LOTTO-Pokal

Ball haben wollen und defensiv Meter fressen: „Wir haben uns das Lachen zurück ins Gesicht geholt“

Teutonia 05 feiert im LOTTO-Pokal souveränen 5:0-Erfolg beim FC Alsterbrüder

06. August 2019, 23:29 Uhr

Einmal abklatschen: Teutonias Kevin Krottke (re., hier mit Trainer Sören Titze) durfte nach seinem Treffer zum 3:0 vorzeitig runter. Foto: Knötzsch

Sören Titze hatte seine Ansprache im Teamkreis gerade beendet, da ergriff Dino Fazlic nach dem LOTTO-Pokalspiel des FC Teutonia 05 beim Nord-Bezirksligisten FC Alsterbrüder (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) das Wort. Der Kapitän des Oberligisten lobte im Anschluss an das Match vor allem eines: den Teamgeist der Teutonen. Und dann war da noch etwas, was Fazlic nicht unerwähnt lassen wollte: „Selbst 'Jorgo' hat getroffen...“, sagte der langhaarige Blondschopf im schwarzen Trikot im Kreise seiner Mitspieler, die loslachten. Alle – inklusive Georgios Cholevas, dem Mann, den sie beim Club von der Kreuzkirche „Jorgo“ nennen, selbst. Kurzum: Es war alles bestens bei „T05“ nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Benjamin Stello (SC Egenbüttel).

Ein Momentum, das man dem selbsternannten Oberliga-Titelkandidat nicht verwehren konnte. Wie auch? Schließlich hatte Teutonia soeben mit 5:0 beim FCA gewonnen und damit standesgemäß die Vierte Runde im Pokalwettbewerb der Saison 2019/2020 erreicht – jener Spielzeit also, in der es für die Teutonen zumindest in der Liga bislang alles andere als rund lief. Zwei Niederlagen kassierte die Titze-Elf dort, dem entgegen stehen nun immerhin drei Siege im LOTTO-Pokal. „Wir haben sicher noch ein paar Abstimmungsprobleme und einige Fehler im Aufbauspiel, aber die Frage ist, wie man reagiert. Die Mannschaft hat in der Kürze der Zeit, in der wir die Rückschläge aufarbeiten konnten, eine tolle Reaktion gezeigt. Ich hoffe, dass wir jetzt alle gesund durch die nächste Zeit bekommen, nachdem wir ja gerade erst wieder eine weitere Hiobsbotschaft bekommen haben“, blianzierte Coach Sören Titze.

Hitscher: „Das war für uns eine Lehrstunde, aber wir haben es trotzdem ordentlich gemacht“

Georgios Cholevas setzte mit dem 5:0 in der 90. Minute den Schlusspunkt für den Oberligisten. Foto: Knötzsch

Die Rede war dabei von Marlo Steinecke. Der Neuzugang, der in der Sommerpause vom Wedeler TSV an die „Kreuze“ wechselte, reiht sich in das so oder so schon umfangreiche Lazarett der Teutonen ein, nachdem er sich im Liga-Spiel gegen die TuS Dassendorf am Sonntag in der zweiten Hälfte einen Teilabriss im Innenband zugezogen hat. Ausfallzeit: vermutlich sechs Wochen. „Das ist bitter, aber immer noch besser, als wenn es ein Kreuzbandriss und sechs Monate Pause wären“, sagte Steinecke, der es sich trotz Verletzung nicht nehmen ließ, das Spiel seiner Teamkollegen zu verfolgen und dabei eine Teutonia-Elf sah, die über weite Strecken des Spiels Ball und Gegner so laufen ließ, wie sie wollte und in den richtigen Momenten zuschlug. Nach Aytac Ermans Führungstreffer aus der 26. Minute legte Vincent Boock noch vor der Pause das 2:0 nach (40.). Zehn Minuten nach der Pause erhöhte Kevin Krottke auf 3:0 (55.), ehe Leon Kroiß (78.) und dann – fast mit dem Schlusspfiff von Referee Stello – der sonst eher selten als Torschütze in Erscheinung tretende Cholevas für die Treffer vier und fünf sorgten. Pflichtaufgabe erfüllt!

