Bramfeld krampft sich weiter – „Mit 98 Prozent wird es schwierig“

Glashütte liefert aufopferungsvollen Kampf: "Haben uns nicht belohnt"

13. September 2017, 10:58 Uhr

Das Foul von Glashüttes Tim Hauff (Mi.) an Marko Sumic (li.) führte zum Bramfelder 2:1.

„Am Ende war’s dann…“, geriet auch Mirko Schulz für einen kurzen Moment ins Grübeln, wie er die Leistung seines Bramfelder SV kurz und bündig zusammenfassen sollte, „souverän ist übertrieben, aber wir haben 3:1 gewonnen und sind `ne Runde weiter“, fügte er schließlich an. Viel mehr als die lästige Pflicht war es dann auch nicht, was der BSV beim Bezirksliga-Absteiger Glashütter SV auf das Parkett brachte. „Unterm Strich muss man das so sehen“, befand auch Schulz, der auf der Trainerbank des Landesligisten Platz nahm, da Chefcoach Florian Neumann – hauptberuflich Lehrer – auf einer Klassenreise weilt.

Nach der 1:6-Packung am vergangenen Samstag in Lohbrügge nahm Mirko Schulz seine Mannschaft in die Pflicht. „Ich habe versucht, die Truppe ein bisschen unter Druck zu setzen. Ihr klarzumachen, dass sie jetzt liefern muss und nicht wir“, verriet „Schulle“, ehe er anfügte: „Sie haben es probiert und versucht, aber irgendwie scheint so ein bisschen der Wurm drin zu sein.“ Die herbe Pleite hat ihre Spuren hinterlassen – die Nachwehen waren am Dienstagabend deutlich spürbar. Auch wenn Bramfeld gegen den Kreisligisten von vornherein eigentlich nur verlieren konnte. „Für den Kopf ist das überhaupt nicht einfach“, ging auch Schulz noch einmal auf die Niederlage, die gerade einmal knapp 75 Stunden zurücklag, ein. „Man kann der Mannschaft läuferisch und kämpferisch keinen Vorwurf machen, aber es hapert momentan ein wenig am Spielerischen.“ Woran das liegen mag, vermochte auch der 34-Jährige nicht zu beurteilen. „Wenn das so einfach wäre, dann würde man ja immer gewinnen.“

"Nach dem 1:0 hätte ich es mir irgendwie etwas leichter vorgestellt"

Der Ball zappelt im Netz. Bramfeld bejubelt das 2:1.

Dabei hätte man im Vorfeld meinen können: Ein frühes Tor würde der gescholtenen Seele guttun. Doch dem war offenbar nicht so. Denn: Schon nach 134 Zeigerumdrehungen brachte Marko Sumic den Favoriten nach einem tollen Spielzug über Patrick Lüth und Christopher Skalnik, dessen scharfe Hereingabe von der linken Seite nur noch über die Linie gedrückt werden musste, in Front. Aber zusätzliche Sicherheit gab das 1:0 dem Bramfelder Spiel nicht. Im Gegenteil. Glashütte hatte die postwendende Chance zur Antwort, weil Niklas Remark die Hausherren fast schon zum Ausgleich einlud. Patrick Hübner spielte daraufhin Dennis Scheer frei. Dieser spürte keinerlei Gegenwehr mehr und steuerte völlig alleingelassen auf Steven Pagenkop zu – doch der Bramfelder Schlussmann blieb Sieger. „Nach dem 1:0 hätte ich es mir irgendwie etwas leichter vorgestellt“, gestand auch Schulz. „Doch dann kriegen wir durch solch einen Fehlpass oder Stolperer den Ausgleich“, denn die Mannen von der Ellernreihe verteilten weiterhin Geschenke. Diesmal war es Christopher Hoff, der einen Pass auf seiner rechten Seite nicht unter Kontrolle bekam und dann gegen den hellwachen Jonatan Spincke zu spät kam. Letztgenannter eroberte den Ball und spielte einen traumhaften Pass auf den durchstartenden Scheer, der dieses Mal die Nerven behielt und zum 1:1 einschoss (43.)!

Skalnik scheitert vom Punkt

Auch im zweiten Abschnitt tat sich der zwei Klassen höher spielende BSV unheimlich schwer. Erst verzog Tim Hauff unmittelbar nach Wiederanpfiff, als er von Kevin Strominski rechts am Sechzehnereck in Szene gesetzt wurde, relatvi deutlich (48.). Dann wollte wiederum Scheer den nächsten Bramfelder Aussetzer aus großer Distanz nutzen – aber Pagenkop wehrte zur Ecke ab. Erst 20 Minuten vor dem Ende, als beim Kreisligisten so langsam die Kräfte schwanden, kamen die „Schwarz-Weißen“ noch einmal auf. Nach einem vermeintlichen Foul an Robin Polzin zeigte Referee Emil Larsen Reicherz zum großen Erstaunen des „Underdogs“ auf den Punkt. Doch selbst Routinier Skalnik ließ sich offenbar von der Verunsicherung anstecken, scheiterte aus elf Metern am herausragend reagierenden Björn Schuhmann, der die Kugel mit den Fingerspitzen noch an den rechten Pfosten lenkte! Dennoch war die Gefahr noch nicht gebannt: Denn nach der darauffolgenden Ecke stieg Nick Mohr hoch – gleiches tat der auf der Linie stehende Fynn Zaske, der den Kopfball von der Linie kratzte und den Rückstand verhinderte.

