Balat ballert, Sasel beißt – und Kleinschmidt platzt der Kragen

TSV schickt Condor mit 4:0 vom Kunstrasen am Parkweg

29. Oktober 2017, 19:42 Uhr

Doppelt hält besser: Bünyamin Balat (li.) gelangen beim 4:0-Sieg des TSV Sasel gleich zwei Treffer. Foto: Mathias Merk

Der SC Condor bleibt in der laufenden Saison einfach ein Rätsel: Da verliert die Mannschaft von Trainer „Crille“ Woike mal gegen den SC Victoria 0:6, dann schießt sie wiederum den in der Tabelle vor ihr stehenden FC Süderelbe mit 5:0 ab – und kassiert genau eine Woche nach diesem Erfolg auf einmal eine auch in dieser Höhe verdiente 0:4-Niederlage beim Aufsteiger TSV Sasel. Und nicht nur das: Obendrein wurden auch noch zwei „Raubvögel“ vor den 212 zahlenden Zuschauern am Parkweg des Feldes verwiesen. Logisch, dass die Laune von Condor-Coach Woike alles andere als gut war, während bei den Hausherren nach dem „Dreier“ natürlich eitel Sonnenschein herrschte. 

Die Frage nach der strittigen Szene aus der 60. Minute war gerade verklungen, da flüchtete sich Condors Trainer in Ironie. „Der Elfmeter war gut geschossen“, retournierte Christian Woike, als es darum ging, wie er denn das Geschehen gesehen habe. „Ich kann zu der Entscheidung nichts sagen. Ich bin kein Schiedsrichter. Ich kann das nicht“, fügte der 39-Jährige schließlich an. Man musste kein Prophet sein, um zu erahnen, was Woike von dem hielt, was Schiedsrichter Florian Pötter (FC Voran Ohe) da nach knapp einer Stunde „angestellt“ hatte: wenig bis gar nichts. Das war schon auf dem Feld – oder besser am Spielfeldrand – deutlich geworden, wo sich Woike einige verbale Duelle mit dem Unparteiischen lieferte. Und das nicht erst ab dem ominösen Moment, den der „Raubvögel“-Dompteur nicht so richtig verstehen wollte oder konnte. 

Woike: „Alles war in der letzten Woche noch sehr gut war, war diesmal sehr schlecht“

Zum Wegschauen: Condor-Coach Christian Woike erlebte keinen schönen Nachmittag am Parkweg. Foto: KBS-Picture

Und damit hinein in die Vollen: Was war nach 60. Minuten überhaupt passiert? Sasel avancierte bis dahin zum klar besseren Team. Bünyamin Balat scheiterte schon nach elf Minuten im Anschluss an ein Anspiel von Yannis Büge an Condors Keeper Sascha Kleinschmidt, auch Daniel Lichy kam eine Minute später am „Goalie“ der Gäste nicht vorbei. Auch gegen Büge blieb Kleinschmidt nach einer Viertelstunde der Sieger. Condor hatte nur durch Özgür Bulut so etwas wie einen Torschuss zu verzeichnen – und der war sichere Beute für TSV-Torsteher Todd Tuffour. Danach war wieder Sasel an der Reihe: Lukas-Gabriel Kourkis (30.) und erneut Lichy (33.) fanden zwei weitere Male ihren Meister in Kleinschmidt, ehe dieser nach 35 Minuten dann doch hinter sich greifen musste und ein Schuss von Balat aus der zweiten Reihe das 1:0 für die Gastgeber bedeutete. In der zweiten Minute der Nachspielzeit des ersten Durchgangs versuchte sich dann Niko Zankl vor dem Condor-Tor. Ohne Erfolg. Wieder konnte Kleinschmidt klären, der auch zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen Büge Sieger blieb (51.).

Vier Minuten später dezimierte sich Condor durch die „Ampelkarte“ gegen Ibrahim Özalp selbst (55.), doch es sollte noch schlimmer kommen. Zunächst streifte Nico Zankls Freistoß aus der 56. Minute das Lattenkreuz, dann traf der gleiche Spieler nach 60 Minuten erneut die Latte – und auf einmal ertönte ein Pfiff von Referee Pötter. Der hatte offenbar eine Abseitsposition Zankls gesehen, die ihm sein Linienrichter auch anzeigte, zudem aber auch ein Foul an Celikten erkannt, noch ehe Zankl an den Ball kam. Pötter deutete entsprechend seiner Wahrnehmung auf den Elfmeterpunkt. Eine Entscheidung, die auf Seiten der Gäste niemand nachvollziehen konnte. Am wenigsten offenbar Carlos Flores, der sich scheinbar verbal gegenüber dem Spielleiter im Ton vergriff. Jedenfalls zeigte Pötter dem noch nicht eingewechselten (!) Flores, der gerade dabei war, sich neben dem Tor aufzuwärmen, die Rote Karte. Den Elfmeter verwandelte dann Timo Adomat, der Kleinschmidt verlud, zum 2:0 (62.).