„Als Trainer guckt man auch noch auf andere Dinge, die dazugehören. Ich habe heute das gesehen, was ich in zwei Spielen in der Liga vermisst habe: Wir haben tollen Fußball gespielt, die Bälle gefordert und waren in den Zwischenräumen aktiv. Jeder wollte in der Offensive den Ball haben, war aber in der Defensive auch bereit, Meter zu fressen, die weh tun. Das haben wir in der Liga mal 20 Minuten gegen Osdorf oder 30 in der zweiten Halbzeit gegen Dassendorf getan, aber nie konstant über 90 Minuten. So haben wir uns heute das Lachen zurück ins Gesicht geholt. Jeder hat dem anderen was gegönnt. Wenn wir etwas erreichen, dann nur, wenn wir als Team aus einer schlechten Phase herausgehen“, fasste Sören Titze seine Sicht der Dinge zusammen und ergänzte: „Es hat mich riesig gefreut, dass sich über 90 Minuten alle – selbst die, die auf der Bank gesessen haben – für den Anderen gefreut haben und auf dem Platz eingesprungen sind.“ Klar, so Titze weiter, „wird es immer schlechte Phasen oder Rückschläge geben, aber ich habe den Jungs gesagt: Erinnert euch an das, was ihr könnt, seid nicht negativ oder lasst euch von kleinen Impulsen beeinflussen.

Noch ein Neuzugang an der „Kreuze“: Kazizada trägt jetzt das Teutonia-Trikot

Erster Auftritt im Teutonia-Dress: Neuzugang Soleiman Kazizada (re.), der nach 72 Minuten eingewechselt wurde. Foto: Knötzsch

Er habe, so der Teutonen-Trainer weiter, endlich „Entschlossenheit und Spielfreude gesehen. Ich habe den Jungs mit auf den Weg gegeben, dass sie sich drei Mal die Woche quälen. Und durch die ganze Vorbereitung. Sie lassen jeden Abend ihre Frauen und Kinder zuhause, weil Fußball ihre Leidenschaft ist, Diese Leidenschaft habe ich – ausgenommen im Pokal gegen Inter Eidelstedt – vorher nicht gesehen. Heute war sie da.“ Einer derjenigen, der sie zeigte, war Soleiman Kazizada. Den 20-Jährigen hat „T05“ frisch verpflichtet. „Wir hatten schon im Mai zusammengesessen und über die neue Saison gesprochen. Eigentlich wollte er für ein Stipendium in die USA gehen. Das hat nicht geklappt. Daraufhin hat er mich in der vergangenen Woche angerufen und gefragt, ob wir noch Platz frei haben. Aufgrund einiger langfristiger Ausfälle passt das, daher haben wir kurzfristig entschieden, dass wir ihn noch dazu nehmen“, sagt Titze über Kazizada, der zuletzt beim FC St- Pauli II in der Regionalliga Nord unter Coach Joachim Philipkowski aktiv war, davor in der A-Jugend der „Kiezkicker“ vor den Ball trat und seine Premiere im Teutonia-Dress mit der Nummer elf ab der 72. Minute feierte, nachdem er für Maximilian Fischer in die Begegnung gekommen war.

Von derlei Möglichkeiten kann Gunnar Hitscher auf der anderen Seite nur träumen. „Uns war klar, dass es vor allem ums Verteidigen gehen würde. Das haben wir gut gemacht. Wir hatten auch selbst ein paar offensive Situationen. Wir wollten eigentlich aus der Balleroberung schnell tief nach vorne Spielen, In ein, zwei Szenen hätten wir das machen können, haben es aber nicht getan. Und dann ist Teutonia einfach mal brutal gut“, so der Übungsleiter des Nord-Bezirksligisten. „Ich habe auch meinen Jungs gerade nach dem Spiel schon gesagt: Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die viel Regionalliga-Erfahrung hat und in Zukunft vielleicht auch noch welche sammeln wird. Das war für uns einfach eine Lehrstunde. Wir haben es aber trotzdem ordentlich gemacht und uns keine richtig heftige Packung abgeholt. Das 0:5 ist noch in Ordnung“, konstatierte Hitscher im Anschluss an die Begegnung, musste letztlich aber auch klar anerkennen: „Fußballerisch sind wir gegen einen solchen Gegner nie dahin gekommen, wie wir eigentlich selbst Fußball spielen wollen.“

Jan Knötzsch

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