„Claustrophobie“: (Dassen)dorf-Verbot für „Hexer“ Hencke

„Claus in der Kiste“ entzaubert die TuS – Für Osdorf treffen Spranger und Wachter

18. Mai 2018, 23:18 Uhr

Kommt ein Torwart geflogen: Osdorf-Keeper Claus Hencke (re.), der hier vor Samuel Louca (Nummer 10) klärt, bot eine bärenstarke Leistung. Foto: Heiden

Alls alles vorbei war, musste Thomas Hoffmann Tacheles reden. Nicht, was die Leistung seiner Equipe bei der 0:2-Niederlage der TuS Dassendorf gegen den TuS Osdorf betraf. Nein, es ging um den Zeitpunkt, an dem diese Partie stattfand. Hintergrund: Am Montag steht die TuS bekanntlich gegen den Niendorfer TSV im Finale um den ODDSET-Pokal. „Die demontieren sich jedes Jahr selbst. Im vergangenen Jahr haben wir in zwölf Tagen fünf Spiele machen müssen – das war eine Katastrophe. Aber es ändert sich ja nichts...“, gab es von „Hoffi“ einen klaren Seitenhieb in Richtung Hamburger Fußballverband, „unsere Jungs sind so sauer über diese Ansetzung, dass die das Finale am liebsten Sonntag schon spielen, wollen. So hätten Peter (Martens, Anm. d. Red.) und ich die nie anzünden können. Die brennen wie eine Fackel.“

„Hoffis“ Weggefährte Jan Schönteich hatte derweil nach Spielschluss erst einmal etwas ganz anderes zu erledigen. Der „Dasse“-Sportchef eilte auf den grünen Rasen am Wendelweg und steuerte direkt auf Claus Hencke zu. „Du hast ab jetzt hier Dorf-Verbot“, sagte Schönteich schließlich mit einem Augenwzinkern zu Osdorfs Keeper, als er diesen erreicht hatte. Der Hintergrund? Nun, wieder einmal hatte sich die TuS – die angesichts des so kurz bevorstehenden Endspiel jede Menge Kicker aus der ersten Garde schonte und mit fünf Akteuren aus der „Zweiten“, die in der Kreisklasse spielt, in der Startformation auflief – die Zähne an Claus Hencke ausgebissen. Der „Goalie“ zeigte eine bärenstarke Leistung. „Wenn wir gegen Osdorf spielen, ist Hencke immer der beste Mann...“, flüchtete sich Hoffmann nach dem Spiel in Galgenhumor.

Wiehle: „Wenn wir Claus nicht in der Kiste gehabt hätten, weiß ich nicht, wie es ausgesehen hätte“

Dassendorfs Lennart Müller (re., hier gegen Torben Krause) hatte drei Treffer auf dem Fuß, war aber nicht erfolgreich. Foto: Heiden

Allen voran Lennart Müller dürften in den kommenden Tagen möglicherweise Albträume heimsuchen, in denen Hencke eine Rolle spielt. Gleich drei Mal tauchte der Dassendorfer in den 90 Minuten freistehend in allerbester Position vor dem Schlussmann der Gäste auf – und alle drei Mal schaffte es Müller nicht, zu treffen.. Nach einem Querschläger von Patrick Herbrand startete Müller erstmals in Richtung Osdorf-Torwart und scheiterte an diesem (27.). Eine Minute vor dem Seitenwechsel unterlief Tim Jobmann ein Fehler, wieder marschierte Müller schnurstracks und unaufhaltsam in Richtung Gästetor, doch im letzten Moment machte Jobmann seinen Fehler wieder gut. Nach 57 Minuten, als Müller erneut durch war, schoss er drüber.

Schon zuvor hatte der „Hexer“ im Osdorfer Gehäuse in der zehnten Minute einen Freistoß von André Ladendorf mit einem sensationellen Reflex abgewehrt. An den Freistoß von Sascha Steinfeldt aus der 46. Minute wäre Hencke wohl nicht herangekommen, aber diesmal rettete der Querbalken für Osdorf. Bei Ladendorfs Versuch aus der 43. Minute mussten weder Hencke noch das Aluminium retten – der Schuss ging vorbei. Apropos Schuss: Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel zog Felix Spranger für Osdorf aus 22 Metern ab – und der Ball schlug aus 22 Metern im linken Eck ein – 1:0 für die Gäste, die nach 65 Minuten durch Jeremy Wachter auf 2:0 erhöhten, als dieser nach einem Zuspiel von Antonio Ude von der Mittellinie aus startete und einnetzte.