Zankl: „Der Elfmeter und die Gelb-Rote Karte haben uns extrem in die Karten gespielt“

TSV-Trainer Danny Zankl konnte mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr zufrieden sein. Foto: KBS-Picture

Damit deutete sich an, in welche Richtung das Spiel nun laufen würde – und so kam es letztlich auch. Nach 69 Minuten rettete Kleinschmidt zwar gegen Balat (69.) und acht Minuten später blieb nach einem von Saseler Seite reklamierten Foul an Tolga Celikten im SCC-Strafraum die Pfeife Pötters diesmal stumm, doch Treffer Nummer drei sollte dennoch folgen: Nach 84 Minuten drang Celikten über links in den Strafraum ein, legte für Balat auf und der schloss den Angriff mit seinem zweiten Treffer ab – 3:0. Nur vier Zeigerumdrehungen später sorgte dann Lichy für den vierten Saseler Treffer und den Schlusspunkt, so dass Condor-Coach Woike den Hausherren nach dem Spiel einen „verdienten Sieg“ attestierte: „Daran gibt es nichts zu rütteln. Auch in der Konstellation mit elf gegen elf war Sasel die bessere Mannschaft und hätte höher führen müssen. Wir können uns bei unserem Torwart und seiner Leistung bedanken, dass es nicht so war. Der Gegner hat nicht immer gut abgeschlossen, teils auch zu früh. Wir selbst waren nicht da, haben keine Mittel gefunden. Wir sind zu wenig gelaufen, wir haben zu wenig Bereitschaft gezeigt und wir hatten eine schlechte Aufteilung auf dem Platz. Alles war in der letzten Woche noch sehr gut war, war diesmal sehr schlecht. Sasel war uns überlegen.“

Worte, die Danny Zankl nur allzu gern vernahm. „Wir haben auf Teufel komm' raus versucht, das zu bestätigen, was gegen Vicky in der Vorwoche gut war und hatten eine gute Balance im Spiel. Unser Ziel war es, fußballerische Akzente zu setzen und Kontrolle und Dominanz aufzubauen. Wir wollten mit Leidenschaft und Emotionen im Spiel gegen den Ball agieren und ein hohes Pressing zeigen“, erklärte Sasels Trainer nach dem Match, „es war klar, dass wir keine Schwankungen im Spiel gebrauchen konnten. Wir wollten gegen zehn Mann keine Achterbahnfahrt erleben. Ich bin sehr zufrieden, dass wir stabil aufgetreten sind und so unsere Idee durchsetzen konnten.“ Seine Elf habe, analysierte Danny Zankl, „Condor gezwungen, die Außenverteidiger tief stehen zu haben, dadurch haben wir ihnen Anspielstationen genommen und Fehler erzwungen, aus denen wir dann Chancen kreieren konnten. Einige davon haben wir nicht gut abgeschlossen. Der Elfmeter und die Gelb-Rote Karte haben uns dann extrem in die Karten gespielt. Es war wichtig, dass wir 90 Minuten Speed auf dem Platz hatten und nachlegen konnten. Wir haben eine super Ersatzbank, es war kein Abbruch zu sehen, als wir neue Kräfte gebracht haben. So langsam beißen wir uns fest in diese Oberliga-Saison.“

Kleinschmidt: „Wenn wir die Punkte nicht holen, müssen wir nach unten gucken“

Condors Keeper Sascha Kleinschmidt fand nach dem Schlusspfiff deutliche Worte. Foto: KBS-Picture

Auf der anderen Seite konstatierte Sascha Kleinschmidt, dass es „in allen Belangen für uns nicht gereicht hat. Selbst, wenn wir den Elfmeter nicht gegen uns bekommen, gehen wir hier nicht als Gewinner vom Feld. Das war eine ganz schwache Leistung“, konstatierte Condors Schlussmann und bekannte: „Es kommt selten vor, aber in der Pause bin ich laut geworden. Mir ist der Kragen geplatzt. Es haben zu einfache Dinge gefehlt, die wir steuern können: Wir haben in der Defensive nicht alles gegeben, die Laufbereitschaft hat nicht gestimmt. Keiner wollte für den anderen einen Meter zu viel machen. Wenn man von Anfang an weiß, dass man 100 Prozent gibt, kann man nicht verlieren. Aber bei uns ist es so, dass, wenn ein Negativerlebnis nach dem anderen kommt, das als ein Nackenschlag nach dem anderen wirkt.“ Dann, so der Kapitän weiter, „gehen bei uns die Köpfe runter. Ich will das nicht alles auf den Umbruch schieben, den wir als Mannschaft haben. Es war klar, dass die Saison nicht so einfach wird, aber gegen einen Aufsteiger aus der Landesliga musst du als gestandener Oberligist dagegen halten. So wie wir darfst du dich nicht präsentieren. Seit der Vorbereitung sind jetzt 14 Wochen vergangen, so langsam muss das alles mal greifen bei uns. Mir war von vornherein klar, dass wir nicht unter den ersten drei Teams landen werden, aber: Wenn wir die Punkte nicht holen, müssen wir nach unten gucken...“

Jan Knötzsch 

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