Bethke: „Ich brauche keine Söldner!“

Pinneberg II-Neucoach gewährt tiefen Einblick in seine Arbeit

11. Dezember 2015, 07:38 Uhr

Der Anfang ist gemacht. Bei Pinneberg II hofft man nach dem Punktgewinn in Osdorf auf die Wende zum Guten. Foto: Claus Bergmann

Mit einem spektakulären 4:4 beim Titelanwärter TuS Osdorf ist die neue Mission von Patrick Bethke überaus erfolgreich angelaufen. Am vergangenen Sonntagabend verkündete der VfL Pinneberg II in einer Pressemitteilung, dass Bethke die Nachfolge von Patrick Funk, der aus eigenen Stücken die Reißleine zog, beim abstiegsgefährdeten Hammonia-Ligisten antreten wird. Die Meldung kam auch deshalb ein wenig überraschend daher, da der 29-Jährige noch am Freitagabend beim überraschenden 4:0-Erfolg von TBS Pinneberg beim HSV III als Interimsgespann an der Seite von Bülent Dobrucali fungierte.

Doch nun erzählt Bethke: „Ich war richtig heiß auf die Mannschaft – schon bevor ich bei TBS auf der Bank Platz genommen habe.“ Den ersten Kontakt gab es bereits vor rund drei Wochen. „Leider hat es zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklappt, weil der Herr Funk und ich unterschiedlicher Meinung waren. Umso glücklicher bin ich, dass es jetzt zustande gekommen ist.“ Dass Bethke schlussendlich nicht der „Neue“ auf der Kommandobrücke des Lokal-Nachbarn wurde kam, erklärt er wie folgt. „Offenbar war man dort nicht davon überzeugt, dass ich die Mannschaft weiterbringe. Ich bin seinerzeit ja nur wegen Bernhard Schwarz zu TBS Pinneberg gegangen, da ich mit ihm bereits in Sparrieshoop erfolgreich zusammengearbeitet habe. Damals habe ich in meinem ersten Herrenjahr die zweite Mannschaft von Grund auf neu aufgebaut.“

Der ehemalige Kicker des SSV Rantzau ist noch ohne Trainerschein, möchte aber im nächsten Jahr die „C-Lizenz erwerben“, wie er sagt. Mit der Trainertätigkeit in Pinneberg geht für ihn ein Wunsch in Erfüllung. „Ich bin stolz, diese junge und disziplinierte Truppe trainieren zu dürfen – und bin dem VfL dankbar für diese Chance.“ Doch wie kam es überhaupt zu diesem Engagement? „Nachdem Herr Funk sein Amt niedergelegt hat, kamen von den Jungs bereits erste Signale, dass sie mit mir zusammenarbeiten wollen. Da bei TBS zu dieser Zeit auch nicht alles rund lief und der VfL von vornherein meine erste Station im höheren Herrenbereich sein sollte, habe ich ihnen auch gesagt: sollte der Verein auf mich zukommen, bin ich gesprächsbereit. Egal, wo die Jungs stehen, ich sehe ganz viel Potenzial in diesen Jungs und bin froh, sie trainieren zu dürfen!“ Die Entscheidung, dass Bethke den VfL II übernimmt, fiel am Sonntag vor dem Harksheide-Spiel (0:4). „Mir war klar, dass die Jungs Fußball spielen können, nur die eine oder andere Streicheleinheit brauchen. Jetzt fangen wir komplett bei null an. Und wenn wir Woche für Woche hart arbeiten, dann bin ich davon überzeugt, dass wir uns auch retten.“

„Bin ein positiver Mensch, lasse keine negativen Gedanken zu“

Hier noch als Spieler des SSV Rantzau aktiv: Pinneberg II-Neucoach Patrick Bethke (r.). Archivbild: KBS-Picture.de

Besonders die Darbietung bei Topteam Osdorf hat den neuen Übungsleiter „vom Hocker gehauen“, wie er sagt. „Was die Jungs hier gegen ein Spitzenteam und einen Oberligaanwärter abgeliefert haben, waren mehr als 120 Prozent!“ Zunächst einmal möchte man sich „in die Winterpause retten“, um sich dann mit neuem Schwung der Herausforderung Klassenkampf zu stellen. „Ich bin ein sehr positiver Mensch, will überhaupt nicht negativ denken. Negativ ist der Tabellenstand, und ich weiß gar nicht, ob uns dieser Punkt in der Tabelle hilft. Für die Seele tut er das aber in jedem Fall. Mal gucken, wo die Reise hingehen wird.“ Mit ganz einfachen Mitteln, die aber doch so schwer sein können, hat Bethke versucht, die Köpfe bei seinen Schützlingen frei zu kriegen. „In einer Trainingseinheit, die wir am Montag hatten, kannst du nicht viel einüben. Ich hätte ihnen auch auf der Taktiktafel ein paar Dinge aufzeigen können, aber das bringt überhaupt nichts, weil sie dann mit dem Kopf nur am Überlegen sind, was sie eventuell falsch machen. Sie sollten locker aufspielen, deshalb habe ich versucht, die mentale Ebene zu steuern.“ Für die Rückrunde suche er noch nach „jungen, hungrigen Spielern, die sich weiterentwickeln möchten und die Möglichkeit haben wollen, Oberliga und Landesliga zu spielen“, so Bethke. „Ich werde auch verstärkt auf Spieler aus unserer A-Jugend bauen – da stehen nun erste Gespräche an.“

Der Coach hat nämlich eine klare Haltung, mit der er auch nicht hinterm Berg hält. „Ich brauche keine Söldner, sondern Jungs, die sich fürs Team den Arsch aufreißen! Wenn man sieht, was diese Jungs nach so vielen Nackenschlägen reißen können, dann bin ich mal gespannt, wozu sie imstande sind, wenn wir erstmal vernünftig trainieren.“ Lediglich 14 Mann sind aus den letzten Wochen und Monaten über geblieben. „Die Erste und die Dritte unterstützen uns nach Leibeskräften, aber davon will ich künftig wegkommen. Denn ich bin der Meinung, dass eine Zweite eigentlich dafür zuständig sein sollte, die Liga-Mannschaft zu unterstützen und nicht andersherum.“ Doch zunächst einmal steht der Liga-Erhalt im Vordergrund. „Der ist von elementarer Bedeutung!“