Beurlaubter Ehm entschuldigt sich: „Es tut mir Leid – das ist mir rausgerutscht“

Trainer Sören Titze übernimmt vorerst Manager-Aufgaben bei „T05“

26. September 2017, 13:40 Uhr

Der beurlaubte Bert Ehm (li.) und Teutonia-Präsident Diddo Ramm (Mitte) bei der Pressekonferenz. Foto: Kormanjos

Nachdem der FC Teutonia 05 heute Morgen in einer Pressemitteilung die Beurlaubung von seinem Sportchef Bert Ehm bekanntgegeben hat, äußerten sich sowohl der Verein als auch Ehm heute Mittag im Rahmen einer extra einberufenen Pressekonferenz im Vereinsheim des Oberligisten an der Kreuzkirche noch einmal zu den Geschehnissen bei der Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel des FC Teutonia 05 bei der TuS Dassendorf, in deren Rahmen Ehm als Zuschauer die Worte „Sieg Heil“ nutzte. Ehm entschuldigte sich für seine Äußerungen. 

Im Anschluss an den offiziellen Teil der heutigen Pressekonferenz schilderte Bert Ehm noch einmal aus seiner Sicht die Geschehnisse: „Wir hatten sehr gute Laune, obwohl wir das Spiel verloren hatten. Jan Schönteich (Dassendorfs Sportchef, Anm. d. Red.) hat als Leiter der Pressekonferenz Sätze gesagt, mit denen er die Pressekonferenz beenden und die Anwesenden verabschieden wollte – und dann ist mir dieser Satz rausgerutscht. Mir tut das sehr leid. Das ist nicht mein Gedankengut. Da habe ich nichts mit am Hut“, erklärte der 70-Jährige, „ich war 35 Jahre Trainer, ein Drittel meiner Spieler waren in der Zeit Farbige. Ich hatte zu denen immer einen sehr guten Draht und habe jetzt noch Freunde unter ihnen. Es ist völlig abwegig, dass das mein Gedankengut ist.“

Ehm: „Die Beurlaubung ist in Ordnung, das muss ich akzeptieren“

"Ich hoffe, hier weiterzuarbeiten zu können", sagt Bert Ehm, der sich für seine verbale Äußerung auf der PK entschuldigte. Foto: KBS-Picture

Seine Beurlaubung durch den Verein sei „in Ordnung. Das muss ich akzeptieren und hoffe, dass es bei der Beurlaubung bleibt und ich hier weitermachen kann. Das würde ich gerne.“ Am heutigen Abend, so Ehm weiter, werde er auch noch einmal vor die Mannschaft treten und ihr gegenüber „das sagen, was ich auf der Pressekonferenz gesagt habe: Dass das passiert ist und dass es mir Leid tut, dass ich damit keinen treffen wollte und dass ich erst einmal beurlaubt bin.“ Für seinen Ruf, den er sich in den vergangenen Jahrzehnten in Hamburgs Amateurfußball erarbeitet habe, seien die Geschehnisse „sicher nicht positiv. Aber ich werde versuchen, dass durch ein bisschen mehr Zurückhaltung wiedergutzumachen“, konstatierte Ehm in dem Gespräch nach der Pressekonferenz.

Zu dieser hatte der FC Teutonia heute Mittag nach der Pressemitteilung vom Morgen geladen, so Präsident Diddo Ramm, um deutlich zu machen, „dass sich Teutonia 05 – auch gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Bundestagswahl – ganz klar von jedweder Form distanziert, die mit Wörtern spielt, die andere Menschen verunglimpfen oder Sachen zu Leben erwecken, die für uns in der deutschen Gesichte längst abgehandelt sind.“ Zudem sei es „sehr wichtig, dass die Personen, die angeklagt sind, auch eine Möglichkeit besitzen, dazu fair und ordentlich Stellung beziehen zu können, damit es nicht dabei bleibt, dass eine Aussage im Raum steht und nur ein Video-Dokument dazu existiert.“

Nach diesen einleitenden Worten Ramms erklärte Ehm offiziell: „Wer mich über Jahrzehnte kennt, der weiß, dass ich so ein Gedankengut wie den Nationalsozialismus überhaupt nicht bei mir trage. Ich habe mit etlichen anders-staatlichen Spielern zusammengearbeitet und bin mit ihnen befreundet. Ich möchte mich für den Satz entschuldigen. Beide Wörter sind mir rausgerutscht. Ich bin leider manchmal ein etwas impulsiver Typ, der Sätze sagt, die man so nicht sagen soll. Ich entschuldige mich bei Sponsoren, Vorstand, Spielern und allen, die das noch betrifft. Mehr kann ich nicht tun.“ Er habe, so Ehm, „das nicht so gemeint. Wer Kontakt zu Jan Schönteich hat, der kann ihn anrufen. Ich habe heute morgen mit ihm telefoniert und er hat mir gesagt: 'Es ist Schwachsinn, dass dir jemand in den Mund legt, dass du so ein Gedankengut hast'.“ Weder denke, noch wähle er so, sagte Ehm.

Ramm: „Bert ist jetzt beurlaubt – das reicht erstmal“

"Wir distanzieren uns als Verein auf Schärfste davon", so Präsident Diddo Ramm. Foto: KBS-Picture

„Bert würde hier nicht arbeiten, wenn er durch solche Worte vorweg schon aufgefallen wäre. Solche Worte sind in meiner Gegenwart nicht gefallen. Ich habe Bert als jemanden schätzen gelernt, der viel Fußballverstand hat. Er ist ein echter Hamburger Jung. Es verwunderte mich extrem, als ich das gehört habe, weil ich ihn nicht so kenne“, erklärte Präsident Diddo Ramm, der erst am Montagabend durch einen Post auf der Facebook-Seite der FussiFreunde vom Geschehen am Freitagabend Kenntnis erlangte. „Viele Personen, von denen Bert sprach, haben mir mitgeteilt, dass sie Bert nicht in die Richtung einschätzen, in die der Kommentar ging. Alle diese Leute haben mir einhellig gesagt, dass Bert eine zweite Chance verdient. Wir distanzieren uns als Verein auf Schärfste. Solche Bemerkungen dürfen nicht vorkommen, wir wollen sowas bei uns nich sehen oder hören.“

Vorerst habe der Verein, so Ramm, „unseren Trainer Sören Titze beauftragt, in der Übergangsphase die Tätigkeiten von Bert zu erledigen. Die technischen Aufgaben wird Nico Sorgenfrey als Technischer Leiter übernehmen. Bert ist jetzt beurlaubt – das reicht erstmal. Wir werden sachlich mit allen Vorstandsmitgliedern die Vor- und Nachteile besprechen, wenn sie wieder in Hamburg sind. Das soll am Freitag passieren. Wir haben kein Zeitfenster, von dem wir sagen, in dem müssen wir das regeln. Bert hat uns erst einmal seine Sicht der Dinge erklärt, das wird er auch noch einmal den anderen im Vorstand sagen, dann werden wir zu einer Entscheidung kommen.“ Ehm selbst erklärte, er werde im Zeitraum seiner Beurlaubung „natürlich zu den Spielen kommen.“ Dabei aber werde Ehm, so Ramm, „nicht auf der Bank sitzen oder in verantwortlicher Position für Teutonia 05 sprechen.“

Jan Knötzsch/Dennis Kormanjos