Oberliga
„Bisher habe ich immer von der Tribüne aus zugeschaut - jetzt will ich es selbst erleben!“
Trägt künftig das Trikot der Liga-Mannschaft von BU - und ist stolz darüber: Jonas Wesemann, der aus der "Zweiten" hochgezogen wird. Foto: privat
Mit seinen Qualitäten als "Abräumer" soll Wesemann (re.) Platz für andere Spieler im Zentrum schaffen. Foto: Both
„Ich muss da ein bisschen ausholen“, beginnt der „Blondschopf“ die Konversation – und erklärt dann, dass er im Jahr 2015 in Göttingen studiert und dort an der Uni-Liga teilgenommen habe. „Mein bester Freund und ich wurden damals angesprochen, ob wir nicht bei Landolfshausen spielen möchten.“ Ein Verein, der in der Landesliga Braunschweig zu Hause ist. „Wir haben auch das eine oder andere Mal mittrainiert und ein Testspiel mitgemacht, mehr aber auch nicht“, klärt Wesemann auf – und führt aus: „Angemeldet waren wir weiterhin bei unserem Heimatverein SpVg Beckum.“ Beim Club aus dem Kreis Warendorf habe er „mit Freunden und Bekannten aus einer Schnapsidee heraus eine Dritte Mannschaft gegründet und in der Kreisliga C gekickt“. Da er zu jener Phase seines Lebens ohnehin nur alle zwei Wochenenden mal daheim war, konnte Wesemann diese Zeit nutzen, „um mit Freunden zu kicken und danach ein leckeres Bierchen zu trinken“, wie er mit einem Augenzwinkern zu Protokoll gibt.
"Bevor man ganz aufhört, spielt man lieber mit Freunden"
Als er Ende 2016 nach Hamburg zog, suchte er in der Hansestadt nach einem Verein, „bei dem ich mich ein bisschen fit halten konnte“. Und so kam der HSV Barmbek-Uhlenhorst II ins Spiel. „Ich konnte dort mittrainieren, bin zunächst aber das eine oder andere Wochenende noch in die Heimat gefahren und habe dort weiter gegen den Ball getreten.“ Erst im Sommer 2018 wechselte Wesemann, der sowohl in der Jugend bei Westfalia Rhynen als auch im ersten Herrenjahr bei der SpVg Beckum in der Landesliga aktiv war, aus der Kreisliga in NRW zu BU II. „Dass ich Kreisliga gespielt habe, lag vor allem daran, da ich keine Zeit mehr für wirklichen Leistungssport hatte. Und bevor man ganz aufhört zu kicken, spielt man lieber mit den besten Freunden in einer Spaß-Liga, wo es um nicht viel geht.“
"Mir ist bewusst, dass Jan diese Attribute schätzt"
Bei BU II entwickelte sich Wesemann schnell zu einer wichtigen Säule innerhalb der Mannschaft und schaffte mit dem Verein den erstmaligen Aufstieg in die Landesliga. Nun aber geht es für ihn gleich noch eine Etage höher, was ihn zunächst auch „total überrascht“ habe, wie er gesteht. „Nachdem uns Jan (Haimerl; Anm. d. Red.) informiert hatte, dass er zur kommenden Saison die Liga übernimmt, habe ich ihm gratuliert und viel Erfolg gewünscht. Daraufhin hat er mich angerufen und gefragt, ob es für mich in Frage kommen würde, mit in die Liga-Mannschaft ‚aufzusteigen‘.“ Eine Situation, in der er „nicht wirklich lange gezögert“ habe, wie er verrät, „da man diese Chance wohl nicht jeden Tag bekommt“. Nichtsdestotrotz zeigte er sich insofern überrascht, „da ich jetzt nicht die Tormaschine, der beste Dribbler oder Ähnliches bin“. Doch Haimerl schätzt die Qualitäten Wesemann, der auf dem Platz eher mit seiner „Laufstärke und Verbissenheit“ auffalle. „Mir ist bewusst, dass Jan diese Attribute auch schätzt.“ Aber, so gesteht er ganz offen: „Ich hätte nicht gedacht, dass er diese auch für seinen Oberliga-Kader braucht. Das freut mich natürlich umso mehr!“
