonst wäre es mit 89 Minuten Überzahl für uns ein ganz anderes Spiel geworden“, konstatierte SVCN-Trainer Matthias Wulff.

„Meiner Meinung nach kommt Freddy definitiv zu spät. Um ihn drumherum sind durch eine vernünftige Rückwärtsbewegung unsererseits aber mindestens drei Spieler. Ich hätte da definitv keine Rote Karte gegeben“, sagte derweil Frank Pieper-von Valtier und ergänzte: „Mir ist aufgefallen, dass Freddy in der Szene das Tempo rausgenommen hat. Ich habe in der Pause mit ihm gesprochen und er hat gesagt, dass er sich sicher war, an den Ball zu kommen. Er hat sich verkalkuliert. Aber ich denke, die Entscheidung, da nur die Gelbe Karte zu zeigen, war okay.“ So also durfte Böse auf dem Feld bleiben, konnte nach sechs Minuten Bucks Fallrückzieher parieren und nur eine Zeigerumdrehung später gemeinsam mit seinem Teamkollegen die Führung bejubeln, als die SVCN-Defensive im Anschluss an eine Ecke von Sascha de la Cuesta Stürmer Benjamin Bambur in der Box viel zu viele Freiheiten gewährte und der Concorde dies eiskalt ausnutzte.

Pieper: „In der Pause haben wir gefühlt elf Leute ausgewechselt“

Ärgernis zweite Halbzeit: Cordis Coach Frank Pieper-von Valtier war mit dem Auftritt seiner Elf nach der Pause nicht zufrieden. Foto: Bode

„Wir sind super ins Spiel gekommen, haben sehr druckvoll agiert und hatten mehrere gute Chancen. Nach dem Gegentor haben wir bis zur Pause stark abgebaut, damit war ich nicht zufrieden. Wir haben die Kontrolle des Spiels an Cordi verloren, waren nicht griffig in den Zweikämpfen. Wir haben eine halbe Stunde nicht gut funktioniert“, ärgerte sich SVCN-Übungsleiter Wulff später, während Pieper-von Valtier bekundete, mit der ersten Halbzeit „sehr zufrieden“ gewesen zu sein: „Wir haben wenig zugelassen und sind verdient in Führung gegangen.“ Doch da war ja noch Durchgang Nummer zwei – und der Auftritt seiner Elf in selbigem schmeckte dem Cordi-Coach überhaupt nicht: „In der Pause haben wir gefühlt elf Leute ausgewechselt und eine andere Mannschaft nach draußen geschickt. Das Spiel nach der Halbzeit hatte gar nichts mehr mit dem zu tun, was wir vorher gezeigt haben. Wir haben es komplett schleifen lassen – warum auch immer.“

Und genau so war es: Vom Gast war nur noch wenig zu sehen, stattdessen nahm Curslack nun verstärkt das berühmte Heft des Handelns in die Hand und erarbeitete sich diverse Gelegenheiten. Ein Erfolg sollte sich aber nur in der 69. Minute einstellen, als Florian Rogge von links scharf in die Mitte flankte und Timo Lenz am ersten Pfosten den Ball zum Ausgleich verwertete. „Nach dem Seitenwechsel haben wir es viel besser als vorher gemacht. Das war wirklich von der gesamten Mannschaft eine klasse zweite Halbzeit. Man hat gemerkt, dass die Jungs das Spiel unbedingt drehen wollten. Leider konnten wir nur eine unserer vielen Chancen im Tor unterbringen“, trauerte Matthias Wulff vor allem Till Witmütz' Alu-Treffer (88., Pfosten) hinterher und bekannte: „Es war deutlich mehr für uns drin.“ Das Schlusswort gebührt Wulffs Widerpart: „In Anbetracht der Tatsache, dass Curslack deutlich mehr Möglichkeiten hatte, halte ich mich an den Spruch: Ein Punkt auswärts ist gut. Ich bin von hier noch nie ohne etwas Zählbares nach Hause gefahren, komme daher immer gerne hierher“, bilanzierte Frank Pieper-von Valtier.

Jan Knötzsch