Barthel: „Dieses Oberliga-Gequatsche geht mir auf den Sack!“

HR-Coach kritisiert Einstellung seiner Mannschaft

20. Februar 2018, 09:44 Uhr

Nimmt seine Spieler vor dem Rückrundenauftakt in die Pflicht: HR-Coach Heiko Barthel. Foto: KBS-Picture

Drei Testspiele, drei Niederlagen – und vor allem die Art und Weise bei zwei jener Vergleiche ließ HR-Coach Heiko Barthel nach dem 0:3 gegen Bramfeld wüten: „So haben wir uns ja schon im ersten Testspiel in Nienstedten präsentiert“, ärgerte er sich nach dem komplett uninspirierten Auftritt seiner Schützlinge und sprach damit auf das 1:5 gegen den klassentieferen Bezirksliga-Spitzenreiter an. „Man sollte nicht glauben, dass das unser Matchplan war oder das irgendwas von dem zu sehen war, was wir versucht haben, uns in den letzten Einheiten zu erarbeiten. Das war gar nichts und hatte mit Fußballspielen nichts zu tun“, wütete er.

In der Landesliga Hammonia geht es äußerst eng zu. Die ersten vier Teams der Tabelle sind lediglich durch fünf Punkte getrennt – wobei die vierplatzierte SV Halstenbek-Rellingen noch zwei Spiele mehr in der Hinterhand hat als Primus HEBC und virtuell, zwei Siege vorausgesetzt, sogar das Feld anführen könnte. Doch davon will Chefcoach Heiko Barthel mal gar nichts hören: „Dieses ganze Oberliga-Gequatsche geht mir total auf den Sack!“, so der Freund klarer Worte am vergangenen Samstag nach der ernüchternden Darbietung seiner Elf beim BSV, als man bereits nach 25 Minuten aussichtslos mit 0:3 im Hintertreffen lag. „Spieler aus der Zweiten Mannschaft hätten sich wenigstens reingehängt, sodass man zumindest mit einem positiven Gefühl aus dem Spiel hätte gehen können.“ Vielmehr meint Barthel: „Die Frage, ob wir in der Rückrunde nochmal oben ranrücken, braucht man gar nicht zu stellen. Nach diesem Spiel kann ich gar nichts sagen. Das einzige, was ich sagen kann: Einige Charaktere kamen heute mal wieder durch. Die werden jetzt Probleme haben, denn ich habe die Qual der Wahl und werde darauf keine Rücksicht mehr nehmen. Das mache ich nicht mehr mit!“

"Eine klare Charakterfrage"

Der Übungsleiter, der den Verein sensationell ins Pokalfinale führte, wo man dem Regionalligisten Eintracht Norderstedt sehr unglücklich und äußerst umstritten in der Schlussminute der Verlängerung mit 1:2 unterlag, bemängelt vor allem die Einstellung einiger Akteure und suchte gar nicht erst nach Ausflüchten, wie dem ungewohnten Untergrund auf Kunstrasen. „Das Problem ist ganz einfach, dass das ein ganz anderer Fußball ist, als das, was wir auf Naturrasen oder Grand spielen. Für alle Mannschaften, die zu uns kommen, ist das eine Riesen-Umstellung – und wir tun uns ganz einfach auf diesem Geläuf oft schwer. Der heutige Auftritt hat aber nichts mit dem Belag zu tun. Das lag eher an der Einstellung und war eine klare Charakterfrage – nichts anderes.“ Auch die suboptimalen Trainingsbedingungen wollte Barthel nicht gelten lassen. „Solange es draußen noch keine Minusgrade waren, sind wir auf dem Grand gewesen und haben improvisiert.“ Ansonsten habe man sich auf andere Plätze in der Umgebung „reingebettelt und reingekauft“, wie er sagt, „aber das geht ja vielen Mannschaften so. Unser Problem bei den Witterungen ist nur, dass wir dann wirklich gar nichts machen können. Abends irgendwo durch Halstenbek-Rellingen zu laufen, das ist für mich kein Training.“

"Es ist nie förderlich, nicht zu gewinnen"

"Die Jungs scheinen mehr Begeisterung für irgendwelche Laufübungen aufzubringen", so Barthel. Foto: KBS-Picture

Was Barthel umso mehr verwundert: „Das, was die Jungs im Training abliefern, sieht gut aus. Aber sobald es auf den Platz geht, ist das einfach viel zu wenig. Sie scheinen mehr Begeisterung für irgendwelche komischen Laufübungen aufzubringen. Was das Fußballspielen angeht, haben sie es scheinbar noch nicht verstanden, warum wir das eigentlich machen.“ Auf die Frage, ob er denn auch irgendetwas Positives aus den Auftritten ziehen könne, entgegnete er: „Wenn man in der Vorbereitung durch alles durchgeht, wie das Messer durch die warme Butter, dann kann am Anfang auch die Spannung fehlen. Aber Fakt ist ganz einfach, dass es nie förderlich ist, nicht zu gewinnen.“ Zumal HR an jenem Wochenende eigentlich schon das erste Ligaspiel vor der Brust gestanden hätte – und das gegen den direkten Konkurrenten Niendorf II. „Ich weiß gar nicht und will auch gar nicht wissen, wie das ausgegangen wäre, wenn wir hätten spielen müssen. Dann hätten wir ganz schön dicke Backen gemacht!“

"Man wird sich mit ein, zwei unangenehmen Gesprächen belasten dürfen"

Und so schließt der Feuerwehrmann vor dem ersten Punktspiel auch Konsequenzen nicht aus: „Da war bestimmt eine Handvoll Spieler – sollte es nächste Woche gegen Pinneberg wirklich losgehen –, bei denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie dann nicht im Kader sein werden. Von daher nehme ich es mal als positive Erkenntnis mit. Ich habe vor dem Spiel bereits klar gesagt: Mir sind Namen, irgendwelche Titel – oder was auch immer sie im Leben gerissen haben – scheißegal. Wir haben einen großen Kader und da werden sich jetzt einige umschauen. Dafür, dass wir – trotz der schlechten Wetterbedingungen – jedes Mal aufs Neue versuchen, alle zu bespaßen, zu bezirzen und die Vorbereitung, so schlimm sie zu dieser Jahreszeit auch sein kann, wenn man keinen Kunstrasen und keine Halle hat, so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, und dann kommen da nur irgendwelche Forderungen.“ Heißt im Umkehrschluss: „Da wird man sich demnächst mit ein, zwei unangenehmen Gesprächen belasten dürfen.“

Autor: Dennis Kormanjos