Regionalliga Nord

Bergmann: „Dieser Weg ist am Ende auch alternativlos“

13. August 2021, 17:23 Uhr

Seit etwas über einem Jahr gibt der Bundesliga-erfahrene Andreas Bergmann (li.) die Richtung beim AFC vor. Foto: noveski.com

Seit gut einem Jahr ist Andreas Bergmann nun schon der starke Mann auf der Kommandobrücke von Altona 93. In dieser Zeit konnte der einstige Bundesliga-Trainer aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie allerdings nur sieben (!) Regionalligaspiele mit dem AFC bestreiten. „Wir haben ja gar nicht die Chance gehabt, uns zu entwickeln“, lässt er das vergangene Jahr Revue passieren. Wenngleich sein Team in jenen Partien gerade mal drei Punkte davontrug, befindet der 62-Jährige: „Wir sind immer weiter gewachsen und ich finde, die Jungs haben es dort schon relativ gut gemacht.“ Einzig der Ertrag blieb aus – aber: „Es waren gute Spiele und vor allem einige knappe Ergebnisse dabei.“

An Bergmanns Seite: Sportchef Richard Golz (re.). Gemeinsam will man den AFC in der Regionalliga etablieren. Foto: noveski.com

Deshalb ist die Hoffnung bei Bergmann vor dem Auftakt der Saison 2021/22 und dem ersten Auftritt am kommenden Sonntag bei Holstein Kiel II (14 Uhr), „dass wir uns im Vergleich zu diesen Spielen etwas mehr belohnen und das, was wir auf dem Platz schon zeigen, auch in Ergebnisse ummünzen“, erklärt er uns. Fakt ist aber auch: Im Vergleich zur vorangegangenen Spielzeit ist der Kader des Hamburger Traditionsclubs noch einmal deutlich jünger geworden. Mit André Wallenborn (Alemannia Aachen) wurde nur ein gestandener Herren-Spieler verpflichtet. Auch Keeper Jasin Jashari, der zum Start gleich auf seinen Ex-Verein trifft, bringt bereits etwas Erfahrung mit. Ansonsten wurde der Kader ausschließlich mit Spielern aus der A-Jugend – vorrangig vom ETV – verstärkt. Es seien „viele spannende Spieler“ dabei, so Bergmann. Doch der Weg birgt auch ein gewisses Risiko.

"In einer Situation, wo wir wirtschaftlich keine großen Luftsprünge machen können"

Bergmann (Mi.) will beim AFC auch künftig junge Spieler fördern und ausbilden. Foto: noveski.com

Gewollt oder doch eher aus der Not heraus geboren? „Ein bisschen von beidem“, entgegnet der erfahrene Übungsleiter, fügt aber postwendend an: „Es ist nicht nur die Not aus der Wirtschaftlichkeit heraus, sondern wir haben ja von Anfang an, als wir hier angetreten sind, gesagt, dass wir ausbilden wollen und Jungs, die bei den anderen beiden großen Clubs nicht die Möglichkeit bekommen oder aus der Förderung raus mussten, die Möglichkeit geben wollen, Gas zu geben“, setzt man auf ein gutes Scouting-Auge und die Arbeit der Profi-erfahrenen Bergmann und Sportchef Richard Golz. 


„Es macht auch viel Spaß“, betont der Chefcoach. „Und es ist ja nicht so, dass wir nicht auch ein, zwei ältere Jungs dabei haben.“ Hinzu kommen Spieler wie Dennis Rosin, „die viel Verantwortung übernehmen. Es ist also schon auch gewollt, dass wir ausbilden wollen, aber natürlich sind wir auch wirtschaftlich in einer Situation, wo wir keine großen Luftsprünge machen können.“

"Auch das ist schon ein Zeichen"

Zudem habe man in der Vorbereitung auch Akteuren aus der eigenen „Zweiten“, die in der Bezirksliga kickt, die Chance gegeben, sich zu beweisen und zu zeigen. „Auch das ist schon ein gewisses Zeichen, einen Stempel aufzudrücken, dass wir in eine Ausbildung wollen“, konstatiert Bergmann. Und wenn jemand prädestiniert für diese Aufgabe ist, dann sicherlich der einstige Trainer von Hannover 96 oder auch dem VfL Bochum – denn: „Ich habe viel Erfahrung, weil ich auf beiden Ebenen tätig war“, spricht er auf seine Zeit im Profi-, aber auch im U23- und NLZ-Bereich an. „Dadurch habe ich viele Jungs gesehen, die den Schritt tatsächlich geschafft haben.“

"Da hinkommen, dass wir in der Regionalliga etwas gesetzter sind"

Der eingeschlagene Weg sei "am Ende auch alternativlos", betont AFC-Coach Bergmann. Foto: noveski.com

Bergmanns Erfahrungsschatz soll für den AFC Gold wert sein. Nichtsdestotrotz macht er auch keinen Hehl daraus, dass der eingeschlagene Weg mit jungen Leuten „am Ende auch alternativlos“ sei, ehe er erklärend ausführt: „Wenn man die Möglichkeiten nicht hat, dann kann man nur auf junge, hungrige Spieler, die sich weiterentwickeln wollen, setzen – und hoffen, dass sie dann vielleicht solch eine Leistung zeigen, die man sich wirtschaftlich nicht ‚erkaufen’ kann. Diesen Weg muss man einfach gehen. Nur so kann man auch wachsen und stabiler werden.“

Apropos „stabiler werden“. Genau darum gehe es ihm, „dass sich diese Mannschaft so findet, dass sie konkurrenzfähig ist in der Regionalliga“, so Bergmann, der damit sicher auch darauf anspricht, dass der AFC in den vergangenen beiden Spielzeiten auch von den Abbrüchen profitierte. „Wir müssen Langfristiger denken. Denn wir haben ja viele Jungs dabei, die vielleicht noch einen guten Weg gehen werden“, verspricht er sich eine gute Entwicklung von seinen Jungspunden – und erklärt abschließend: „Von daher ist die Zielsetzung einerseits, die Jungs und dadurch auch die Mannschaft besser zu machen – und andererseits irgendwie da hinzukommen, dass wir in der Regionalliga etwas gesetzter sind.“

Autor: Dennis Kormanjos