Bulut: „Ich habe in zweieinhalb Jahren sehr viel von ‚Femi‘ gelernt“

Condor-Flügelflitzer im Interview zur Hinrunde und dem Trainerwechsel

19. Dezember 2018, 10:00 Uhr

Özgür Bulut (re.) will mit seinem SC Condor in der Rückrunde „allen beweisen, dass wir die Klasse halten können“. Foto: KBS-Picture.de

Ein Neustart nach einem Neuanfang: So oder so ähnlich könnte man die Situation beim SC Condor wohl zusammenfassen. Vor der Saison wurde der schon im Jahr zuvor eingeleitete Umbruch am Berner Heerweg drastisch fortgeführt – nicht nur Christian Woike legte sein Traineramt nach fünf Jahren nieder, auch innerhalb des Kaders blieb nicht mehr viel beim alten. Dennoch sorgte man mit der Verpflichtung von St. Pauli-Legende Fabian Boll, der unter Woike-Nachfolger Olufemi Smith gemeinsam mit Jasper Wehrt als Co-Trainer fungierte, für Aufsehen.

Voller Einsatz: Özgür Bulut (li.) gegen Dassendorfs Maximilian Dittrich. Foto: KBS-Picture.de

Drittletzter und drei Punkte Rückstand aufs rettende Ufer: Der SC Condor hängt im Tabellenkeller fest. Doch was im ersten Augenblick so drastisch klingt, hätte nach sechs Spieltagen wohl noch viel drastischere Prognosen nach sich gezogen. Denn die „Raubvögel“ starteten mit zwei Pünktchen aus eben jenen sechs Begegnungen in die Saison. Unzählige Ausfälle machten die Situation nicht unbedingt einfacher – und doch fing man sich. Der 4:3-Sieg gegen den TSV Buchholz 08 – nach einem 0:2- und 1:3-Rückstand – war so etwas wie der Farmsener Startschuss in die Saison. Auch wenn die sportliche Ausbeute bescheiden blieb, musste man sich lediglich in Dassendorf (1:7) eine herbe Pleite zu Gemüte führen. Ansonsten war der SCC stets in Reichweite, etwas Zählbares einzufahren – und beendete das Fußballjahres schließlich mit einem 6:1-Kantersieg gegen Mit-Konkurrent Concordia. Der Befreiungsschlag, um in der Winterpause noch einmal alle Kräfte zu bündeln und mit wiederkehrendem Personal in den letzten zehn Spielen noch einmal voll anzugreifen? Mitnichten!

Der Verein trennte sich überraschend von Smith und Boll. Wehrt und Liga-Obmann Jan Hendrych zogen daraufhin aus eigenen Stücken die Reißleine. Auch wenn eine Bestätigung nach wie vor ausbleibt, soll Nico Peters nach unseren Informationen die Nachfolge beim Tabellen-16. antreten – und den Verein zusammen mit Ralf Rath (Sportlicher Leiter) vor dem Absturz in die Landesliga retten.

Wir haben mit „Flügelflitzer“ Özgür Bulut, der gemeinsam mit Innenverteidiger (!) Sean Paul Vinberg mit fünf Treffern bester Condor-Schütze ist, über die Hinserie und den Trainerwechsel gesprochen…

FussiFreunde: Nach dem Abschied von Christian Woike kam es vor der Saison nicht nur auf der Trainerposition zu einem „Umbruch“. Auch im Kader gab es einige Veränderungen. Wie schwer war es, möglichst schnell zu einer Einheit zu werden?

Condors „Flügelflitzer“ mit dem Versuch, Teutonias Nick Gutmann (re.) vom Ball zu trennen. Foto: KBS-Picture.de

Özgür Bulut: „Wenn man bedenkt, dass wir circa 17 neue Spieler dazu bekommen haben, war es wirklich sehr schwer. Auch wenn wir uns alle von Anfang an super verstanden haben, war es nicht leicht, diese Harmonie auf den Platz zu bringen. Deswegen hatten wir auch diese Schwierigkeiten zu Beginn der Saison. Aber inzwischen denke ich, dass wir echt gut zusammengewachsen sind und diesen Zusammenhalt auch in vielen Spielen gezeigt haben.“

Ihr steht nach 20 absolvierten Spielen auf Rang 16 – und damit auf dem ersten Platz unterm Strich. Wie bewertest du eure Hinrunde?

Bulut: „Natürlich ist das eine viel zu schlechte Ausbeute, obwohl wir meiner Meinung nach im Tabellen-Mittelfeld stehen könnten. Wir haben sehr viele Punkte liegen lassen, weil wir uns in einigen Spielen nicht über die vollen 90 Minuten konzentriert haben. Dazu kommt noch, dass wir aufgrund von vielen Verletzungen einen sehr dünnen Kader hatten.“

Wenn man das Potenzial im Kader sieht: Müsste man dann besser dastehen?

Bulut: „Wenn man das Potenzial sieht, dann auf jeden Fall. Leider haben wir uns für unseren Aufwand in der Hinrunde zu selten belohnt.“

Ihr habt euch mit einem 6:1-Sieg gegen einen direkten Konkurrenten in die Winterpause verabschiedet – und plötzlich vermeldete der Verein die Trennung vom Trainerteam. Für viele Außenstehende kam das aus dem Nichts – wie überrascht war die Mannschaft darüber?

Bulut (li.) lässt sich von Kristof Kurczynski nur regelwidrig stoppen. Foto: KBS-Picture.de

Bulut: „Wir waren genauso überrascht, weil wir nach dem Sieg gegen Cordi mit einem echt guten Gefühl in die Winterpause gegangen sind.“

Wie hast du persönlich die Arbeit des Trainerteams gesehen?

Bulut: „Ich war vollauf zufrieden mit deren Arbeit – und ich glaube, ich kann auch für die Mannschaft sprechen, dass wir sehr viel gelernt haben. Ich persönlich habe mich durch deren Hilfe nicht nur spielerisch, sondern auch menschlich weiterentwickelt. Ein ganz besonderer Dank geht an ‚Femi‘, weil er mich, seitdem ich bei Condor bin, an die Hand genommen hat und immer versucht hat, mich zu verbessern und auch verbessert hat. Ich habe in zweieinhalb Jahren sehr viel von ihm lernen dürfen und bin ihm sehr dankbar dafür.“

Was stimmt dich optimistisch, dass ihr am Ende der Saison überm Strich stehen werden?

Bulut: „Wenn man sich unsere letzten Spiele anschaut, dann haben wir bewiesen, dass wir in der Oberliga mitspielen können. Jetzt liegt es an uns, eine gute Vorbereitung zu absolvieren und allen zu beweisen, dass wir die Klasse halten können.“

Autor: Dennis Kormanjos