Hencke: „Da dann noch eine Hand dazwischen zu kriegen – das ist geil“

Felix Spranger (li, hier im Duell mit Patrick Remus) erzielte die Führung für Osdorf. Foto: Heiden

Die Hausherren schafften es indes nicht, den Ball über die Linie zu bringen: Gabor Böhm zielte nach 79 Minuten knapp am Knick vorbei. Marvin Nern wurde eine Zeigerumdrehung zuvor geblockt. Und die Chance von Steinfeldt, der nach 63 Minuten im Anschluss an ein Zuspiel von Samuel Louca abzog, machte, wie sollte es ander sein, Claus Hencke zunichte, dessen Teamkollege Kevin Trapp in der Schlussminute auf der anderen Seite an Torwart Stanislaw Lenz scheiterte. „Drei Spiele gegen Dassendorf und nur ein Gegentor kassiert – das ist nicht schlecht“, blickte Hencke nach dem Match auf seine jüngste Bilanz gegen den Meister und ergänzte: „Das Spiel heute kann man aber nicht mit den anderen vergleichen. Wir sind gerettet, die spielen nicht in voller Besetzung.“ Seine eigene Leistung betrachtete der Keeper erst nüchtern, um sich dann doch noch zu freuen: „Dafür, dass ich ab und zu mal einen Ball halte, stehe ich hinten drin. Wenn du siehst, wie schnell die spielen – da dann noch eine Hand dazwischen zu kriegen, das ist geil. Das macht mir Spaß.“

„Wir können nichts für die Ansetzung des HFV, für uns ist jeder Sieg wichtig. Ich freue mich auch über diesen. Aber anders als über andere. Wir haben versucht, das Optimale rauszuholen – egal ob wir jetzt gegen so eine Mix-Mannschaft spielen“, sagte Piet Wiehle nach der Begegnung am Wendelweg. „Für einen Sieg muss man sich nicht entschuldigen. Wir sind hergekommen, um zu gewinnen, haben uns dabei aber in der ersten Halbzeit schwergetan. Was übrig bleibt ist, dass wir das Spiel gewonnen haben“, ergänzte der Coach der Osdorfer und lobte: „Wenn wir Claus nicht in der Kiste gehabt hätten, dann weiß ich nicht, wie das Spiel ausgesehen hätte.“ Dass seine Elf zunächst nicht so recht in Tritt gekommen sei, lag daran, „dass der eine oder andere nicht gewillt war, 100 Prozent zu geben. Für uns geht’s um nichts mehr. Da legt der eine oder andere mal weniger Motivation rein. Das hat nichts mit dem Gegner zu tun. Man sollte jedem Gegner Respekt zollen – das haben wir auch gemacht“, so Wiehle.

Hoffmann: „Es ist total ärgerlich, dass sich die Truppe nicht belohnt hat“

Jeremy Wachter (Zweiter v. re.), der sich in dieser Szene gegen Kristof Kurczynski (re.) und Jan-Velten Behrend behauptet, sorgte für den 2:0-Endstand. Foto: Heiden

Gleiches tat auch Thomas Hoffmann im Hinblick auf seine zusammengewürfelte Truppe. „Osdorf hat das wie eine Spitzenmannschaft gemacht und auf die Chancen gelauert, um dann mit drei Schüsse zwei Mal zuzulangen“, leitete Dassendorfs Coach sein Statement mit einem Grinsen ein, um dann klarzustellen: „Es ist total ärgerlich, dass sich die Truppe nicht belohnt hat. Wenn wir als Erste Mannschaft am Montag im Finale gegen Niendorf annähernd so viel Herz und Leidenschaft zeigen, dann bin ich frohen Mutes. Dafür, dass sie Kreisklasse-Spieler sind, haben die Jungs aus unserer Reserve das überragend gemacht. Wir müssen nur aufpassen, dass wir die jetzt alle noch nach Hause kriegen. Einige schaffen das vielleicht so gerade noch bis zur Kabine...“ Ein wenig trauerte „Hoffi“ trotz der Leistung der „Aushilfen“ den ausgelassenen Möglichkeiten nach. „Allein Lennart Müller war drei Mal frei durch, dann der Lattentreffer von Sascha Steinfeldt – das Ergebnis spiegelt das Spiel nicht wider.“ Und das lag eben an Claus Hencke. Dem 36-Jährigen, der eigentlich ab jetzt Dorf-Verbot hat, aber schon mal eine „Drohung“ an Dassendorf hinterließ, was ein neuerliches Auftauchen in der neuen Saison angeht: „So lange ich das in meinem Alter noch machen kann, mach ich das auch noch...“

Jan Knötzsch