"BU hat eine Wahnsinns-Tradition - deswegen kann ich nur stolz sein"
Wesemann (li.) gesteht ganz offen, dass er nicht gedacht hätte, dass Haimerl seine Qualitäten für die Oberliga braucht, freut sich deshalb aber umso mehr. Foto: Bode
Respekt habe er vor jeder neuen Aufgabe, sagt Wesemann, der sich auf die neue Herausforderung in der Oberliga freut. „In der Vorbereitung durfte ich ja schon das eine oder andere Vorbereitungsspiel bei der Liga mitmachen und habe schnell gemerkt, dass es ein anderer Schnack ist, aber auch mega Bock gemacht hat! Natürlich hat man Respekt vor den Namen, die in dieser Liga eine Rolle spielen, aber da muss und werde ich erstmal meine ersten Eindrücke und Erfahrungen sammeln“, blickt der „Sechser“ bereits voraus – und betont: „Respekt zu haben ist immer gut, allerdings muss ich mich auch nicht verstecken.“ Dennoch sei es auch für ihn etwas Besonderes, künftig das Trikot eines solchen Vereins tragen zu dürfen: „BU macht einfach Spaß! Ich kann mich noch gut an unser Heimspiel in der Bezirksliga gegen Falke erinnern, wo Fans, die eigentlich die Liga supporten, zum Zuschauen kamen und uns angefeuert haben. Der Zusammenhalt ist einfach mega! Und klar hat BU eine Wahnsinns-Tradition, deswegen kann ich nur stolz darüber sein, das Trikot am Freitagabend vor über 500 oder 600 Zuschauern tragen zu dürfen!“
"Mit meiner Verbissenheit und meinen Dauerläufen kann ich was bewirken"
"Er läuft, ackert und macht die Drecksarbeit", so Haimerl über Wesemann (li.), den er aus der eigenen Zweiten befördert hat. Foto: Both
Bei Jonas Wesemann schwingt eine Menge Demut mit. Eine Eigenschaft, mit der er sich in der für ihn neuen Liga und neuen Truppe möglichst schnell zurechtfinden will: „Ich sehe es genauso, wie es Jan bereits gesagt hat: Ich denke nicht, dass ich die Mannschaft direkt besser machen kann, sondern eher, dass ich mir von den vielen erfahrenen Spielern noch einige Dinge abgucken kann.“ Trotz dessen geht er mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen an die neue Aufgabe heran und sieht seine Mission vor allem darin, „dass ich in unserem Mittelfeld ‚aufräume‘ und damit Platz für andere Spieler schaffe, die das Spiel lenken sollen. Mit meiner Verbissenheit und meinen ‚Dauerläufen‘, wie mich Jan bei meiner damaligen BU II-Vorstellung betitelt hat, kann ich schon das eine oder andere bewirken“, ist er sich sicher.
„Es ist echt eine Chance, die mir geboten wird – und die ich versuchen werde, zu nutzen!“
Sein Persönliches Ziel: „Fuß zu fassen in der Mannschaft und in der Liga.“ Er möchte Erfahrungen sammeln, „um zu wissen, was Oberliga-Fußball heißt und bedeutet. Bisher habe ich immer von der Tribüne aus zugeschaut. Jetzt will ich selbst erleben, wie sich sowas auf dem Platz anfühlt!“ Zudem ist Wesemann bewusst: „Es ist echt eine Chance, die mir geboten wird – und die ich versuchen werde, zu nutzen!“ Er habe „Bock auf eine geile Mannschaft, die auch mal länger zusammen in der Kabine sitzt – denn dann macht das Fußball spielen auch zusammen richtig Spaß.“ Er sei kein großer Fan davon, einen Tabellenplatz als Ziel auszugeben – zumal er „das aktuell einfach noch gar nicht einschätzen kann“, so Wesemann abschließend.