"Wenn man selbst nur 98 Prozent abruft, kann es eng werden"

Bramfeld nun mit kurzer Drangphase – und der abermaligen Führung: Hauff foulte Sumic und sah Gelb. Den folgenden Freistoß zirkelte Polzin aus dem linken Halbfeld auf den Schädel von Remark, der mit dem Hinterkopf zum 2:1 für den BSV traf (76.)! Die Entscheidung? Mitnichten! Erneut hatte die Elf von Peter Roggensack den Ausgleich auf dem Fuß – diesmal nach einem Aussetzer von Robert Pietruschka, der erst auf Abseits reklamierte und sich dann auch noch ganz böse verschätzte, sodass Strominski freie Schussbahn hatte. Pagenkop konnte den zwar wuchtigen, aber wenig platzierten Versuch des Offensivakteurs entschärfen (80.). Und so machten die „Neumänner“ in der Schlussminute gegen aufgerückte Glashütter den Deckel drauf: Remark bediente auf links Lüth, dessen Querpass der eingewechselte Sebastian Szega locker-leicht einschieben konnte. „Siege sind immer gut – auch gegen unterklassige Gegner. Die versuchen mit 120 Prozent alles rauszuhauen – und wenn man selbst nur 98 Prozent abruft, dann kann es eng werden. So wie heute“, hofft Schulz darauf, dass das Weiterkommen seinem Team zumindest einen kleinen Schub für das nächste Heimspiel am Freitagabend gegen den FC Elazig Spor geben wird.

"Jede Mannschaft hat gegen eine gut formierte Defensive Probleme"

Schiedsrichter Reicherz zeigt Hauff nach dessen Foulspiel auch noch den gelben Karton.

Stolz über die eigene Leistung konnte derweil der GSV sein – auch wenn es schlussendlich nicht zur faustdicken Überraschung langte. „Wir können sehr zufrieden sein. Mit ein bisschen mehr Glück oder Konzentration in der einen oder anderen Situation wären wir vielleicht sogar in die Verlängerung gekommen. Aber auch so war es ein rundum guter Auftritt“, brachte Peter Roggensack das Geschehen auf den Punkt. „Im ersten Moment überwiegt der Gedanke: Was wäre möglich gewesen? Aber schon sehr bald überwiegt dann hoffentlich eher der Gedanke an das, was wir auf den Platz gebracht haben. Verlieren macht nie Spaß – egal gegen wen. Und wenn man sieht, was mit der Leistung vielleicht drin gewesen wäre, ist es umso ärgerlicher.“ Dass der BSV in der Liga zuletzt etwas strauchelte, spielte in der Vorbereitung auf das Spiel keine Rolle, wie Roggensack hinterher kundtat: „Damit habe ich mich gar nicht beschäftigt. Ich glaube einfach, auch wenn es zwei Ligen Unterschied sind, dass jede Mannschaft gegen eine gut formierte Defensive Probleme hat, sich Torchancen herauszuspielen. Und deshalb habe ich den Jungs auch gesagt: Wenn es uns gelingt, ihnen den Spaß am Fußball zu nehmen und wenn wir gut gegen den Ball arbeiten, dann wird es für Bramfeld schwer, gegen uns Tore zu machen. Und mein Eindruck war: Umso länger das Spiel dauerte, desto mehr kam bei den Jungs auch das Verständnis, dass es tatsächlich funktioniert. Am Ende bekommst du dann aber doch noch zwei Gegentore und sagst dir: Schade, es hat doch nicht so ganz hingehauen.“

"Die Mannschaftssitzung hat keine zwei Minuten gedauert"

Großartig heißmachen musste Roggensack seine Elf nicht. Stattdessen reichten „fünf kurze Sätze“, um sein Team auf den Gegner vorzubereiten. „Ich fühle mich gerade komplett bestätigt. Denn ich habe eine Mannschaftssitzung gehalten, die keine zwei Minuten gedauert hat, weil man in den Augen der Jungs gesehen hat, dass sie Bock haben und dass sie sich voll reinschmeißen wollen. Ich musste niemanden kitzeln“, so Roggensack, der über die Vorstellung seiner Equipe „überhaupt nicht überrascht“ war. „Ich finde es nur schade, dass wir uns nicht selbst belohnt haben.“ Am Ende des Tages konnten beide Seiten das Positive aus dem Spiel ziehen. Glashütte durfte sich über eine starke Leistung freuen, Bramfeld über das Weiterkommen. Nun wartet aus der Parallel-Staffel der SV Eidelstedt auf den Hansa-Ligisten. Schulz‘ abschließendes Fazit: „Jetzt haben wir ein Heimspiel und sollten wir das erfolgreich bestreiten, können wir im Pokal überwintern. Wer hätte das gedacht?!“

Autor: Dennis Kormanjos