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Berne feiert späten Derbysieg: „Kommt ran hier und hört euch das an!“

Condor kassiert nach schwacher Leistung die zweite Pleite

08. September 2019, 20:58 Uhr

Die „Berner Boys“ bejubeln das 2:1 von Benjamin Kuschma (re.) und am Ende auch den Derbysieg beim SC Condor. Foto: Olaf Both

Es hatte sich nicht gerade angebahnt. Umso größer war die Freude bei den Akteuren des SC Condor, als Edmund Saß mit seinem abgefälschten Schuss – nach Ablage von Kayahan Demirtag – soeben das 2:2 erzielt und seine „Raubvögel“ im Derby gegen den TuS Berne fünf Minuten vor Ultimo endlich wachgeküsst hatte. So dachte man zumindest. Doch die Glücksgefühle waren offenbar so überschwänglich, dass sie prompt in die nächste Unkonzentriertheit umschlugen – und zwar bei Jamal Logemann, der erst einen haarsträubenden Fehlpass spielte und dann seine rechte Defensivseite komplett offen ließ. Die Folge: Das 2:3 und der Derbysieg für den TuS Berne!

Die feine Klinge spielten Terje Scheffel (2. v. li.) und seine Condoraner nur in der Anfangsphase. Foto: Olaf Both

Der Frust saß tief. So sehr, dass sich Darwin Streubier, der in der Nachspielzeit noch das 3:3 vergab (90. +1), unmittelbar nach Spielende vor der Bank des SCC auf den Hosenboden begab und von seinen Teamkollegen forderte: „Kommt ran hier und hört euch das an. Auf unserem Platz!“ Gemeint war damit der Jubelkreis der Gäste, die ein lautstarkes „Derbysieger“ anstimmten und sich mit dem dritten Saisonsieg ein wenig Luft verschafften. Ganz im Gegensatz zum SC Condor. Zwar musste Trainer Ralph Kainzberger neben den beiden einzig verbliebenen Akteuren aus der Vorsaison, Keeper Maximilian Richter (krankheitsbedingt) und Dennis Facklam (Urlaub), unter anderem auch auf Francisco Javier Bacabo Ebongo und Luis Honig, der gegen seinen Ex-Club, für den er letzte Saison 20 Treffer erzielte, besonders heiß gewesen wäre, verzichten. Eine Entschuldigung für den nach der 1:0-Führung durch Terje Scheffel, der gegen seine alten Teamkameraden einen Freistoß am nicht gut aussehenden Jan Mehlhorn vorbei in die Maschen zirkelte (10.), über weite Strecken leblosen Auftritt dürften die Ausfälle aber nicht sein. Zumal es den Gästen nicht viel besser erging.

Kuschma bestraft Condor-Passivität

Staubtrocken schweißt Kuschma (re.) zum 2:1 für den TuS ein. Foto: Olaf Both

Top-Torjäger Seyyid Ali Hocine musste kurz nach seinem verwandelten Foulelfmeter zum 1:1-Ausgleich (32.) – zuvor war der Ellbogen von Pelle Müller gegen Abdelkarim El Aidi im Spiel – verletzungsbedingt ausgewechselt werden (38.). Der für Hocine in die Partie gekommene und vor dieser Spielzeit reaktivierte Benjamin Kuschma war es, der unmittelbar nach der Pause einen mustergültig vorgetragenen Konter über Burak Batbayli und den unheimlich emsigen El Aidi nahezu ohne Bedrängnis zum 2:1 für den TuS abschloss (50.). Bei Condor fehlte in der Folge ein „Leader“ auf dem Platz. Einer, der auch mal den Mund aufmacht und vorweg marschiert. Stattdessen reihten sich – unter den Augen von Ex-Coach Florian Neumann – Fehler an Fehler. Dennoch gelang der eingangs bereits erwähnte Ausgleich kurz vor Schluss. Der Startschuss zur Aufholjagd sollte es aber nicht werden. Im Gegenteil.

Theis sorgt für Berner Derby-Punch

Aus spitzem Winkel trifft Marco Theis (Mi.) zum siegbringenden 3:2 für seine Berner. Foto: Olaf Both

Nach Logemanns Missgeschick bediente Kai Surek seinen „Capitano“ Marco Theis. Dieser drang in den Sechzehner ein, verzögerte den Abschluss mehrfach und ließ Richter-Ersatz Patrick Dinter schließlich ganz schlecht aussehen. Aus unheimlich spitzem Winkel jagte er die Kugel in die kurze Ecke und sorgte für ekstatischen Jubel bei seinen „Berner Boys“ (87.)! Während die Farmsener nach 13 von 15 möglichen Punkten aus den ersten fünf Spielen nun die zweite Niederlage in Folge hinnehmen mussten. Das 0:7 gegen Lohbrügge hatte es bereits in sich – doch so eine Derby-Niederlage schmerzt umso mehr…

Autor: Dennis Kormanjos