Beyer-Fluch endet – Kosova dreht in Halbzeit zwei auf!

„Ich verstehe nicht, wie man so locker spielen kann!"

02. April 2016, 00:18 Uhr

Beide Teams starteten motiviert in die Partie. Foto: Mathias Merk

Bei bestem Wetter empfing der Barsbütteler SV den Klub Kosova auf heimischem Kunstrasen und spielte die erste Hälfte der 90 Minuten gut mit. Doch „eine Halbzeit reicht eben nicht“, wie BSV-Trainer Aydin Taneli nach der 1:3 Niederlage zu seinen Akteuren im Mannschaftkreis sagte. Torlos ging es in die Pause, aus der die Kicker des Klub Kosova mit mächtig Schwung zurückkamen und erst so richtig loslegten, sodass sie ihrem Gegner den fünften sieglosen Abend in Folge bescherten!

Kosova-Trainer Thorsten Beyer fand die Leistung seiner Spieler erst in der zweiten Hälfte imponierend. Foto: Mathias Merk

In der ersten Halbzeit gab es zwar keine Treffer zu bestaunen, dennoch sahen die 78 Zuschauer einen recht offenen Schlagabtausch. Das Spiel gestalteten die Akteure beider Teams von der ersten Minute an recht schnell und kreierten hüben wie drüben ihre Torgelegenheiten. Auf Seiten der Barsbütteler stand mit Marco Reksidler zudem ein Keeper im Tor, der gleich mehrfach glänzend parierte und seine Mannschaft im Spiel hielt. Allerdings gab es in der Anfangsphase einen Aufreger, weshalb BSV-Coach Taneli sich auch weit nach dem Spiel noch nicht beruhigen konnte, da er sein Team in dieser Situation, als Patrick Smereka im Strafraum einen Schuss von Mücahid Kirdi abblockte, klar benachteiligt sah: „Den Elfmeter hätten wir verdient gehabt. Der Spieler geht klar mit einer heraus gestreckten Hand zum Ball. Den hätten wir kriegen müssen! Ich persönlich habe in dieser Saison das Gefühl, dass viel gegen uns gepfiffen wurde. Ich kann es mir nicht erklären, warum das so ist.“ Seine Schützlinge waren „in den ersten zehn Minuten noch ein bisschen ängstlich“, wie Taneli selbst umschrieb, fanden nach dieser Anfangsphase allerdings immer besser ins Spiel.

Für Kosova kam vor allem immer wieder Smereka zu seinen Gelegenheiten kam (13., 25., 29.), die er allerdings nicht im Gehäuse unterbrachte. Klub-Trainer Thorsten Beyer: „Mit unserer ersten Halbzeit war ich nicht zufrieden. Unsere herausgespielten Torchancen hätten wir machen müssen!“ Doch auch die Hausherren kamen zu ihren Chancen, die sie ebenso liegen ließen. Gerade zum Ende der ersten 45 Minuten waren es Ilir Aliu (41.), Youcef Madadi  (43.) und Erdinc Örün (44.), die es nicht schafften, die Kugel in den Maschen rotieren zu lassen. Örün hatte dabei noch die größte Chance, aber seinen Kopfball in den linken Winkel fischte Keeper Sebastian Menzel mit einer super Parade aus dem Eck und verhinderte dadurch den Rückstand seiner Mannschaft.

„Ich verstehe nicht, wie man so locker spielen kann!"

Patrick Smereka glänzte nicht nur mit seinem Tor und einem Assist. Foto: noveski.com

Als Schiedsrichter Mike Franke die zweite Halbzeit anpfiff, starteten die Gäste plötzlich ein Offensivfeuerwerk. Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel gab es schon die erste große Doppelchance, aber erst scheiterte Agonis Krasniqi an Torwart Reksidler und im Nachgang schoss Smereka den Ball nur knapp am Pfosten vorbei. Doch kurz darauf klingelte es das erste Mal im Kasten des BSV: Smerekas Schussversuch wurde von der Defensive abgewehrt und der Ball flog im hohen Bogen in die Höhe. Visar Galica erkannte die Möglichkeit, positionierte sich zehn Meter vor dem Tor so, dass er die „Kerze“ volley nahm und zum 1:0 für den Favoriten vollstreckte (48.)! So ausgeglichen der erste Durchlauf auch war, umso dominanter spielten die Wilhelmsburger nach Wiederanpfiff.

Die Beyer/Brussolo-Elf spielte sehr schön anzusehenden Fußball, mit tollen Kombinationen und gekonnten Ballbehauptungen im Eins-gegen-Eins. Allein die Chancenverwertung war weiterhin nicht wirklich das Wahre. Doch Beyer war nun sehr angetan vom Auftreten seiner Jungs: „Die Anfangsphase nach der Pause fand ich sehr imponierend. Spielerisch und auch von dem, was wir gelaufen sind. Das war richtig gut!“ Sein Trainerkollege haderte hingegen: „Ich verstehe nicht, wie man so locker spielen kann. Die Körpersprache muss da einfach anders aussehen!“ Daher dauerte es auch nur bis zur 63. Minute, bis er den nächsten Gegentreffer mit ansehen musste, als Krasniqi von links in den Sechzehner mit dem Ball eindrang und auf das Gehäuse zimmerte. Der starke Torwart Reksidler konnte den Ball nicht festhalten, sondern klatschte ihn lediglich zur Seite ab, wo Muhamet Hodolli angelaufen kam und die Pille aus sieben Metern ins lange Eck zum 0:2 hämmerte!

„Das waren die ersten Tore für mich in Barsbüttel als Trainer"

Erst schoss Ramazan Sütcü den Anschlusstreffer und flog später mit Gelb-Rot vom Platz. Foto: noveski.com

Die Gemüter des zurückliegenden Teams aus Barsbüttel erhitzten sich und oftmals suchten die Akteure den Schuldigen im Schiedsrichter. Dieser ließ sich das aber nicht gefallen und schickte wegen zu großer Beschwerden Nico Sandig mit der Ampelkarte vom Platz (69.)! So lagen die Stormarner nicht nur mit zwei Toren zurück, sondern waren zudem auch noch numerisch dezimiert. Als wenn das nicht schon genug wäre, kassierten sie sechs Minuten später auch noch den dritten Gegentreffer. Smereka war hellwach und unterlief einen Pass in den Reihen der Gastgeber, lieferte sich mit Reksidler auf engstem Raum einen kleinen Zweikampf um den Ball, gewann diesen und drückte das Spielgerät zum 3:0 aus Sicht der Wilhelmsburger über die Linie (75.)!

Auch wenn fortan die Meinung entstand, dass das Heimteam sich aufgab, passierte genau das Gegenteil: In Unterzahl und mit einem sehr hohen Rückstand kamen die Rot-Weißen sogar zu ihrem Anschlusstreffer. Der kurz vorher eingewechselte Tim Bischoff schlug eine Flanke aus dem eigenen Halbfeld kurz vor den gegnerischen Sechzehner in den Lauf von Ramazan Sütcü. Der Mannschaftskapitän holte den Ball gut runter, sprintete auf Menzel zu und markierte mit einem satten Schuss das 1:3 (81.)! Nur half dies dem BSV nicht mehr weiter, da der Klub sein Pensum locker runterspulte. Eben noch mit seinem Treffer der Hoffnungsschimmer in Reihen des BSV, kassierte Sütcü kurz vor dem Abpfiff, wie vorher schon sein Mannschaftskamerad, die Gelb-Rote Karte, als er unsanft in Menzel hinein rutschte (89.)! Beyer brach mit dem Sieg seiner Mannen zudem einen ganz eigenen Bann: „Seitdem ich Trainer bin, konnte ich noch kein Tor hier auf dem Platz für mich verbuchen und heute sind es gleich drei“, freute sich der Übungsleiter der Gäste, der mit den eingefahrenen drei Punkten zumindest vorerst auf den zweiten Tabellenplatz vordrang.


Autor: Mathias Merk